ICT-Fachleuten gehört die Zukunft
Die Zugfahrt nach Zürich fällt weg: Neu werden ICT-Fachmänner und ICT-Fachfrauen am GBS St.Gallen unterrichtet. Während der Berufslehre werden sie zu Allrounder, die sich in Hard- und Softwarefragen bestens auskennen und im Support überzeugen.
Oliver, weshalb sind ICT-Fachleute auf dem Arbeitsmarkt gefragt?
Oliver Lux, Fachbereichsleitung Informatik am GBS St.Gallen: ICT-Fachfrauen und /-Fachmänner haben Zukunft, denn neben den Entwicklern benötigen die Unternehmen auch Expertinnen und Experten für den Support. ICT-Fachleute können mit den Anwendern umgehen und ihnen am Arbeitsplatz erklären, wo das technische Problem liegt.
Warum findest Du persönlich diesen Beruf spannend?
Die Mischung aus Technik und Kommunikation macht es aus. Es geht nicht, dass eine IT-Abteilung nur über Tickets kommuniziert und sich auf Anleitungen fokussiert. Die grosse Stärke dieser Ausbildung ist, dass sie sich auf den sozialen Austausch konzentriert. Diese Kompetenzen sind auf dem Arbeitsmarkt immer mehr gesucht. Es braucht Fachleute, die dem normalen Anwender zuhören, ihm erklären und auf seine Probleme reagieren.
Am GBS St.Gallen werden seit diesem Sommer neu 16 angehende ICT-Fachmänner/-frauen unterrichtet. Was erwartet die Schüler/innen?
Die Module sind stark praxisorientiert. Es wird gezeigt, wie im ICT-Support gearbeitet wird. Im Rollenspiel wird zum Beispiel behandelt, wie man ein Telefonat kompetent entgegennimmt und Tickets korrekt erfasst. Eine Spezialität dieses modulartigen Aufbaus ist es ausserdem, dass es nach drei Jahren keine Abschlussprüfung über den gesamten Lernstoff geben wird. Die Module werden pro Semester abgeschlossen und diese Note fliesst dann bereits ins Lehrabschlusszeugnis.
Was gibst Du den Schüler/innen für einen Ratschlag, damit diese die Berufsschule erfolgreich meistern?
Neugierig zu bleiben, ist etwas vom Wichtigsten. Sie sollen das, was sie in der Schule vermittelt bekommen, im Betrieb anwenden. Die Praxis mit dem Schulstoff zu vergleichen, ist es, was unser duales Bildungssystem ausmacht. Und etwas möchte ich noch hervorheben…
Ja gerne.
Die Lernenden sind keine Einzelkämpfer. Sie müssen den Lernstoff zwar verstehen, können dabei aber auf die Unterstützung der Lehrpersonen zählen. Nachfragen, hinterfragen und bereit sein Neues zu lernen.
Welche Voraussetzungen müssen eigentlich gegeben sein, damit das GBS St.Gallen eine neue Berufsschulklasse für einen Lehrberuf unterrichten kann?
Hierfür haben wir eng mit dem Verband ICT Berufsbildung Ost zusammengearbeitet. Mittels Umfrage wurde analysiert, wie viele Betriebe in der Ostschweiz bereit sind, ICT-Fachleute auszubilden. Das Potenzial ist zweifellos vorhanden, weshalb das GBS St.Gallen die Bewilligung letztlich erhielt. Anschliessend galt es, Lehrpläne und Stundenpläne zu erstellen sowie Lehrpersonen zu suchen. Gut möglich, dass wir ab nächstem Sommer bereits zwei Klassen anbieten können.
Sind weitere Berufe im Gespräch?
Eine Klasse Entwickler/-in digitales Business EFZ soll im August 2023 starten. Die Diskussionen werden im Moment aber noch auf nationaler Ebene geführt. Die Erarbeitung der Modulinhalte findet in einzelnen Arbeitsgruppen statt.
Zur Person: Seit 12 Jahren unterrichtet Oliver Lux als Berufsfachschullehrer am GBS St.Gallen. Nach dem Wirtschaftsstudium faszinierte ihn die Informatik so sehr, dass er für die Helvetia Versicherungen mehrere Jahre als Software- und Webentwickler tätig war. Er erkannte dort während internen Schulungen und bei der Ausbildung von Praktikanten, dass er liebend gerne Wissen vermittelt. Nun tut er dies zu unserem Glück am GBS St.Gallen.