«Die Lernenden sind sehr rücksichtsvoll»

Die Mikrocontroller und Programmboards, welche Reto Manser den Lernenden Elektroniker des 3. und 4. Lehrjahrs nach Hause versenden wollte, blieben mehrere Tage auf dem Tisch im Schulzimmer liegen. Denn die Verpackung für die 36 Übungsgeräte traf nicht zum gewünschten Lieferdatum ein. «Es kam wohl beim Spediteur, wie derzeit in vielen anderen Firmen, zu einem Lieferengpass», sagt Reto Manser. Der Lehrer rechnet damit, dass ab Mitte kommender Woche die Geräte definitiv bei den Lernenden eintreffen und somit die ersten Programmierübungen gemacht werden können. Die Verzögerung sei kein Problem, denn an Schulstoff fehlt es keineswegs. Auch, weil die neue Form des Unterrichts den Zeitplan so oder so etwas ausbremst. Dennoch oder gerade deswegen erachtet Reto Manser es wichtig, am Stundenplan festzuhalten. So startete auch der Unterricht am Montag wie gewohnt um 8.20 Uhr – nur eben nicht im Klassenzimmer, sondern bei jedem Lernenden Zuhause via Video-Konferenz. Bedenken, dass womöglich nicht alle Lernenden zur besagten Zeit sich live einschalten können, haben sich nicht bestätigt. Ganz im Gegenteil: «Es hat wunderbar geklappt», freut sich Reto Manser und weiter: «Auch wenn der Unterricht mal nicht ganz flüssig ist oder technisch nicht einwandfrei, reagieren die Lernenden äusserst rücksichtsvoll und nachsichtig.» Der Unterricht beginne jeweils mit einer kurzen Video-Konferenz, danach arbeiten die Lernenden an einem Auftrag, welcher dann zu einem späteren Zeitpunkt wieder gemeinsam besprochen wird. Hierfür eigne sich besonders das Teilen der Bildschirmansicht. «Diese neue Unterrichtsform sagt den Lernenden offenbar sehr zu, wie mir die Rückmeldungen zeigen», sagt Reto Manser. «Auch sagten mir viele, dass sie sogar konzentrierter lernen können, als im Klassenzimmer.» Dennoch gehe mit der digitalen Kommunikation das Befinden jedes einzelnen Schülers unter. Dem möchte der Lehrer mit separaten Video-Gesprächen und Chats entgegenwirken. «Es ist mir ein grosses Anliegen, gerade auch in dieser speziellen Zeit, ein offenes Ohr für die Lernenden zu haben. Ich spreche sie deshalb gezielt auf die aktuelle Situation an und frage sie, wie es ihnen ergeht und wie sie damit umgehen.»
Glücklicherweise würden die Lernenden einen starken Rückhalt in der Familie spüren, wie Reto Manser aus den Gesprächen erfahren durfte. Rückhalt der nun besonders wichtig ist, zumal die meisten der Lernenden momentan auch nicht mehr in die Betriebe zurückkehren dürfen, sondern die Arbeiten von Zuhause aus erledigen müssen.