Wie eine papierlose Baustelle mit BIM funktioniert

Wie baut man ein Kraftwerk ganz ohne Pläne auf Papier? Mit BIM! Zwei Referenten der Strabag haben am Frühstücksgespräch der Baukaderschule ein Projekt vorgestellt, das zukunftsweisend ist.
Schon vor dem eigentlichen Start des Vortrags treffen die ersten Gäste in der Aula des GBS-Schulhauses im Riethüsli ein. Der Donnerstagmorgen beginnt mit Kaffee und Gipfeli. Sich treffen, austauschen, netzwerken, auch das ist ein Teil unserer Frühstücksgespräch-Reihe. Im Zentrum steht BIM, Building Information Modeling.
An diesem Morgen steht das Modul 2 auf dem Programm. Titel: «Die papierlose Baustelle, ein praktisches Beispiel, welches aufhorchen lässt.» Die zwei Referenten sind bei der Strabag, einer Bauunternehmung mit über 20 Standorten und 800 Mitarbeitenden in der Schweiz, tätig: Stijepan Ljubicic (BIM-Verantwortlicher) und Christian Häni (Bauführer ITB, MAS Projektmanagement). Die beiden stellen die erste papierlose Baustelle ihres Unternehmens vor. Beim Neubau des Kraftwerks Schils in Flums wurde ausschliesslich digital gearbeitet. Ein Pilotprojekt, das sich als zukunftsweisend herausgestellt hat.
BIM war damals zwar kein Bestandteil der Ausschreibung, sagt Ljubicic, auf Initiative des Planungsunternehmens wurden die Pläne aber anstatt auf Papier als 3D-Modelle angeliefert. Ein digitaler Zwilling. Für die Strabag war es das erste BIM-Projekt überhaupt, «in einer Zeit, in der es auch keine Referenzprojekte gab – weder national noch international.» Strabag hat mit diesem Projekt erste Erfahrungen gesammelt. Vier Prozesse wurden modellbasiert ausgeführt: der Aushub (mittels 3-D-Maschinensteuerung), die Absteckung, die Schalungs- und die Bewehrungsarbeiten. Zu letzteren gehören auch die Abnahme sowie die interne Qualitätssicherung.
Effizienter arbeiten und Ressourcen schonen
Nach anfänglich grossem Respekt vor diesem Schritt und teils auch Skepsis unter den Mitarbeitenden hat sich der Versuch bewährt. BIM verlangt zwar eine gründliche Vorbereitung und Umstellung, bringt aber viele Vorteile mit sich, so das Fazit. Weniger Verschwendung von Material, schlankere Prozesse, gesteigerte Produktivität, Schonung der Ressourcen und vor allem effizienteres Arbeiten. Christian Häni macht ein Beispiel:
«Wir konnten das ganze Kraftwerk innert zwei Stunden ausmessen. Früher brauchte man dafür zwei Wochen. Am Ende war es ein Mehrwert für alle Projektbeteiligten.»
Letztlich positioniere man sich mit dieser neuen Technologie auch als Top-Arbeitgeber für Nachwuchsfachkräfte. So setzt die Strabag nach dem erfolgreichen Pilotprojekt weiterhin auf BIM. «Der Faktor Mensch bleibt natürlich zentral», sagt Ljubicic. Es sei wichtig, dass man bei solchen Transformationen die Mitarbeitenden von Anfang an ins Boot hole, sie entsprechend schule, begleite und ihnen auch das Vertrauen entgegen bringe. «Das funktioniert nur, wenn alle an einem Strang ziehen.»
Die beiden Referenten sind davon überzeugt, dass BIM die Zukunft der Baubranche ist. Es gebe immer mehr BIM-Ausschreibungen, gerade Kantone wie Aargau oder Zürich seien hier Vorreiter, auch Grossbetriebe wie die SBB setzen auf die Methode. «Wir befinden uns mitten in der digitalen Transformation», sagt Ljubicic. Die Branche sei im Umbruch, BIM erlebe einen extremen Schub. «Das ist der richtige Weg.»
Nächstes Frühstücksgespräch am 16. September
Die BIM-Vortragsreihe geht weiter. Am kommenden Donnerstag findet das nächste Modul statt. Gleiche Zeit, gleicher Ort: 7:30 Uhr, GBS-Aula, Demutstrasse 115, St.Gallen. Adrian Wildenauer, Senior Projektleiter BIM bei den SBB, erläutert «BIM aus Sicht der SBB als Bauherrschaft». Danach referiert CFO Rebecca Büsser über «Lernen von den agilen Innovationsprozessen eines PropTech-Startups».