Innovation durch Internationalisierung
Wie gelingt Innovation an Berufsfachschulen? Was braucht es, um Internationalisierung nachhaltig zu etablieren? Wann wird "eSport" zum Unterrichtsfach und wann ist "Gaming" ein Beruf mit EFZ?
Mit dem Pilot-Projekt «innoVET, Swiss Center of Vocational Excellence (CoVE)» des SBFI (Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation) setzt das Gewerbliche Berufs- und Weiterbildungszentrum St.Gallen (GBS) unter der Leitung von Daniel Kehl federführend zusammen mit 15 Projektpartnern aus 9 Ländern das Thema «Innovationsförderung" in der Berufsbildung durch "Internationalisierung" um.
Im Rahmen des Projekts innoVET (2021-2024) wird aufgezeigt, wie Innovationskompetenz in der Berufsbildung mit und von "Internationalisierung" auf struktureller, kultureller und strategischer Ebene zusammenhängt. Dabei werden zusammen mit europäischen Partnern aus Berufsfachschulen, Hochschulen, Unternehmen und Verbänden Werkzeuge, Methoden und Weiterbildungen zur Förderung von Innovation und Internationalisierung erstellt und damit die Grundlagen für eine mögliche Akkreditierung durch Movetia (Nationale Agentur für Austausch und Mobilität) erarbeitet.
Medienstelle innoVet, moveon@gbssg.ch
Weshalb braucht Innovation Internationalisierung?
«Die Schweiz ist das innovativste Land der Welt» (Artikel NZZ 24.07.2019). Dieses Ergebnis zeigt die jüngst erschienene Rangliste des Global-Innovation-Indexes 2019 und auch in 2020 rangiert die Schweiz an vorderster Stelle https://www.wipo.int/edocs/pubdocs/en/wipo_pub_gii_2020.pdf.
"Es macht also Sinn", so Daniel Kehl, Rektor des GBS St.Gallen und Projektleiter von innoVET "wenn sich die Schweiz zur Etablierung dieses ersten Swiss Center of Vocational Excellence auf ihre Stärken beruft. Deshalb steht in diesem Projekt, nebst der Förderung der Internationalisierung vor allem auch die Innovation im Zentrum der grundlegenden Bedürfnisse aller Berufsbildungsakteure."
"Der Anspruch unseres Swiss CoVE ist es, durch die Etablierung von Innovation in Schulentwicklung, Schulstruktur und gelebter Schulkultur allen Projektpartnern einen direkten Mehrwert zu bieten", erklärt Daniel Kehl. "Die Entwicklung neuer Unterrichts- und Ausbildungskonzepte, die Nutzung der Digitalisierungskompetenzen für Blended Learning, die Etablierung von Industrie 4.0 Skills, die gewinnbringende Zusammenarbeit verschiedener Stakeholder aus Wirtschaft und Bildung, die Erschaffung von interdisziplinären Projekträumen sowie die Etablierung von regionalen Ökosystemen gehören ebenso dazu wie der Austausch mit verschiedenen Fachleuten aus Bildung, Forschung und Wirtschaft».
Es geht dem Projektteam darum, neue Ideen und berufliche Entwicklungen für die wirtschaftliche und pädagogische Umsetzung an den Berufsfachschulen zu nutzen. Innovation wird dabei durch den Austausch zwischen unterschiedlichen Akteuren im In- und Ausland gefördert. Out of the box -thinking, über den eigenen Gartenhang hinausschauen und den Blick auf den Horizont anstatt auf den Boden zu richten, sind die Voraussetzungen welche alle Projektpartner in hohem Masse verfolgen.
Innovative Personen und Organisationen zeichnen sich dadurch aus, dass sie Themen und Probleme aus unterschiedlichen Perspektiven betrachten können und auf der Grundlage von Fachwissen neue Wege beschreiten und weiterführende Lösungen entwickeln. Sie verlassen Komfortzonen, können sich flexibel an veränderte Umwelten anpassen, sind optimistisch, selbstbewusst und lassen sich auch von anfänglichen Widerständen nicht beirren (Hardt, 2011; Sternberg 2006). "Diese Haltung wollen sich die Projektteilnehmer zu eigen machen", so Daniel Kehl, "und es sind exakt diese Kompetenzen, welche durch die Internationalisierung der Berufsbildung gefördert werden".
Im Rahmen von Mobilitäten, in der internationalisation@home, sowie in internationalen Projekten und Aktivitäten lernen Schülerinnen und Schüler, Lehr- und Leitungspersonen sowie die Bildungsinstitution als Ganzes ihre Komfortzonen zu verlassen. Sie lernen andere Perspektiven einzunehmen, zu verstehen und in ihr Handeln zu integrieren (Krichewsky-Wegener 2020). Sie gewinnen so zusätzliche Ressourcen für innovative Handlungsstrategien und Problemlösungen. Internationalisierung kann als Treiber der Innovationskraft verstanden werden und sollte deshalb strategisch und systematisch betrieben werden.
Summits, Teacher Academy, Research and Developement
"Dichte, reflexive und nachhaltige Beziehungen sowie die Entwicklung von Innovation, sind die zentralen Aspekte unseres Swiss-CoVE", ist die Aussage von Daniel Kehl. Diese sollen durch den Start des Akkreditierungsprozesses, das Benchmarking im Bereich der Innovations- und Internationalisierungsförderung, den geplanten hands-on activities innerhalb der Teacher-Academy, den nationalen und internationalen Cross-Audits, dem Aufbau von nationalen Strukturen und Prozessen bei den Projektpartnern, dem Transferkonzept und der Erstellung eines Folgeprojektes fundiert werden.
Zum Projekt gehört die Entwicklung eines Aktionsplans mit einer Blue Sky Vision, welche Aktivitäten wie die erwähnten nationalen und internationalen Cross-Audits und Innovationscouts, etc. erläutert und strukturiert darlegt. Damit wird die Grundlage für die GAP-Analyse und den Aufbau eines organisationsinternen Aktionsplans geboten.
Im Rahmen des Pilot-Projektes werden zwischen Herbst 2021 und Sommer 2024 insgesamt 6 dreitägige Summits durchgeführt, in welchen das Projektthema auf strategischer Ebene erarbeitet wird.
Zwischen diesen Summits werden im Rahmen der Forschungs- und Entwicklungsarbeit zwischen den 15 Projektteilnehmern die Inhalte weiter vertieft und besprochen. Die Umsetzung im realen Unterrichtsalltag wird mit Hilfe von 6 Teacher-Academies vertieft, an welchen sich Lehrpersonen von allen Projektpartnern gemeinsam austauschen. "Damit stellen wir eine breite Partizipation und die Etablierung des internationalen Netzwerkes auf verschiedenen Ebenen aller beteiligten Schulen sicher", so Daniel Kehl.
Das Projekt gliedert sich in drei Phasen
1. Diagnosephase:
- Definition und Umfang Internationalisierungskompetenz auf institutioneller und individueller Ebene. Politisch/rechtliche/wirtschaftlich (Ressourcen) Rahmenbedingungen die Internationalisierung fördern/behindern.
- Konzeptklärung Zusammenhang Internationalisierungs- und Innovationskompetenz
- Entwicklung einer Methodik zur Erfassung des Status quo der Internationalisierung der Berufsschulen in der Schweiz und im Ausland sowie Identifikation von Best Practice-Beispielen
- Entwicklung einer Methodik zur Erfassung des Zusammenhangs von Internationalisierungs- und Innovationskompetenz in der Schweiz und im Ausland, sowie Identifikation von Best Practice Beispielen.
- Aufbau Bibliographie
- Entwicklung eines laufenden Transferkonzept
2. Interventionsphase:
- Datenerhebung: Befragung der Schweizer und internationalen Partner (qualitativ-quantitativ) auf der Grundlage der entwickelten Methodik.
- Datenanalyse/Datenauswertung der Befragung
- Erstellen einer Toolbox: Erarbeiten von Aktivitäten zur Förderung der Internationalisierung in ihrer Rolle als Innovationstreiber in der Berufsbildung
- Ausarbeitung eines Beratungskits für die Projektträger von Movetia für deren Akkreditierungsprozess
3. Evaluations- und Kommunikationsphase
- Entwicklung einer Methodik zur Erfassung der Wirkung Internationalisierungsaktivitäten in ihrer Rolle als Innovationstreiber
- Erfassen der Wirkung der Internationalisierungsaktivitäten in ihrer Rolle als Innovationstreiber
- Entwicklung eines nachhaltigen (inter)nationalen Disseminations- und Transferkonzepts
- Kommunikation der Ergebnisse an Multiplikatoren der Internationalisierung
- Internationale Konferenz
- Selbst-Evaluation Swiss CoVE innoVET
Projektförderung
Das Projekt «innoVET» wird von Movetia im Auftrag des SBFI mit CHF 580’000.- gefördert. Damit findet erstmals eine Gesamtförderung eines international aufgestellten «Center of Vocational Excellence (CoVE)» durch die Schweiz statt. "Diese finanzielle Unterstützung ist hervorragend und verpflichtet uns am GBS St.Gallen als Projektleitung gleichzeitig, sowohl in der Projektorganisation, als auch in der Projektumsetzung die hoch gesteckten Ziele zu erreichen» ist die Aussage von Daniel Kehl.
Diese Projektförderung ermöglicht die Umsetzung von über 300 Einzelmobilitäten und die Projektumsetzung in über 600 Arbeitstagen aufgeteilt auf die 15 Projektpartner.
Mit der OST – Ostschweizer Fachhochschule, der IDM Thun, sowie der Wirtschaftsschule Thun sind drei weitere Schweizer Akteure aus dem Bereich der Berufs- und Fachhochschulen am Projekt beteiligt und bilden zusammen mit dem GBS St.Gallen und Movetia das Steering Board des Projektes.
Projektpartner
Mit 15 Partnerschulen von Finnland bis Gran Canaria und Nordengland bis Albanien ist das Projekt europaweit breit abgestützt. Hinzu kommen verschiedene Partner aus Wirtschaft, Industrie und Bildung in den jeweiligen Ländern. Folgende Berufsfach- und Fachhochschulen beteiligen sich am Projekt:
- AarhusTECH, Aarhus – Dänemark
- Arteveldehogeschool, Gent – Belgien
- BBS Jever – Deutschland
- BBS Wilhelmshaven – Deutschland
- Careeria, Helsinki/Porvoo – Finnland
- GBS St.Gallen – Schweiz
- IDM Thun – Schweiz
- IES El Rincon, Las Palmas – Spanien
- JAMK, Jyväskylä – Finnland
- Newcastle College – England
- OST – Ostschweizer Fachhochschule – Schweiz
- ROC Horizon, Alkmaar – Holland
- Teknika School Tirana, Albanien
- TKNIKA, Baskenland, Spanien
- Wirtschaftsschule Thun – Schweiz