Zeichennacht 2022 – unbeschreiblich schön!
Es ist schwierig, die Zeichennacht 2022 in nur einem Wort zu beschreiben. Vielseitig war und ist das Kursangebot der Schule für Gestaltung. Inspirierend waren die Gespräche zwischen Teilnehmenden und Dozierenden. Beeindruckend waren das Engagement der Organisatorinnen und die kreativen Möglichkeiten, die zum Beispiel der 3D-Druck und das iPad bieten. Wenn ein Wort nicht ausreicht, dann geben mehrere Personen, die zu Wort kommen, den besten Einblick.
Die Tufting-Gun getestet
«Ich war schon einmal an der Zeichennacht und wollte wieder mit dabei sein, weil man hier so viele Möglichkeiten ausprobieren kann», erklärt Priscilla (rechts im Bild). Die ehemalige Schülerin des Gestalterischen Vorkurses hat ihre Kollegin Pascale mitgenommen. Diese half sogleich mit, den ersten Zeichennacht-Teppich zu erschaffen. Die Grafikerin EFZ testete die Tufting-Gun. Ihr Fazit: «Ich habe den Social-Media-Trend Tufting heute zum ersten Mal live miterlebt. Es hat durchaus eine meditative Wirkung und jedes kunstvolle Motiv scheint möglich.» Im Anschluss sicherten sich die beiden einen Platz fürs Aktzeichnen. Dieser Kurs ist neu auch an einzelnen Abenden flexibel buchbar (mehr Infos).
Positives Fazit und viele Komplimente
Die Zeichennacht ermöglicht haben Seline Holliger, die Kursleiter*innen und ganz viele Helfer*innen. «Sie sind alle immer wieder aufs Neue mit absolutem Herzblut mit dabei. Wir sind froh und dankbar, um ihre Unterstützung», sagt Seline Holliger. In ihrer Rolle als fachliche Leitung Kurswesen der Schule für Gestaltung empfing sie die Teilnehmenden der Zeichennacht schon an der Eingangstür. Es sei witzig, dass die Besucher*innen sie aufgrund des Fotos auf der Webseite bereits mit Namen begrüssen. Sie selbst hat zwar mit vielen telefoniert und/oder gemailt, weiss aber nicht, wie sie aussehen. «Es freut mich, dass wir Komplimente für unser Kursangebot und die unkomplizierte Administration erhalten», so Seline Holliger. Ein besonderer Aufsteller ist für sie, dass viele U30-Jährige und Ehemalige die diesjährige Zeichennacht besuchten. Das vielseitige Programm im Workshop-System sei sehr gut angekommen.
Zeichnen auf dem iPad – Premiere geglückt
Noch nie waren das digitale Zeichnen und Malen am iPad so reich an Möglichkeiten und in seiner Haptik so nah an der Realität. «Auf dem iPad zu zeichnen, ist eine spezielle, neue Erfahrung», sagt Mona. Sie hat gleich zuerst den Workshop Digital Artist besucht, weil sie in diesem Zimmer schon ein paar Personen kannte. «Zuerst befürchtete ich, dass ich meine Zeichnung lösche, sobald ich mit der Hand den Bildschirm berühre», berichtet Mona. Es sei aber alles flüssig von der Hand gegangen. Und das Endresultat? «Es hat dieselbe Wirkung, wie wenn ich auf Papier gezeichnet hätte.»
«Ich will Polydesigner 3D werden»
Der 14-jährige Leo erzählt, weshalb er von seinem Wohnort Uznach nach St.Gallen gekommen ist: «Ich liebe Kunst und habe die Zeichennacht aus zwei Gründen besucht. Einerseits wollte ich die Schule hier kennenlernen, weil ich mich für den Gestalterischen Vorkurs Jugendliche bewerbe. Andererseits fasziniert mich der 3D-Druck und ich will Polydesigner 3D werden. In der Oberstufe arbeiten wir im Fach geometrisches Zeichnen gerade mit der CAD-Software. Ich habe nun mein Zimmer ausgemessen und kann im Programm die Möbel platzieren.»
Eine Frage der Perspektive
Marco und Janine haben die Zeichennacht gemeinsam besucht und dann unterschiedliche Interessen verfolgt. Marco überlegt, sich für den Kurs 3D-Druck anzumelden. «Der heutige Workshop hat mir mehr Infos und einen Einblick gegeben», sagt er. Janine betätigte sich in der Zwischenzeit selbst kreativ. Im Workshop Urban Sketching erhielt sie vom Kursleiter Urs Lauber wertvolle Tipps. Der Fluchtpunkt sei bei ihr immer schon ein Thema gewesen. «Es ist beruhigend zu sehen und zu hören, dass nicht alles von Anfang an funktionieren muss», so Janine.
Der Reiz des Unperfekten
Karl Fürer gehört zum Gründungs-Team der ersten Zeichennacht. Bei ihm im Portrait-Zeichnen gehe es darum, sowohl das Auge als auch die Hand zu trainieren. Er sagt: «Die Hand zeichnet das, was das Auge sieht. Wie bei einem Klavierspieler trainierst du immer wieder, damit das Auge die Proportionen nicht nur detailliert wahrnimmt, sondern sie auch in die Hand überträgt. Dieser Prozess braucht stetige Wiederholung.» Karl Fürer betont, dass Perfektion zwar schön und spannend sei. Das Unperfekte habe häufig aber einen noch stärkeren Reiz.»
Das neue Skizzieren auf Reisen und im Alltag
«Die Welt zeigen, zu jeder Zeit an jedem Ort, Zeichnung für Zeichnung», so lautet das Credo von Urban Sketching. Kursleiter Urs Lauber liess die Teilnehmenden nach einer kurzen Instruktion zeichnen und gab anschliessend individuelle Ratschläge. «Wenn jemand perspektivische oder technische Fragen hat, dann gehe ich darauf ein. Wer in Ruhe zeichnen will, soll das dürfen. Die Zeichennacht ist eine super Idee, um einen ganzen Abend lang kreativ wirken zu können», sagt Urs Lauber. Bei Urban Sketching geht es darum, Beobachtungen einzufangen. Das Objekt an sich sei nicht das Ziel, wie Urs Lauber erklärt: «Man hält die Erinnerung, die Stimmung mit Hilfe von Objekten fest. Und ich würde den Begriff Urban ausweiten, denn wir zeichnen über all das, was uns umgibt. Bin ich in einem Wald, dann zeichne ich darüber, was mir dort begegnet.»
Neu ist möglich, was bisher unmöglich erschien
Bei Sven Brugger wurde der Drucker «Creality, Ender 3» bestaunt. «3D-Druck verändert die Art und Weise, wie wir als Ingenieure Teile konstruieren», erklärte der Kursleiter. Bisher wurden die Teile so gezeichnet, dass sie mit Hilfe einer Gussform hergestellt werden können. «Der 3D-Drucker erlaubt nun Formen, die bisher gar nicht denkbar waren. Im Gegensatz zu einer Spritzgiessmaschine sind nun mehr Rundungen möglich», so Sven Brugger.
Ein toller Kurs – auch für Lehrpersonen
«Das iPad zeichnet nicht für dich, aber es hilft dir. Es ist ein tolles Werkzeug. Mit ihm ist alles machbar, auch für Laien», erklärt Kursleiter Andrea Giuseppe Corciulo. Procreate ist eine einfache App: Ein riesiges digitales Atelier mit unzähligen Möglichkeiten zum Zeichnen und Malen. «Wer unseren Kurs besucht, der weiss danach, wie man mit dem iPad und der App arbeiten kann. Vorher ist es ein Herumspielen.» Viele Lehrpersonen nutzen den Kurs, um Schritt für Schritt mit den Funktionen der Applikation zu experimentieren. Anschliessend setzen sie das iPad im eigenen Unterricht ein, damit ihre Schüler*innen kreative Ideen umsetzen können.
Die Zeichennacht bezeichnet Andrea Giuseppe Corciulo als gute Gelegenheit, um die Dozenten*innen der einzelnen Kurse besser kennenzulernen. «Ein Kurs lebt vom Austausch zwischen Teilnehmenden und Dozierenden. An der Zeichennacht spürst du, ob du zu diesem Dozierenden willst.»