Der Industrial Designer unter den Erfindern
Als Kind wollte Sven Brugger Erfinder werden. Nach seiner Laufbahn als Gebäudetechnikplaner ist er nun als selbstständiger Industrial Designer tätig. «Dieser Beruf erweitert meinen Horizont», sagt er. Mehr Infos über den Lehrgang HF Industrial Design gibt es hier. Zudem begrüsst Sven Brugger Interessierte zu seinem Kurs 3D-Druck, den er an der Zeichennacht vom Freitagabend, 18. November vorstellt.
Eine simple Tasse ist eine simple Tasse. Bevor Sven Brugger den Lehrgang HF Industrial Design besuchte, hinterfragte er diese Gleichung nicht. Nach den sechs berufsbegleitenden Semestern sagt er: «Es steckt so viel mehr dahinter! Der Entwicklungssprozess nimmt Monate in Anspruch.» Um beim Beispiel mit der Tasse zu bleiben: Zuerst gilt es, die passende Form und Farbe zu definieren und die Herstellung sowie das Material zu beachten. Dann folgt vor jedem erfolgreichen Launch eine ausgiebige Testphase. «Diese Perspektive kannte ich zuvor nicht», sagt Brugger.
Seine Faszination darüber, einen designaffineren Blickwinkel auf zuvor beliebig wirkende Gegenstände und Abläufe gewinnen zu können, liess ihn den Lernstoff aufsaugen. Lehrgangsleiter Markus Pawlick trug das seine entscheidend dazu bei. «Er ist eine inspirierende Persönlichkeit und die Stimmung innerhalb unserer Studiengruppe war genial», so Brugger, der im Sommer 2020 abschloss.
Das Katzen-Hologramm
Markus Pawlick war es auch, der im Hinblick auf den Digitaltag Ende September am Bahnhof St.Gallen, den Kontakt zu Sven Brugger herstellte. Die Schule für Gestaltung benötigte für den prominenten Auftritt innerhalb von zwei Wochen einen Stand. Brugger stürzte sich mit seiner eigenen Firma «Schwung und Kante Design» und seinem Atelier «Kollektiv.SG» ins Projekt und überliess nichts dem Zufall. Der Stand wurde tags zuvor einmal komplett auf- und wieder abgebaut. Am Digitaltag selbst war er mit einem Plan B persönlich vor Ort: «Ich nahm Ersatzmaterialien mit, unter anderem Gewindefüsse- und Ersatzbolzen. Ich lege besonderen Wert auf Details.»
Das erkannten auch die Passanten/innen am Bahnhof St.Gallen, die unter anderem über sein Katzen-Hologramm staunten. Die Pyramide auf dem Kopf erstellte der Industrial Designer wie gelernt mittels CAD (computer-aided design, rechnerunterstütztes Konstruieren). Das Grundgerüst der Plaxiglaspyramide wurde mit einem 3D-Drucker gedruckt.
An seiner Faszination für den 3D-Druck lässt Sven Brugger Interessierte teilhaben. Im öffentlichen Kurs der Schule für Gestaltung bauen die Teilnehmenden einen 3D-Drucker und lernen diesen von Grund auf kennen. Der Drucker «Creality Ender 3» darf anschliessend mit nach Hause genommen werden. Wer zuerst Schnuppern möchte, besucht am besten den Workshop von Sven Brugger an der Zeichennacht vom 18. November 2022.
Überblick im Fastfood-Restaurant
Seine berufliche Laufbahn startete der Appenzeller als Gebäudetechnikplaner EFZ, spezialisiert auf Lüftungssysteme und Klimaanlagen. Er führte Aufträge für das St.Galler Kantonsspital und auch für einen Fastfood-Giganten aus. Bei Aufträgen dieser amerikanischen Restaurantkette beträgt das Zeitfenster für den Umbau meistens nur eine Woche. «Und dann sind alle vor Ort: Der Bodenleger, der Sanitär, die Spezialisten für die Decke… Ich mag mich an 30 Handwerker erinnern.»
In solchen hektischen Momenten trumpfte Sven Brugger bereits als Gebäudeplaner mit seinem Organisationstalent und seine planerischen Fähigkeiten auf. Es sind Stärken, die ihm nun auch als selbstständiger Industrial Designer das Leben vereinfachen. Brugger erklärt: «Ich leite jetzt nach wie vor Projekte, habe Abläufe im Überblick und schaue, dass das Material zur richtigen Zeit bei den Leuten ist.»
Portfolio rasch zur Hand
Die Zeit für etwas Neues war nach acht Jahren als Gebäudeplaner gekommen. «Bei der Laufbahnberatung sind wir bereits nach einer halben Stunde auf den Lehrgang HF Industrial Design zu sprechen gekommen», erinnert sich Brugger. Zuerst habe er gar nicht gewusst, um welches Berufsbild es genau ging. «Aber der Infoabend an der Schule für Gestaltung beantwortete meine offenen Fragen.» Für das darauffolgende Aufnahmegespräch der Schule für Gestaltung stellte der Quereinsteiger innert kürzester Zeit ein Portfolio zusammen. «Ich musste mich zuerst schlau machen, was mit einem Portfolio überhaupt gemeint ist. Zum Glück war ich es mir als Gebäudeplaner schon gewohnt, mehrseitige Offerten mit exakten Projektskizzen einzureichen», so Brugger. Ideal für ihn: Der Lehrgang HF Industrial Design ergänzt bereits vorhandene handwerkliche und gestalterische Kenntnisse.
Tisch und Bank in einem
Heute lebt Sven Brugger auch seinen Kindheitstraum. Erfinder wollte er werden, über den Beruf Gebäudetechnikplaner ist er nun als Industrial Designer selbstständig tätig. Es sind die funktionalen Herausforderungen, die Vergleiche zum Kindheitstraum und zum ursprünglichen Lehrberuf ziehen lassen. Als seinen bislang grössten Erfolg nach dem Studium bezeichnet Brugger den Auftrag der Stadtwerke St.Gallen. Er durfte eine Kleinserie höhenverstellbarer Tische designen, welche zusammenklappbar sind. Mit passendem Unterbau kann der Tisch auch als Bank genutzt werden. Sven Brugger, der Designer unter den Erfindern