Lohn-Ungleichheit im Fussball? Dafür gibt’s die rote Karte
Der Ball rollt, aber nicht der Rubel. Frauen verdienen im Fussball massiv weniger als Männer. «Ist das fair? Nein. Ist es real? Leider ja», sagt Pascale Engetschwiler. Als Arbeit für das Zwischendiplom widmet sie dieser Lohnschere einen Beitrag in ihrem digitalen Magazin. Mehr über die Weiterbildung Interactive Media Design HF erfährst du hier.
Ein Fallrückzieher ziert passend das Logo des interaktiven iPad-Magazins «Upsidedown». Herausgeberin dieses Prototyps ist Pascale Engetschwiler, angehende Interactive Media Designerin und Offensivspielerin des FC Bühler. Sie entwirft passend zur Vordiplom-Aufgabe ein Magazin über Pro- und Contra-Themen rund um König Fussball.
Wer das iPad gerade hält, liest positive Artikel. Zum Beispiel, dass die Akteurinnen des Schweizer Nationalteams künftig die gleichen Prämien wie ihre männlichen Kollegen erhalten. Wird das iPad gekippt, wechseln die Schlagzeilen der App ins Negative. Nur zehn Stunden nach ihrem umjubelten Siegtor nimmt Nati-Stürmerin Fabienne Humm wieder in ihrem Büro Platz. Upsidedown gestalterisch und inhaltlich interpretiert…
Der digitale Fokus
Pascale Engetschwiler ist gelernte Mediamatikerin und profitiert davon in ihrer berufsbegleitenden Weiterbildung zur Interactive Media Designerin. «Viele Fächer habe ich während der Lehre schon gehabt. Jetzt wird der Stoff in die Tiefe vermittelt – mit dem reinen digitalen Fokus», sagt Engetschwiler. Das neue Wissen bringt sie von Montag bis Donnerstag sogleich in die Marketingabteilung des Büromöbelanbieters Lista Office in Degersheim SG ein.
Dieser Wissenstransfer freut Lehrgangsleiter Alex Huldi: «Für uns ist es das Schönste – der Impact von der Schule kommt direkt am Arbeitsplatz an. Wir haben viele Studierenden, die sich innerhalb ihres Betriebs immer mehr in Richtung digitale Medien bewegen.» Der Lehrgang Interactive Media Design biete die Werkzeuge, um in einer digitalen Arbeitswelt in den verschiedensten Bereichen zu bestehen. «Wir sind sehr praxisorientiert. Wir bilden für den Berufsalltag aus.»
Der Kipp-Modus
Wer weiss, vielleicht bewirbt Engetschwiler bald die Frauenfussball-Europameisterschaft 2025 in St.Gallen, sofern die UEFA den Zuschlag erteilt. Mit ihrer Vordiplom-Arbeit hat sie ihr Fachwissen rund um Fussball und Design demonstriert. «Meine Fragestellung lautete: Wie muss ein interaktives Magazin aussehen, damit sich die Nutzenden informieren und eine eigene Meinung zum Thema bilden können?», so Engetschwiler. Den Kipp-Modus erklärt sie sogleich nach der Anmeldung. Der Fallrückzieher im Logo stellt den Bezug zur Instruktion her. Cleverer Schachzug: Durch die Registration erhält sie genügend Daten um festzustellen, ob die Kundschaft auch eine Bezahlversion der App gutheisst.
An die Möglichkeit für die User, die Kommentarspalten zu füllen und die Beiträge auf Social Media zu teilen, hat sie ebenso gedacht wie an die Unterteilung zwischen Top-News und Archiv. Der Konkurrenzanalyse sei Dank (Ran, SRF und 4-3-3-). Als primäre Zielgruppe hat Engetschwiler all diejenigen definiert, die sportbegeistert sind, sich in der Fussballwelt bewegen und ein iPad nutzen.
Ernüchterndes Fazit
Im Prototyp fürs Vordiplom konzentriert sich Engetschwiler auf die Lohnschere, die sie aufgrund ihrer weiteren Recherche mit Zahlen verdeutlicht: «Mit Karim Benzema verdient einer der besten Fussballspieler der Welt 1,5 Millionen Franken im Monat. Als weltweit beste Spielerin erhält Alexia Putellas ein monatliches Gehalt von 30'000 Franken. Für das gleiche Salär wie Putellas arbeitet Benzema nur 15 Stunden.»
Vergleicht sie die Löhne in der Schweiz, kann von einer Finanzierung des Lebensunterhaltes nur geträumt werden. «Ein Spieler der Super League verdient im Durchschnitt 14'000 Franken pro Monat, exklusive Bonus. Bei den Frauen sind es weniger als 1700 Franken, weshalb zusätzlich zum Spitzensport noch gearbeitet werden muss», rechnet Engetschwiler vor. Dabei sei der Trainingsaufwand exakt derselbe und an den Wochenenden stünden Meisterschaftsrunden an.
In ihrem Argumentarium berücksichtigt Engetschwiler auch die Gegenseite. Aufgrund der tiefen Werbeeinnahmen und dem geringen Publikum sei es schwierig, zahlungskräftige Sponsoren für den Frauenfussball zu finden. «Solange die TV-Einnahmen, die Reichweite der Werbungen und die Höhe der Sponsorengelder so bleiben, kann in naher Zukunft nicht von einer Lohnangleichung ausgegangen werden. Zu unterschiedlich sind die Einnahmen, zu verschieden die Popularität und das Interesse», so das Fazit von Engetschwiler.