In nur 10 Wochen zum Kinderbuch
Ist es möglich, innerhalb von zweieinhalb Monaten sein eigenes Buch im Eigenverlag zu publizieren? Vanessa von Büren hält die Antwort druckfrisch in ihren Händen. Während ihrer Vertiefungsarbeit ist das Kinderbuch «KI erzählt: Gutenachtgeschichten» entstanden. Das Layout stammt von der angehenden Polygrafin EFZ persönlich, beim Texten wurde sie von ChatGPT unterstützt. Das 112-seitige Werk mit 20 Kurzgeschichten kann für 32 Franken unter KI-erzaehlt@gmx.ch bestellt werden.
Diese Textzeilen aus ihrem Kinderbuch hat Vanessa von Büren nicht selbst verfasst. Sie hat sich mit der Hilfe von Künstlicher Intelligenz und ihres Könnens als Polygrafin den Traum erfüllt und ein Buch im Eigenverlag herausgegeben. Das Buch «KI erzählt: Gutenachtgeschichten» umfasst 20 Kurzgeschichten und mehr als 50 Illustrationen auf 112 Seiten. Entstanden ist es im Zeitraum von August bis November 2023. «Insgesamt wendeten Illustratorin Gilgia Aurora Stürm, Lektor Samuel Martini und ich mehr als 250 Stunden für das Projekt auf», erzählt Vanessa.
Am 1. Dezember wurde das Buch erstmals einer breiten Öffentlichkeit präsentiert. Am Weihnachtsmarkt der Kleika St.Gallen verkaufte es die Polygrafin im letzten Ausbildungsjahr persönlich an einem Stand. Dass ihr die Künstliche Intelligenz ein solches Werk ermöglichen würde, ahnte Vanessa noch nicht, als sie mit ihrer Vertiefungsarbeit am GBS St.Gallen begann. Sie berichtet: «Ich startete damit, ChatGPT von OpenAI auszuprobieren. Das Resultat war erstaunlich, wenn auch etwas holprig.»
Der Künstlichen Intelligenz auf die Sprünge geholfen
Die 21-Jährige dachte sich verschiedene Themen aus, zu denen sie gerne Geschichten lesen würde. «Dabei versuchte ich, der KI unterschiedliche Anweisungen zu geben», schildert Vanessa. Bei einigen Geschichten gab sie lediglich Charaktere vor, bei anderen baute sie spezifische Wert- und Moralvorstellungen ein.
Das Fazit: Vanessa musste besonders bei der Namensgebung der Titelfiguren nachhelfen und einige Textstellen ausschmücken. Auch half sie ChatGPT dabei, dass die Kurzgeschichten einem roten Faden folgen. Dass es nicht längere Geschichten sind, hat laut Vanessa zwei Vorteile: «Die Eltern können ihrem Kind eine Gutenachtgeschichte in weniger als 30 Minuten erzählen. Ausserdem lässt sich das Resultat von ChatGPT so besser beurteilen und aufarbeiten.» Wenn das Endresultat eine hohe Qualität haben solle, brauche es nichtsdestotrotz uns Menschen. KI sei nützlich, um Zeit für relevantere Aufgaben freizuschaufeln.
«Ich halte ein fertiges Buch in den Händen»
Ohne die Unterstützung von ChatGPT hätte Vanessa nicht innerhalb von zweieinhalb Monaten ein fertiges Buch herausgeben können. Und sie hätte sich nicht auf die beiden Hauptaufgaben Vertiefungsarbeit (VA) und Buchlayout konzentrieren können. Das vorgegebene VA-Thema «Mensch und Zukunft» widmete sie dem Verlagswesen, damit sie den gesamten Prozess vom Manuskript bis hin zum Verkauf im Buchhandel abbilden konnte. Sie nahm dabei auch den Trend des Selfpublishing auf, wo Autoren/-innen die Kontrolle über den gesamten Publikationsprozess behalten.
Vanessa zählt auf: «Ich bin mit einer Idee gestartet, habe ein Konzept erstellt, das Layout erarbeitet und ChatGPT auf Herz und Nieren geprüft. Anschliessend wurden alle Inhalte formatiert und die gesamte Produktion, den Vertrieb sowie das Marketing in Eigenregie koordiniert. Nun halte ich ein fertiges Buch in den Händen.»
Druckerei in Berlin gefunden
Das Layout hält Vanessa dabei wie angestrebt möglichst schlicht. Sie wählte eine serifenbetonte Schrift für den Lauftext und eine handschriftliche für den Titel. Dadurch wird den Lesenden ein kindlich verspielter Eindruck vermittelt.
Als Herausforderung gestaltete sich die Suche nach einer geeigneten Druckerei. Um das Budget einhalten zu können, gab Vanessa die 300 Exemplare bei der Berliner Buchdruckerei A8-Druck und Medienservice in Auftrag. Jetzt verkauft sie ihr Werk für 32 Franken.
Zu mehr fähig, als zugetraut
Mit der Abgabe der Vertiefungsarbeit und der Herausgabe ihres ersten Kinderbuchs sieht Vanessa noch kein Ende gekommen. Theoretisch könne aus «KI erzählt» eine Buchreihe entstehen. Horrorgeschichten für Erwachsene würden sie reizen. Glücklich sagt sie: «Auf dem Weg zur Herausgabe meines Buches durfte ich jeden Schritt des Eigenverlags kennenlernen und durchleben.»
Das Projekt habe ihr spannende Einblicke in mögliche zukünftige Berufsfelder im Verlagswesen gegeben. «Durch Erfahrungswerte wie diese wächst man immens und erkennt, dass man oftmals zu mehr in der Lage ist, als man sich anfangs zugetraut hat.»