Vernissage: Wenn Plakate lebendig werden
Die 100 Besten Plakate 21 kommen nach St.Gallen. Die renommierteste Plakatausstellung im deutschsprachigen Raum ist vom 2. bis 24. September im Eingangsbereich der Schule für Gestaltung zu sehen. Eine App ermöglicht es, einige der 100 besten Plakate in ihrer vollen Pracht animiert zu sehen.
Herr Kerschbaum, als Initiator und Organisator der «100 besten Plakate 2021 in St.Gallen» holen Sie die internationale Ausstellung zum vierten Mal nach St.Gallen. Worauf dürfen sich die Besucherinnen und Besucher freuen?
Philip Kerschbaum, Präsident des Vereins Alumni HF KGD und Inhaber des Design-Studio Modo: Die Vernissage findet am Freitagabend 2. September 2022 um 19 Uhr statt. In einer kurzen Einstiegsrede werden die Hintergründe zur Ausstellung sowie der Bezug zur St.Galler Plakatkultur beleuchtet. Der gemeinsame Apéro ermöglicht es den Teilnehmenden den Repräsentant/innen der «100 besten Plakate» Fragen rund um die aktuelle Ausstellung zu stellen. Es werden die Hintergründe einzelner Werke beleuchtet, die Betrachtern teilweise verborgen bleiben. Vor Ort werden auch Jury-Mitglied Larissa Kasper und Samuel Zuberbühler, Leiter Standortförderung Stadt St.Gallen, sein. Das beide zu den Gästen sprechen, ist eine grosse Ehre.
Welches Publikum sprechen die «100 besten Plakate» an?
Ein breites Publikum. Gerade Plakate zeichnen sich dadurch aus, dass sie unmittelbar wirken und kein vertieftes Fachwissen voraussetzen. Zu sehen sind frische Plakate. Aber auch für Auszubildende ist die Ausstellung ein wertvoller Gradmesser. Anders als im Unterricht werden hier nicht die grossen Namen der Vergangenheit beleuchtet, sondern auch aktuelle Trends und Designströmungen.
Das digitale Plakat hatte noch nie einen solch hohen Stellenwert wie heute.
Gerade an hochfrequentierten Plätzen hat das bewegte Plakat in Form von E-Panels, E-Boards, Screens oder Passanger-TV enorm an Bedeutung gewonnen. Um diese animierten Plakate sichtbar zu machen, ist Augmented Reality ein geeignetes Mittel für die Ausstellung. Um die erweiterte Realität der Plakate im Eingangsbereich der Schule für Gestaltung zu sehen, lädt man sich die App Artivive herunter. Wird das Smartphone dann auf die Plakate mit den gelben Punkten gerichtet, wird die Animation sichtbar.
Hat es auch dieses Jahr Ostschweizer Plakate unter den Gewinnern?
Ja! Es handelt sich dabei gleich um drei Plakate von der renommierten Grafikdesignerin Anna Haas für das Palace St.Gallen. Dies überrascht bei der grossen Plakat-Tradition der Region nicht. Aus diesem Grund ist es uns wichtig, neben der Hauptausstellung auch einzelne Werke von ehemaligen Gewinnern aus der Ostschweiz zu präsentieren. Schweizer Grafikdesign und Typografie haben eine Strahlkraft über die Landesgrenzen hinaus. Das Mettier geniesst international einen exzellenten Ruf und darauf dürfen wir stolz sein. Da verwundert es nicht, dass unter den 100 besten Plakaten insgesamt 54 Gewinner aus der Schweiz stammen.
Die Ausstellung wird anschliessend bis zum 24. September 2022 zu den normalen Öffnungszeiten der Schule für Gestaltung zugänglich sein. Welche Plakate der aktuellen Ausgabe faszinieren Sie?
Die Ausstellung brilliert als Ganzes durch ihre immense Qualität im Spannungsfeld von Grafik, Typografie, Illustration und Fotografie. Unter die Gewinner reihen sich exzellente Werke von Agenturinhabern und Professoren bis hin zu hochtalentierten Studierenden ein. Mich sprechen zahlreiche Arbeiten sowohl inhaltlich als auch visuell an.
An welches Plakat denken Sie dabei besonders?
Spontan zum Beispiel an das von Daniel Peter für die Ausstellung «Fleisch» der Schweizerischen Nationalbibliothek. Sein Plakat zeigt, wie man bei einer neuen Formgebung die Aussage verändert. Die in Pillen-Form abgebildete Wurst zeigt eindrücklich, wie einfache stilistische Mittel eine gewünschte Assoziationskette auslösen. Die kommunikative Wirkung ist gross. Dabei wird der Gesundheitsaspekt beleuchtet und die Beeinflussung durch Antibiotika auf das Nahrungsmittel. Ein weiteres faszinierendes Plakat ist für mich beispielsweise das von Hammer für die Gessnerallee, welches mit einer illustrierten Kraken-Figur in Napoleon-Pose einem schwarzen Hengst am Strandufer darstellt.
Weshalb?
Diese überspitzte Darstellung hat etwas Szenisches, ist zugleich humorvoll und verweist auf die Theaterinszenierungen in der Gessnerallee. Als drittes kommt mir das Plakat mit dem Titel Human Parasite in den Sinn. Es zeigt eine Illustration eines Menschen der den Globus umschlingt und verschlingt. Diese Darstellung zeigt auf eindringliche Weise, dass der Mensch mit seinem Verhalten als schädlichster Parasit die Erde gefährdet und regt somit mit umgekehrter Psychologie dazu an unserem Planeten mehr Sorge zu tragen und nachhaltiger zu leben.
Vernissage: Freitag, 2. September, 19 Uhr, Schule für Gestaltung, Demutstrasse 115, St.Gallen. Weitere Informationen zur Wanderausstellung hier.
Titelbild: Daniel Peter
Bild: Philipp Knöpfel