Was macht ein/e Gebäudeinformatiker/in?

Gebäudeinformatiker/in EFZ sorgen dafür, dass voraussehbare Abläufe in einem Gebäude automatisiert werden. Das beginnt bei der Planung der Gebäude und wird beim Bau dann umgesetzt. Die Jugendlichen lernen Gebäudesysteme so zu erstellen, dass zum Beispiel die verschiedenen Gewerke wie Beleuchtung, Beschattung, Heizung, Kühlung, Lüftung und Wetterdaten miteinander interagieren und für den Kunden eine angenehme Atmosphäre schaffen. «Und dabei gilt je länger je mehr, sorgsam mit unserer Energie umzugehen», sagt Lehrperson Christof Rietmann.
Christof, zum Abschluss des ersten Ausbildungsjahres durften die Gebäudeinformatiker/innen vor den Sommerferien das Rechenzentrum Ostschweiz in Gais besuchen. Zweifelsohne ein Höhepunkt.
Christof Rietmann, Fachbereichsleiter und Lehrperson Gebäudeinformatiker/innen EFZ: Das Rechenzentrum ist bezüglich Datensicherheit, Datenverfügbarkeit, Datentransfer und Energieversorgung sehr interessant. Es gibt generell hohe Anforderungen an die Systeme, die redundant vorhanden sind. Niemand, der im Rechenzentrum seine Daten einlagert, möchte auch nur eine Sekunde auf deren Zugriff verzichten. Live zu sehen, was dafür für ein Aufwand getrieben wird, war sehr eindrücklich.
Nicht nur solche Exkursionen, sondern auch ein Lernboard kommen vom Hörensagen gut bei den Lernenden an.
Mit dem Lernboard können wir viele Praxisfälle im Schulzimmer simulieren. Es ist voll von Sensoren und Aktoren und besitzt beispielsweise einen Motor, an dem wir Rollladenaufgaben üben können. Oder mit einem Temperatur- sowie einem Luftfeuchtigkeitssensor können wir Live-Messdaten erfassen und auch visualisieren. Diese Übungsplattform hat die Berufsfachschule Bern (gibb) entwickelt. Auf dem Board finden die Lernenden verschiedenste Problemstellungen aus der Praxis kompakt auf engstem Raum. In der Realität sind diese Komponenten in verschiedenen Teilen des Gebäudes verteilt.

Gebäudeinformatiker/innen verstehen es nicht nur, verschiedene Gebäudesysteme zu verknüpfen. Sie sind auch Spezialisten/innen für weniger Energieverbrauch. Ein hochaktuelles Thema. Wie wird es im Unterricht vermittelt?
Das Thema Energieverbrauch begegnet uns in der Ausbildung immer wieder. Wie gross ist der Energieverbrauch von LED-Lampen? Wie viel Energie wird für die Wärme-/Kälteerzeugung benötigt? Wir schauen uns an, wo die grossen Hebel sind, um Energie zu sparen. Im vierten Lehrjahr gibt es ein Modul mit dem Titel: «Energieflüsse am Gebäude visualisieren». Das Modul gewährleistet, dass sich die Schülerinnen und Schüler aktiv mit dem Thema Energieverbrauch auseinandersetzen.
Heizungen und Lampen sind bereits über eine App zu bedienen. Was wird uns der technische Fortschritt künftig alles ermöglichen?
Voraussehbare Abläufe werden automatisch ablaufen, ohne, dass eine App bedient wird. Ich möchte dies an einem Beispiel erläutern: Beim Betreten eines Raumes erkennt der Bewegungsmelder eine Person und schaltet das Licht ein. Ein Sensor misst die Beleuchtungsstärke im Zimmer und vergleicht sie mit dem Sollwert. Bei Abweichung wird mittels künstlicher Intelligenz so eingegriffen, dass im Raum immer optimale Lichtverhältnisse sind. So muss je nach Uhrzeit, Sonnenstand und Wetterbedingungen entweder die Beleuchtung zwischen 0 und 100 Prozent eingeschaltet oder die Beschattung zwischen 0 bis 100 Prozent aktiviert werden. Ist für eine gewisse Zeit niemand im Zimmer, dann fährt die Beleuchtungsstärke runter oder löscht ganz. Der Gang zum Lichtschalter entfällt und zudem kann Energie gespart werden.
An welche Jugendliche richtet sich die Ausbildung Gebäudeinformatiker/in EFZ?
An Personen, die fit in naturwissenschaftlichen Fächern sind, gerne technische Herausforderungen lösen und Freude am Umgang mit unterschiedlichen Menschen haben. Immer wieder kommen sie mit Kunden in Kontakt, sprechen sich aber auch mit Schnittstellenpartnern und IT-Verantwortlichen ab, mit denen sie ihre Systeme in Betrieb nehmen. Das Vorurteil eines Nerds mit dicken Brillengläsern vor dem PC kann man getrost ignorieren.
Je nach Ausbildung liegt der Schwerpunkt auf Gebäudeautomation, Kommunikation und Multimedia oder Planung. Kannst Du bitte erklären, was darunter genau zu verstehen ist? Beginnen wir mit der Gebäudeautomation.
Sie sind Spezialisten der verschiedenen Gewerke in Gebäuden wie zum Beispiel: Beleuchtung, Heizung, Lüftung, Klima, Storen, Schliesssystem oder Alarmanlagen. Sie kombinieren diese Gewerke sinnvoll miteinander. Für eine der drei Fachrichtungen entscheiden sich die Jugendlichen schon beim Abschluss des Lehrvertrags. Nachdem im ersten Semester alle drei Fachrichtungen gemeinsam die Module besuchen, werden sie ab dem zweiten Semester immer mehr in ihren Disziplinen unterrichtet.
Was machen die Gebäudeinformatiker/innen mit Schwerpunkt Kommunikation und Multimedia sowie Planung?
Gebäudeinformatiker mit der Fachrichtung Kommunikation und Multimedia installieren zum Beispiel in einer Aula oder einem Sitzungszimmer die Bild- und Tonsysteme. Als Spezialisten/innen nehmen sie auch Beamer und LED-Walls in Betrieb und schauen, dass die Redner/innen gut übers Mikrofon hörbar sind. Unter dem dritten Schwerpunkt Planung ist das gesamte Projekte von A bis Z zu verstehen. Es ist sinnvoll die verschiedenen Gewerke miteinander zu verbinden, dass zum Beispiel eine Alarmanlage bereits bei der Planung mit dem Hausschliesssystem verbunden wird. An all diese Zusammenhänge zu denken und deren Machbarkeit zu verstehen, ist eine Stärke der Fachrichtung Planung.
Planung ist ein gutes Stichwort. Rund um dieses Interview hier unterrichtest Du die Gebäudeinformatiker/innen im Fach Dokumentation und Präsentation.
Jeder Kunde muss bei der Übergabe der Anlage darüber informiert werden, wie seine Gebäudeinformatik funktioniert. Steht eine Anlage einer breiten Personengruppe zur Verfügung, dann ist es notwendig, die Anlage zielgruppengerecht zu dokumentieren. Die Lernenden haben in diesem Modul den Auftrag, in einem vorgegebenen Rahmen selbst ein Projekt zu bestimmen und daran die Dokumentation und Präsentation praxisnahe zu üben.