Auf den Spuren des Zweiten Weltkriegs in Dachau und Nürnberg
Einmal im Jahr heisst es für die Geschichtsinteressierten Lernenden und Lehrpersonen der Berufsmaturität «Koffer packen!» und tief in die Geschehnisse des Zweiten Weltkriegs eintauchen. Beinahe 15. Mal fand der zweitägige Ausflug nach Deutschland statt.
Früher war die Exkursion auf einen Tag beschränkt, seit vier Jahren ist sie zweitägig. Das Ziel der Weiterbildungsveranstaltung ist es, wichtige Schauplätze des Zweiten Weltkriegs zu besichtigen, um den Geschichtsunterricht anschaulich und vertiefend zu gestalten. Am freiwilligen Ausflug nahmen rund 70 Lernende und Lehrpersonen aus der BMS teil.
Früh am Samstagmorgen ging es los. Die erste Station war das ehemalige Konzentrationslager in Dachau bei München. Nach den schrecklichen Eindrücken und Schilderungen endete der Guide mit den einprägsamen Worten: «Es darf nie wieder passieren!» und hatte damit klar gemacht, dass die schlimmen Taten der Nazis nicht nur ein rassistisches Verbrechen der Vergangenheit, sondern auch ein Mahnmal für die Gegenwart und Zukunft sein sollen.
Am Nachmittag fuhr der BMS-Reisebus weiter nach Nürnberg. In der wunderschönen mittelalterlichen Stadt waren die Geschichtsfans aus St. Gallen in der Jugendherberge einquartiert. Sie befindet sich in den Burgermauern der Stadt Nürnberg und diente Karl dem Grossen im Mittelalter zwischenzeitlich als Residenz und Stall für seine stolzen Pferde.
Auf dem Reichsparteitagsgelände
Nachdem der Samstagnachmittag zur freien Verfügung genutzt werden konnte, standen am Sonntagmorgen gleich zwei weitere wichtige Programmpunkte an. Zum einen die Besichtigung des ehemaligen Reichsparteitagsgeländes mit den monumentalen Bauten der Nazis. Der Gigantismus und Brutalismus in Gebäudeform war erschlagend und erschütternd, auch wenn nicht mehr alles physisch vorhanden war.
Besonders eindrücklich waren die nicht fertiggestellte Kongresshalle, die teilweise dem römischen Kolosseum nachempfunden ist, und die Zeppelintribüne, von welcher aus Diktator Hitler vor bis zu 500‘000 Zuhörern seine Reden hielt.
Historisch relevant
Das Dokumentationszentrum im ehemaligen NSDAP-Gebäude beeindruckte ebenfalls. Mit Stahl, Aluminium, Glas und Sichtbeton wurde ein moderner Gebäudeteil wie ein Keil in die Kongresshalle integriert, der den Bruch mit der Nazi-Vergangenheit auch optisch verdeutlicht. Die 42 Millionen roten Ziegel der Kongresshalle waren architektonisch klar durchtrennt vom neuen Gebäudeteil. Somit war auch optisch der Schnitt mit der Naziherrschaft gelungen.
Zum Zweiten schloss sich der Kreis der Exkursion mit einer Führung durch die Räumlichkeiten des Gerichtgebäudes, in welchem die Nürnberger Prozesse stattgefunden hatten. Der Saal, in welchem Kriegsverbrecher und Nazis wie der Reichsluftfahrtminister und Hitlers Nummer zwei im Staat Hermann Göring oder Alfred Jodl (Chef des Oberkommandos der Wehrmacht) ihre gerechte Strafe bekamen und beim ersten internationalen Kriegsverbrechertribunal abgeurteilt wurden, triefte nur so vor historischer Relevanz.
Dass die Emotionen in Deutschland auch heute noch nicht ganz abgekühlt sind, zeigte der Guide der einen Gruppe. Bei der Betrachtung der Fotos der Angeklagten entfuhr es ihm, dass Julius Streicher, der Herausgeber des Hetzblattes «Der Stürmer», doch eine «verdammte Dreckschleuder» gewesen sei.
Geschichtsunterricht: interaktiv und lebendig
Die zwei Tage in Deutschland waren sehr intensiv, aber auch extrem beeindruckend. Die Exkursion hat gezeigt, dass Geschichte nicht alt und verstaubt sein muss, sondern durchaus spannend, interaktiv und lebendig. Es war eine wunderbare Bereicherung für den Unterricht und hat auf jeden Fall einen bleibenden Eindruck hinterlassen.
Die Organisatoren bedanken sich bei allen, die dabei waren und dieses tolle Wochenende möglich gemacht haben.