BIM: Vergleiche zur Formel 1 und digitalen Zwillingen liegen auf der Hand
Wie bei einem Boxenstopp in der Formel 1 sei auf der Baustelle jede Person unglaublich gut darin, ihre spezifische Aufgabe zu erledigen. «Unsere Branche kann die Digitalisierung aber dafür nutzen, um noch besser als Team zusammenzuarbeiten», sagt Alessandro Walpen. Er ist BIM-Verantwortlicher bei der Marti AG und Dozent an der Baukaderschule St.Gallen. An den BIM-Frühstücksgesprächen berichtete er darüber, wie die digitalen Modelle das Bauprojekt des Kantonspitals Aarau erleichtern. Imposant: Der Neubau bringt fast alle Abteilungen des Spitals unter ein Dach. Die nächsten BIM-Frühstücksgespräche finden am 11. und 25. Mai 2023 statt (Jetzt anmelden).
In Aarau entsteht das zweitgrösste Spitalgebäude in Europa. Gebaut wird ein 148 Meter langer, 126 Meter breiter und 46 Meter hoher Kubus. Die Nutzfläche wird mehr als 53'000 Quadratmeter betragen. Auf einer derart grossen Baustelle ist Alessandro Walpen von der Marti AG besonders froh, auf 3D-Modelle zurückzugreifen: «Wir haben die Erfahrungen aus kleineren BIM-Bauprojekten gebraucht, um jetzt auch auf dieser grossen Baustelle damit wirtschaftlich zu arbeiten.»
Im Spital-Neubau werden die heutigen Kliniken komplett neu angeordnet. Das Bauprojekt wurde sinnigerweise auf den Namen Dreiklang getauft: Unter einem Dach vereint werden das Ambulatorium, die Bettenstationen und die Funktionsbereiche. Walpen verdeutlichte den BIM-Mehrwert anhand eines Kranens, der nahe am Gebäude platziert werden musste.
Der digitale Zwilling
Auf dem Modell war gut abzulesen, wo der Kran am besten installiert wird. Ebenso war aus der Vogelperspektive ersichtlich, welchen Baustellenbereich der Krank abdecken kann. «Ein solches digitales Modell, ein solcher digitaler Zwilling führt dazu, dass viel mehr Unstimmigkeiten bereits in der Planung entdeckt werden», sagt der Dozent der angehenden Bauführer/-innen.
Alessandro Walpen sprach am Frühstücksgespräch zum Thema «BIM to Field». Damit ist gemeint, dass die Daten aus dem BIM-Modell auf die Baustelle gebracht werden. Die digitalen Daten werden in ein Informationsmodell übernommen, um vor Ort alles genau zu dokumentieren. «Der in 2D ausgedruckte Bauplan verschwindet. Und damit der ganze administrative Aufwand, um ihn regelmässig zu bewirtschaften. Wir arbeiten auf unseren Baustellen konsequent mit dem Tablet», erklärt Walpen.
Und plötzlich fehlt ein Rad
Zum Abschluss fasste Walpen in der gut besuchten Aula zusammen, dass auch der Einsatz von BIM weiterhin Teamwork voraussetzt. Er spielte ein Video eines missglückten Boxenstopps während eines Rennens in der Formel 1 ab. Ein Rad wurde für den Wechsel tatsächlich nicht bereitgestellt. «Alle involvierten Personen sind unglaublich gut in ihrem Tätigkeitsbereich. Aber nach links und rechts schaut niemand – und so ist es manchmal auch auf Baustellen», erklärt Walpen.
Die Digitalisierung führe dazu, dass besser miteinander kommuniziert wird. Die Beteiligten sitzen früher zusammen, um die digitalen Modelle zu erstellen und besprechen. Zielkonflikte können aus dem Weg geräumt und gemeinsame übergeordnete Projektziele geschaffen werden. Walpen sagt: «Den grössten Know-how-Sprung in Bezug auf unsere BIM-Projekte haben wir übrigens gemacht, als uns der Baupolier Rückmeldung gab und wir mit der Hilfe seiner Erfahrungen lernen konnten.» Wenn alle besser harmonieren, dann gelingt auch der nächste Boxenstopp in einer erfolgsversprechenden Zeit.
Als zweiter Referent sprach Simon Dilhas über das Thema «Von BIM-Projekten hin zu Projekten mit BIM». «Richtig eingesetzt, kann BIM frühere und bessere Entscheide von Bauherren herbeiführen», sagt unser Kursleiter und BIM-Experte Simon Dilhas im Interview.