Für die Diplomarbeit auf den Hund gekommen
Die Fotografie-Studierenden der Schule für Gestaltung St.Gallen befassen sich für ihre Diplomarbeit mit Hunden in Apulien, dem Trennungsschmerz und Menschen mit Prothesen. Im Raum für Kultur «Der Pool» sind die Diplomarbeiten noch bis 6. Juli 2023 ausgestellt. Mehr über das Studium Fotografie HF erfährst du hier.
Perplex schauten die Fotografie-Studierenden ihre Lehrgangsleitung Désirée Good und Christian Schnur an, als sie zum ersten Mal das Thema ihrer Diplomarbeit hörten: Hybrid. «Sei es in der Mobilität, in der Wirtschaft oder auch in der Kultur – die Fähigkeit hybrid zu denken, hat uns weit gebracht», erklärt Désirée Good. Christian Schnur ergänzt, dass Hybride die Vorteile mehrerer Ideen kombinieren. Die Studierenden stellten sich der Aufgabe und erforschten die technischen und inhaltlichen Grenzen der Fotografie. Die Diplomarbeiten bewegen sich zwischen Bewegtbild und Fotografie, zwischen Kunst und Dokumentation.
Sara Spirig suchte die direkte Auseinandersetzung mit den gegensätzlichen Gefühlen in Bezug auf ihre Heimat. Daniel Gavrilov will den Betrachter/-innen näherbringen, dass Menschen mit Prothesen heutzutage nicht mehr so eingeschränkt sind, wie allgemein angenommen. Auf ihrem Weg zum Diplom präsentiert Angelina Wegmann eine Bildwelt über die Musik von Noémi Büchi. Denisse Castillo hat «La Capoeira» als hybride Kultur gewählt, die Kampf- und Akrobatikbewegungen vereint. Aber auch Musik, Gesang und Tanz.
Willkommen im Pool
Die Bildserien sind noch bis 6. Juli 2023 im «Der Pool» zu sehen. Der Raum für Kultur an der Dürrenmattstrasse 24 in St.Gallen bietet ein spezielles Ambiente. Stefanie Rohner gefällts: «Der industrielle Charakter des Raumes passt sehr gut und bietet neue Möglichkeiten.» Ihre Bilder zeigen, wie viele Emotionen eine Trennung mit sich bringt. Zwischen Abschied und Weitermachen, zwischen Trauer und Tränen. Ein Schritt nach dem anderen. Tag um Tag.
Dario Hässig freut sich darüber, aus dem Schulkontext ausbrechen zu dürfen. Die Ausstellung habe jetzt ein Museumsflair. «An diesen öffentlichen, zentralen Ort finden hoffentlich einige Besucher/-innen mehr. Bereits beim Vorbeigehen sieht man unsere Fotos, weil keine Vorhänge an den Fenstern sind», sagt er.
Die Hybridautos auf Google
Dario Hässig behandelt in seiner Arbeit «Architecture Remastered» Hybride in der Architektur. Er zeigt Fotografien alter Gebäude, die in einem modernen Stil umgebaut wurden. «Damit habe ich jene Idee umgesetzt, die mir bei der Bekanntgabe des Themas als erstes in den Sinn gekommen ist», verrät er. Hybrid sei zwar ein offenes Thema, jedoch sei eine umfassende Recherche notwendig gewesen. Dario Hässig lacht und sagt: «Zuerst wurden auf Google nur Beiträge über Hybridautos angezeigt.» Seine finale Serie zeigt jetzt verschiedene Herangehensweisen auf, wie alter Bausubstanz ein zweites Leben eingehaucht wird.
Andri Vöhringer wusste von Anfang an, dass er eine persönliche Diplomarbeit umsetzen will. Er notierte sich Begriffe zu allem, was ihn interessiert. Jetzt stellen die Aufnahmen seine persönliche Auseinandersetzung mit seiner Kindheit dar. Er erklärt: «Verschiedene Impulse wie altes Bild- und Videomaterial, Gerüche, Klänge oder Berührungen haben dazu beigetragen, meine Erinnerungen bewusst zu entdecken.»
Auf Fotoreportage in Apulien
Rückblickend auf die sechs berufsbegleitenden Semester empfiehlt Stefanie Rohner, Geduld mit sich selbst aufzubringen. Der künstlerische Prozess könne Zeit in Anspruch nehmen. «Ich selbst habe viel ausprobiert bis ich die passende Bildsprache für meine Diplomarbeit hatte», sagt sie. Man dürfe nicht verkopfen, sondern solle kreativ bleiben und bei Bedarf neue Wege einschlagen.
Selina Joanna Slamanig hat es in Richtung Apulien verschlagen. Sie setzte ihre Diplomarbeit während einem Aufenthalt in der süditalienischen Region um. «Beim Thema Hybrid habe ich mich zuerst gefragt, in welchen Spielraum wir uns bewegen dürfen. Ich habe mich auf Strassenhunde konzentriert, die ja meistens Mischlinge sind», erklärt sie. Sie hat nun nicht nur die touristische Seite Apuliens, sondern auch die Situation der Hunde dokumentiert. Dass sie dafür zwei Wochen benötigte, ist für Fotoreportagen üblich. Das perfekte Bild lässt sich nicht an einem bestimmten Tag planen. Die Idee davon, lässt sich aber erlernen – im Lehrgang Fotografie HF an der Schule für Gestaltung St.Gallen.