Bildung neu denken mit der IT-Bildungsoffensive
Im Teilprojekt 3 der IT-Bildungsoffensive des Kantons St.Gallen werden neue Bildungskonzepte erarbeitet. Der Unterricht soll modular und flexibler werden. Wie? Darüber haben sich die Projektmitwirkenden mit Experten im GBS-Schulhaus Riethüsli ausgetauscht.
Larissa macht eine Lehre zur Polymechanikerin, betreibt nebenbei Leistungssport und verbringt jedes zweite Wochenende bei ihrem Vater in Baden. Ein vollgepackter Terminkalender. Damit sie das alles unter einen Hut bringt, muss sie ihre Freizeit effizient nutzen und etwa während Zugfahrten Theoriestoff aus den berufskundlichen Fächern lernen. Das fällt ihr leicht – ausser in Mathe. Dort muss sie beim Präsenzunterricht dabei sein, damit sie mitkommt. Wie muss ein Lernprozess für eine Lernende wie Larissa aussehen, damit er zeitlich und örtlich flexibel gestaltet werden kann und zum Erfolg führt?
Ausbildungsgänge modular aufbauen
Mit solchen Fragen wie in diesem fiktiven Beispiel beschäftigen sich die Mitwirkenden im Teilprojekt 3 der IT-Bildungsoffensive des Kantons St.Gallen. Der Titel: Neues Inhaltsarrangement. Das Ziel: Eine kontrollierte Einführung neuer modular-flexibler Bildungskonzepte in Kooperation mit der Berufsrevision FUTUREMEM. Die Umsetzung am BZWU (Schwerpunkt Mechanik) und am GBS St.Gallen (Schwerpunkt Automation/Elektronik) ist per August 2024 geplant. In diesem Teilprojekt sollen zudem Lehr-/Lernformen sowie digitale Technologien eingesetzt werden. Das soll die Berufe für junge Leute attraktiver machen, Perspektiven bieten, den Frauenanteil erhöhen und nicht zuletzt grundsätzlich mehr Lehrverhältnisse in der Berufsbildung bringen.
Die Projektgruppe setzt sich zusammen aus MEM-Lehrpersonen des BZWU und des GBS St.Gallen sowie Marcel Capeder von der Firma Starrag und Pascal Känzig von Stadler Rail. Nachdem sich diese Gruppe intensiv mit dem Thema beschäftigt hat, holt sie weitere Player ins Boot und hat zu einer Infoveranstaltung ins GBS-Schulhaus im Riethüsli geladen.
Kollaboration mit Betrieben und überbetrieblichen Kursen vertiefen
Mit der IT-Bildungsoffensive werden über mehrere Jahre verteilt gesamt 75 Millionen Franken in verschiedenen Stufen investiert – und zwar in die Bildung der Leute. Damit wirkt die Bildungsoffensive dem Fachkräftemangel entgegen und fördert den Wirtschaftsstandort St.Gallen. Die Bildungsoffensive umfasst fünf Schwerpunkte, einer davon ist die Berufsbildung. Diesen stellt Daniel Rakic vom Amt für Berufsbildung vor.
Zu diesem Schwerpunkt wiederum zählt das Teilprojekt 3. Es umfasst neben neuen Bildungskonzepten auch die vertiefte Kollaboration mit überbetrieblichen Kursen und Betrieben. Denn, das betonen die Verantwortlichen an diesem Nachmittag immer wieder, «nur gemeinsam kommt man vorwärts».
Die Lernenden stehen im Zentrum
50 Teilnehmende sind am Anlass im Riethüsli dabei, sei es vor Ort oder online zugeschaltet. Es sind Berufsbildner, Mitglieder von Fachkommissionen und Verbänden oder Fachlehrpersonen. «Die Lernenden stehen bei diesem ganzen Prozess im Zentrum», betont Teilprojektleiter Jürg Pfeiffer. Deshalb erzählen an diesem Nachmittag zwei Lernende aus ihrem Schul- und Berufsalltag und davon, was sie sich für ihre Ausbildung wünschen. Der Tenor ist deutlich. Der Unterricht soll flexibler und individueller werden, um auch auf unterschiedliche Lernfortschritte eingehen zu können. Abwechslung schätzen die beiden Lernenden genau so wie die Möglichkeit, selbständig zu lernen.
Nach dem offiziellen Teil geht es in die Gruppengespräche. Die Teilnehmenden bringen ihre Erwartungen, Fragen und Gedanken zum Teilprojekt ein. Denn auch die Kommunikation ist ein grosses Thema in diesem Teilprojekt. Die Anliegen der Mitwirkenden will die Projektgruppe aufgreifen und danach das Grundlagenkonzept konkretisieren. Und damit einen Mehrwert für alle schaffen.