Zwei Lernende bauen eine Uhr, die besonders tickt
Die GBS-Lernenden Eric Nobel und Leandro Ledergerber haben im Rahmen eines Schulprojekts eine vollfunktionsfähige Uhr gebaut. Das Besondere daran: Die Zeit wird in Worten angezeigt.
«Das kann ich auch», dachte sich Eric Nobel als er an einem Schaufenster in Konstanz vorbeiging und eine besondere Uhr im Schaufenster sah. Eine, die die Zeit nicht auf einem herkömmlichen Ziffernblatt anzeigt, sondern in Worten. Zu diesem Zeitpunkt war der Elektronik-Lernende ohnehin auf der Suche nach einer Idee für sein schulisches BüP-Projekt. Ein solches erarbeiten die Lernenden selbständig. In der Themenwahl sind sie mehr oder weniger frei – nur beim Umfang gibt es Einschränkungen. Und: Es sollte etwas mit dem Beruf zu tun haben. Elektroniker*innen entwickeln und realisieren elektronische Hardware und Software. Sie fertigen Elektronikprodukte an, planen und überwachen deren Herstellung. Passt also. So schlug Eric Nobel die Idee seinem Projektpartner Leandro Ledergerber vor. Dieser hatte eine solche Uhr ebenfalls schon einmal gesehen. Die beiden machten sich an die Arbeit.
Gehäuse mit 3D-Drucker erstellt
Heute, Monate später, sitzen die beiden im GBS-Schulhaus im Riethüsli, vor ihnen auf dem Tisch liegt der fertige Prototyp. Steckt man diesen ein, blinkt die Uhrzeit in Worten auf, in verschiedenen Farbvarianten. «Es ist halb neun», leuchtet da. Bei der Anordnung der Wörter haben sich die beiden am Original orientiert. «Auch die Technik dahinter ist eigentlich dieselbe», erklärt Eric Nobel, der für die Programmierung zuständig war. Mit der Software hatten die beiden bereits vor dem Projekt Erfahrungen gesammelt. Das war ein Vorteil. Für das Gehäuse haben die Lernenden ein eigenes 3D-Modell erstellt und mit einem 3D-Drucker angefertigt. Weitere Komponenten: Ein Arduino Nano, eine Real Time Clock (RTC) sowie ein zwei Meter langer, adressierbarer RGB-LED-Streifen. Wie sie bei der Konzeption vorgegangen sind und was es braucht, damit die LED die richtigen Zahlen beleuchten, haben sie nicht nur in der Dokumentation, sondern auch in einem Video festgehalten.
Probleme gab es während des Prozesses kaum, auch dank der präzisen Planung. Die Schultage haben die Lernenden genutzt, um sich abzusprechen und die Arbeiten aufzuteilen, welche sie dann grösstenteils zu Hause oder in den Lehrbetrieben – Swisstronics Contract Manufacturing AG und der Büchi Labortechnik AG – erledigt haben.
Es gibt schon Kundschaft für die Uhr
Ihren Prototypen haben sie mittlerweile überarbeitet und verbessert. Denn es dauerte nicht lange, bis sich die ersten Interessenten gemeldet haben. Diesen wollten sie ein noch besseres Produkt bieten. So fertigen Eric Nobel und Leandro Ledergerber nun ein paar Uhren für Klassenkameraden, Arbeitskollegen und Freunde an. Auch Reto Manser, Lehrperson und Fachbereichsleiter am GBS, ist vom Ergebnis so begeistert, dass er eine Uhr bestellt hat. Verkaufspreis: 250 Franken. Zum Vergleich: Das Original kostet zwischen 600 und 1000 Franken. «Das liegt vor allem daran, dass beim Original teurere Materialien verwendet werden», sagt Leandro Ledergerber. Beim Schulprojekt war das natürlich nicht möglich.
Die überarbeitete Uhr hat nicht nur ein schlankeres Design, sie arbeitet zudem zuverlässiger. Auch wenn Eric Nobel und Leandro Ledergerber bereits Abnehmer*innen für ihr Werk gefunden haben – die Uhr über den Freundeskreis hinaus zu vermarkten, wäre den beiden zu riskant. Alleine schon aus markenschutzrechtlichen Überlegungen gegenüber dem Original. Dennoch war der Prozess für die angehenden Elektroniker nicht nur lehrreich, sondern auch ein idealer Übungslauf. Eric Nobel jedenfalls plant, gemeinsam mit einem Kollegen ein Geschäft aufzubauen, das solche und ähnliche Projekte verwirklicht.