Wenn Kaninchen wie Katzen gehalten werden
Die freie Wohnungshaltung wird unter Kaninchenbesitzer*innen immer beliebter. «Wer einmal einen Freudensprung eines Kaninchens miterlebt hat, möchte es nicht mehr einsperren», sagt Nadine Raschle, Studentin Visuelle Gestaltung HF. Im Rahmen ihres Vordiploms hat sie eine Geschäftsidee entworfen, wie sich Meister Lampe frei bewegen und seine Umgebung erkunden kann. Mehr über den Lehrgang erfährst du hier.
Diva und Prince sind die Hauptprotagonisten der Vordiplom-Arbeit von Nadine Raschle. Die beiden Kaninchen leben nicht mehr im Käfig. Sie dürfen die gesamte Wohnung nutzen. Um ihnen diesen grossflächigen Lebensstandard zu ermöglichen, setzt Nadine auf selbstgestaltete Boxen. Eine dient als Futternapf und ist als Wochen- oder Monatsration erhältlich. Die andere Box ist das WC, in dem Wiesenheu und Stroh auf einer Hanfmatte ausgelegt sind. Nadine erklärt: «Die Verpackung aller Boxen ist extra aus Hanf und somit für die Kaninchen essbar. Sie unterstützt die Verdauung, ist einfach kompostierbar und enthält keine giftigen Säuren.» Die Hanfmatte auf dem WC-Boden sei eine Woche lang problemlos saugfähig.
Mit ihrem Alter von bald 10 Jahren gelten die Hasen Diva und Prince schon als Senioren. Trotzdem haben sie sich nun umgewöhnt und an den neuen Lebensraum angepasst. «Sie sind nach und nach zutraulicher geworden. Mittlerweile sitzen sie wie Katzen mit aufs Sofa», erzählt Nadine Raschle. Um das Vertrauen zu gewinnen denkt sie auch an Leckerlis als Boxen-Inhalt, den Snack mit Mineralien und Vitamin C für Zwischendurch. Diese stärken die Zutraulichkeit und das Vertrauen.
Serienproduktion?
Der angedachte Brand ist auf den Namen Urbunny getauft. Dessen Zielgruppe sind städtische Besitzer*innen von Kaninchen, die über keine Auslaufmöglichkeiten im Garten oder auf einer Terrasse verfügen. Zwei Qualipet-Filialen zeigen sich offen, Urbunny temporär ins Sortiment aufzunehmen. «Der Kontakt kam während meiner Recherche zustande. Die Boxen könnten als Geschenk für die Qualipet-Kundschaft mit einem Hasen mitgegeben werden.» Ob Nadine die Arbeit bis zur Serienproduktion weiterverfolgt, lässt sie offen. Vom Hanf-Karton kann sie sich fürs Erste eine 500er Packung liefern lassen.
Die rechteckige Form und Inhaltsaufteilung der Boxen hat Nadine bewusst gewählt. Bei ihrer aktuellen Arbeitsgeberin Swisscom hat sie im Verkauf die Erfahrung gemacht, dass eine runde Form für die Regale zu viel Platz verschwendet. Ausserdem werden das Tierfutter und die WC-Artikel in der Regel in unterschiedlichen Abteilungen angeboten. Nadine aber bietet eine Komplettlösung an. «Wir behandeln das Thema Packaging erst im vierten Semester. Ich habe mir für die Vordiplom-Arbeit selbst einen Überblick verschafft und generell meine Freude daran, wie ich hier an der Schule für Gestaltung immer wieder Neues kennenlerne», so Nadine. Das Studium vereine gleich mehrere ihrer Interessen. Hoffentlich bald auch Berufliches in der Branche.
«Change the cage»
Um im Ladenregal aufzufallen ist die Farbe der Boxen bewusst schlicht gewählt – im Kontrast zum knallig grünen und orangen Futter für Hunde und Katzen. Während in Amerika und Japan die freie Wohnungshaltung weit verbreitet ist, wächst das Bewusstsein dafür hierzulande leider nur leicht. Kaninchen sind natürlich stubenrein, sozial und verspielt. «Sie brauchen Bewegung, um herumzutollen. Deshalb lautet mein Claim: Change the cage!», sagt Nadine.
Wer möchte da widersprechen? Spätestens das Logo mit den animierten Hasenohren wärmt das Herz. Nadine Raschle in ihrem Studium Visuelle Gestaltung HF gestaltet Emotionen.