Das Propädeutikum zelebriert die Kunst des Nicht-Essbaren
Die Schule für Gestaltung St.Gallen und ihr Gestalterischer Vorkurs für Erwachsene Propädeutikum sind Teil einer einzigartigen Ausstellung im Textilmuseum St.Gallen. «All You CanNot Eat» bietet nicht nur einen Einblick in die kreative Verarbeitung von Textilien, sondern regt auch zum Nachdenken über die Vergänglichkeit und den Wert von Nahrung in unserer Gesellschaft an. Die Vernissage vom 16. Mai 2024 ist in der Bildergalerie festgehalten.
Landscapes of Digestion. Die Studierenden des Gestalterischen Vorkurses für Erwachsene haben diesen Titel für ihren Ausstellungsbereich innerhalb von «All You CanNot Eat» bewusst gewählt. «Unsere Arbeiten zeigen den Zyklus von Lebensmitteln, von ihrem Entstehen bis zu ihrer natürlichen Zersetzung, wenn wir sie nicht essen», erklärt Dozentin Myriam Gämperli.
Dieser Prozess wird durch grosse, aufblasbare Objekte aus Fallschirmstoff visualisiert, die im Museum zum Leben erweckt werden. Die Kunstwerke sind auch eine kritische Reflexion über Konsum. Studentin Oshun Yost blickt zufrieden in Richtung der Rauminstallationen und sagt: «Sie gefallen mir mega. An diesem Abschlussprojekt hat die ganze Klasse zusammengearbeitet.»
All You CanNOT Eat. Fake Food auf Stoff
Die Studierenden liessen sich inspirieren, in dem sie den Verfall von Lebensmitteln zuerst im Schulzimmer dokumentierten. Am meisten her gab der Vergärungsprozess einer Aubergine, eines Erdbeertörtchen, einer Cherrytomate und einer Peperoni. Neben den Luftobjekten des Propädeutikum Vollzeit ist auch ein Film von der Teilzeit-Klasse im Textilmuseum zu sehen. Sie haben eigens für die Ausstellung Filme zum Thema Essen und Textil erstellt.
Diese spezielle Darstellung von Nahrungsmitteln, die komplett aus Textilien gefertigt sind, erleben die Besucher/-innen des Textilmuseums noch bis zum 13. Oktober 2024. Die Ausstellung «All You CanNot Eat» ist grösstenteils einem Restaurant nachempfunden. In diesem wird allerdings weder Trink- noch Essbares angeboten. Die Tische sind mit textilen Exponaten gedeckt, welche die Form von Lebensmitteln annehmen. Verschiedene Geschmäcker, gesellschaftliche Klassen und Zeitepochen treffen dabei aufeinander und treten zueinander in Bezug.
Gedeckt wurden die Tische von verschiedenen Gästen, unter anderem erhielten die Studierenden des Propädeutikum vom Textilmuseum eine Einladung, den zur Verfügung gestellten Raum kreativ zu beleben.
Eine Vernissage als würdiger Abschluss
Während die Ausstellung «All You CanNOT Eat.» am 12. April 2024 eröffnet wurde, feierte der Gestalterische Vorkurs für Erwachsene seine private Vernissage am 16. Mai 2024
Diese bildete den Abschluss des Jahrgangs. Studentin Elena Signer blickt gerne zurück: «Der Gestalterische Vorkurs hat mir geholfen, meine eigenen Stärken und meinen eigenen Stil zu entdecken. Ich weiss jetzt, in welche Kunstrichtung ich mich bewegen will.» Ähnlich äussern sich Sirpa Kraus und Keana Enz, die ihr Interessensfeld eingrenzen konnten. Beiden hat es geholfen, dass sie ein Jahr lang verschiedene Gestaltungsrichtungen ausprobieren und ihr Portfolio entsprechend entwickeln durften.
Landscapes of Digestion
«Verdauungslandschaften» ist ein Ausdruck, der häufig in der Geografie und Kulturwissenschaft anzutreffen ist. Er illustriert, wie die Produktion, Verteilung, Konsumation und Entsorgung von Lebensmitteln unterschiedliche physische, soziale, kulturelle und ökonomische Landschaften formen. Diese Idee eröffnet die Möglichkeit, die komplexen Verbindungen zwischen Essgewohnheiten, ökologischen Systemen, sozialen Strukturen und ökonomischen Dynamiken zu erforschen.
Die vergängliche Schönheit verrottender Lebensmittel erinnert uns daran, dass nichts ewig währt – eine Mahnung an die unvermeidliche Vergänglichkeit allen Lebens. Diese natürliche Abfolge von Zeit und Leben zeigt uns, dass wir Teil eines grösseren Zyklus aus Tod und Wiedergeburt sind. Was einst lebendig und nahrhaft erschien, verwandelt sich über die Zeit in eine unansehnliche Mischung aus Farben und Texturen. Fermentation ist eine Transformation, ein Zustand, in dem Mikroben und Bakterien ehemals lebendige Nahrung in etwas völlig Neues umwandeln.