Die IMS-T hat ihr eigenes Büro bezogen
Die Informatikmittelschule mit Berufsmaturität Technische Richtung (IMS-T) am GBS St.Gallen ist anders gestartet, als sich das die Schüler/-innen wohl vorgestellt haben. Sie durften ihre Arbeitsplätze im Klassenzimmer selber einrichten. Büroatmosphäre kam bereits bei dieser ersten Gruppenarbeit auf.
Eine schulische Informatikausbildung – das geht! Besonders dann, wenn der Fokus während der vierjährigen Ausbildung zusätzlich zum theoretischen Schulstoff auf der Praxis liegt. Um dem Berufsalltag näher zu kommen, richteten die Schüler/-innen der IMS-T an ihren ersten Tagen ihre eigene Bürolandschaft ein. Sie schoben die Tische zurecht, platzierten den Sichtschutz und schlossen ihre Computer richtig an und erhielten erste Inputs zum Thema Ergonomie. «Das ist jetzt eure Heimat», begrüsste Ueli Niederer, Lehrgangsleiter IMS-T.
Der Zugang zur neu gewonnenen Heimat ist auch ausserhalb des Stundenplans gewährleistet. Zudem verfügt ihr Büro über Schliessfächer und einen separaten Besprechungsraum. «Die Bezeichnung Büro passt, weil ein Teil des Unterrichts sozusagen als Industriesimulation durchgeführt wird. Wir bieten den Schüler/-innen deshalb feste Arbeitsplätze an», erklärt Ueli Niederer.
Faszination Technik
Während die Räumlichkeiten ideale Voraussetzungen bieten, nennt Ueli Niederer weitere Zutaten für eine erfolgreiche Zeit an der IMS-T: «Seid motiviert, neugierig und offen. Lasst euch auf Neues ein und seid bereit, eure Komfortzone zu verlassen.» Das Klassenzimmer einem Büro nachzuempfinden, war eine erste solche Gelegenheit. Lehrerin Elvira Befort hat die Schüler/-innen während der Teamfindung beobachtet und bemerkt, wie mit fortschreitender Zeit gemeinsam über Lösungen diskutiert wurde. «Sie haben mit ihnen zuvor fremden Personen einen gemeinsamen Arbeitsplatz erschaffen», bilanziert sie zufrieden.
Auch IMS-T-Schüler David fand es eine gelungene Startaufgabe, um das Team besser kennenzulernen. «Es war schön, dass das Zimmer nicht schon vorgegeben war», sagt er. Eines hat die neu zusammengewürfelte Klasse schon einmal gemeinsam: Sie alle sind fasziniert von Zahlen und Technik. Sie arbeiten gerne am Computer und möchten in einer Branche arbeiten, die die Zukunft gestalten wird. «Technik ist ein derart grosses Feld. Ich will es für mich selber erforschen und viel dabei lernen», sagt etwa Rumeysa. Yves seinerseits hat seinem Vater, der selbst Informatiker ist, jahrelang über die Schulter geschaut. «Diese Fachrichtung interessiert mich. Ich möchte selber Informatiker werden», erklärt er.
Berufskunde und Life Skills
Edi erhielt während Schnuppertagen einen Einblick in die ICT-Welt. Er entschied sich dann bewusst gegen eine Berufslehre, «weil ich lieber noch länger in die Schule gehe.» Da die IMS-T eine dreijährige schulische Vollzeitausbildung beinhaltet, steht genügend Zeit für eine fundierte und praxisorientierte Informatikausbildung zur Verfügung. Neben der integrierten Praxisarbeit besuchen die IMS-T Schüler/-innen den Berufskundeunterricht gemeinsam mit anderen Applikationsentwickler/-innen EFZ im ersten Ausbildungsjahr. So erhalten die IMS-T Schüler/-innen auch Einblicke in die Realitäten der Lernenden aus dem dualen Umfeld.
Die Berufsmittelschule mit Richtung Technik, Architektur und Life Sciences (TALS) wird wiederum durch angewandte Allgemeinbildung in Form von Life Skills und vertiefendem Englischunterricht ergänzt. Elvira Befort wird Life Skills unterrichten. «Sie lernen, wie man sich in einem Vorstellungsgespräch richtig verkauft und wie man mit der Kundschaft adressatengerecht kommuniziert», schildert sie. Zusätzlich werden auch Mietverträge oder die Vorlagen der Abstimmungssonntage thematisiert. «Es geht hierbei auch um Persönlichkeitsentwicklung», sagt Elvira Befort.
Firmen stellen Aufgaben, die an der IMS-T gelöst werden
Das GBS St.Gallen bietet die Informatikmittelschule mit Berufsmaturität technischer Richtung dieses Jahr zum ersten Mal an. Die erworbenen Kompetenzen entsprechen dabei jenen eines/r klassischen Applikationsentwickler/-in EFZ. Neben den 31 Informatikmodulen vertiefen die Lernenden ihr Wissen anhand von Praxisbeispielen.
Die Idee dieses Praxisbezuges ist, dass die IMS-Schüler/-innen nach einer Grundausbildung anfangen, stufen- und fähigkeitsgerechte Problemstellungen zu lösen. «Während es sich zu Beginn eher um schulische Lernprojekte handelt, sollen diese Aufgaben sukzessive durch reale Aufgaben abgelöst werden», erklärte Ueli Niederer. «Auf diese Weise erhalten die IMS-Schüler/-innen nicht nur Gelegenheiten, Erfahrungen im realen, wirtschaftlichen Umfeld zu sammeln. Es besteht die Chance, dass gute Lösungen von den Firmen direkt umgesetzt werden.»
Praktikum im letzten Jahr
Zudem stellt dieser Ansatz auch den ersten Kontakt zwischen IMS-Schüler/-innen und den potentiellen Praktikumsbetrieben her. Aus diesem Grund stammen die realen Aufgaben idealerweise von Betrieben, die später auch Praktika anbieten.
Im zweiten Jahr ist ein drei- bis vierwöchiges Praktikum vorgesehen, das vierte Jahr der Ausbildung findet voll und ganz in Informatikbetrieben statt. «Idealerweise haben sich die Firmen und die Schüler/-innen bereits über die vorgängige Zusammenarbeit kennengelernt. Entsprechend freuen wir uns natürlich über die Zusammenarbeit mit möglichst vielen interessierten Firmen aus den verschiedensten Bereichen.», so Ueli Niederer.
Anforderungen der IMS-T
Die IMS richtet sich an leistungsfähige Lernende mit grossem Interesse in den Bereichen Informatik und Technik. Sie setzt gute bis sehr gute schulische Leistungen auf Sekundarschulniveau voraus.
Lernende der IMS verfügen über logisch-abstraktes Denkvermögen, Zahlenflair, exakte Arbeitsweise, Teamfähigkeit, Freude am Computer und am Experimentieren, rasche Auffassungsgabe, gute Umgangsformen, Kreativität, Konzentrationsfähigkeit, Zuverlässigkeit, Sprachkompetenzen.
Aufnahmeprüfung
Interessierte Schüler/-innen müssen die reguläre Einheitsaufnahmeprüfung BMS sowie eine Eignungsprüfung Informatik ablegen.
Es gibt deshalb einen zweistufigen Eintrittstest: Zunächst muss die Aufnahmeprüfung für die Berufsmaturität erfolgreich absolviert werden (September oder März), ergänzend muss der spezielle Multicheck-Test bestanden werden. Auf der Website von Multicheck gibt es die Möglichkeit, diesen Test kennenzulernen.