BIM-Frühstücksgespräch: Zuerst Virtual Reality, dann die Baustelle

Komplett papierlose Baustellen gibt es bereits. «Wir müssen uns der Digitalisierung schrittweise nähern und zum Beispiel beginnen, mit dem Handy auszumessen», sagt Stefan Sennhauser, Referent am BIM-Frühstücksgespräch. Und Patrik Marty empfiehlt, die Baustelle noch vor dem Spatenstich in der Virtuellen Realität gemeinsam zu begehen. Die nächsten BIM-Frühstücksgespräche finden am 4., 11. und 25. Mai 2023 statt (Jetzt anmelden).
Mit einem Zitat begrüsste Daniel Gerber, Lehrgangsleiter an der Baukaderschule St.Gallen, die Teilnehmenden des BIM-Frühstückgesprächs. «Im Jahr 2023 wird BIM etabliert sein», sagte vor zehn Jahren Jobst Willers, damaliger Präsident der SIA-Berufsgruppe Technik BGT. Eine Umfrage in der Aula ergab, dass diese Aussage so noch nicht vollumfänglich unterschrieben werden kann. Dennoch sagt Referent Stefan Sennhauser: «Man kann nicht passiv sein und auf das erste BIM-Projekt in seiner Region warten. Es braucht den ersten Schritt.»
Der Leiter IT und Digitalisierung bei der E. Weber AG zeigte auf, wie BIM beim Wattwiler Bauunternehmen einerseits den Planungsprozess beschleunigt. Andererseits steigere die Vernetzung von Daten sowohl die Effizienz als auch die Qualität. «Fehler und Kollisionen in der Planung werden dank den genauen Daten aus den BIM-Modellen rechtzeitig erkannt», erklärt Sennhauser.
Geeignetes BIM-Objekt auswählen
Stefan Sennhauser hat sich für den klassischen Werdegang auf dem Bau entschieden: Nach der Maurer-Lehre bildete er sich an der Baukaderschule St.Gallen vom Bauvorarbeiter, zum Baupolier und heutigem Bauführer weiter. Bei der E. Weber AG befasste er sich in den vergangenen acht Jahren mit den digitalen Möglichkeiten. Er sagt: «Wir als Baufirma sind froh, mit der Digitalisierung mitzuhalten. BIM ist ein kleiner Teil davon, denn das gesamte Grundgerüst muss passen. Wir legen die Unterlagen beispielsweise auf MS Teams ab und rapportieren nicht mehr auf Papier.»
Am Frühstücksgespräch zeigte Sennhauser auf, wie bei der E. Weber AG bestimmt wird, ob BIM-Modelle zum Einsatz kommen. Das Vorgehen beinhaltet fünf Punkte:
Auf Knopfdruck in der Virtual Reality
Von einer komplett papierlosen Baustelle in Küsnacht ZH berichtete Sennhauser – auch die Ausschreibung und die Kalkulation wurden auf einer digitalen Kollaborationsplattform festgehalten. «Wir haben bei diesem Tiefbau-Infrastruktur-Projekt ein «Augmented Reality-Projekt initiiert. Die Bauherrschaft und Bauleitung liefen mit dem Tablet in der Hand der Strasse entlang und sahen sich in einer Verschmelzung vom digitalen Modell und der Realität in Echtzeit die im Boden liegenden Leitungen an», schilderte Sennhauser.
Auf Knopfdruck direkt in der Virtual Reality – wie das aussieht, zeigte mit Patrik Marty der zweite Referent. Der CEO der Hegias AG lief mit einer VR-Brille durch das geplante Gebäude. «Ich kann das Objekt bereits in der Planungsphase begehen. Ich erkenne Fehler, bevor die Baustelle überhaupt startet. Ein grosser Vorteil», so Marty. Seine Hauptbotschaft an diesem Donnerstagmorgen: Wenn 3D-Pläne durch die VR-Brille statt in einem 2D-Bildschirm angeschaut werden, haben alle Beteiligten dasselbe Vorstellungsvermögen. «Wenn alle das Projekt gemeinsam begehen und Fehler erkennen, sparst du am Ende des Tages sehr viel Zeit und Geld.»
Praxis hilft, um das Potenzial der Digitalisierung zu verstehen
Kommunikation hilft, damit genau dieser Mehrwert von BIM erkannt wird und Berührungsängste abgebaut werden. «Wir brauchen Mitarbeitende, die mitziehen. Dafür müssen wir mit ihnen diskutieren und ihre Inputs einfliessen lassen», so der Appell von Stefan Sennhauser. Er setzt sich ebenso dafür ein, dass die Mitarbeitenden genügend Zeit erhalten, um sich die neuen Kompetenzen anzueignen.
Zudem gibt Sennhauser zu verstehen, dass der Nagel auch in der Zukunft nicht mit einem Tablet eingeschlagen werde. «Wir arbeiten wie in den letzten Jahren bei Wind und Wetter. Aber: Die Schere zwischen Baufirmen geht auseinander, die sich dem Fortschritt annehmen und denjenigen, die weiter machen wie bisher», sagt Sennhauser. Sein Fazit zum Schluss: Praktische Erfahrungen in Projekten sind unerlässlich, um das Potenzial der Digitalisierung insbesondere von BIM zu verstehen und erfolgreich anzuwenden.