Gebäudetechnik HF: Attraktiver Weg zum Fachprofi auf mehreren Ebenen

Mehr Projektmanagement und fundiertes Wissen über alle Arten von Gebäudetechnikprojekten: Das HF-Studium Dipl. Gebäudetechniker/-in an der Baukaderschule St.Gallen lässt seine Absolventen/-innen die nächste Karrierestufe erklimmen. Lehrgangsleiterin Saida Mujanovic erklärt im Interview, weshalb diese berufsbegleitende Weiterbildung besonders für Sanitärinstallateure/-innen EFZ, Gebäudetechnikplaner/-innen EFZ, Heizungsinstallateure/-innen EFZ und Kältesystemmonteure/-innen interessant ist.
Saida, warum lohnt sich die Weiterbildung Dipl. Gebäudetechniker/-in HF?
Saida Mujanovic, Lehrgangsleiterin Baukaderschule St.Gallen: Durch dein Studium erwirbst du die notwendigen Fähigkeiten, um zukünftige Gebäude effizient, ökologisch und nachhaltig zu planen. Als Dipl. Gebäudetechniker/-in HF wirst du umfassend in der Gebäudetechnik ausgebildet. Dank meines HF-Studiums konnte ich in verschiedenen Planungsbüros als Projektleiterin wertvolle Erfahrungen sammeln. Bei meinem jetzigen Arbeitgeber XtegraSol, ein Unternehmen der Norline Gruppe, realisiere ich hauptsächlich Grossprojekte im Bereich der Betonkernaktivierung. Diese innovative Technik nutzt die thermische Masse von Beton, um Energie zu speichern und zu regulieren, wodurch die Energieeffizienz von Gebäuden deutlich verbessert wird. Besonders schätze ich dabei die Vielseitigkeit der Aufgaben und die Zusammenarbeit im grossartigen Team.
Wie hast du das genau gemeint mit der ökologischen und nachhaltigen Planung?
Wir stärken in unserem Unterricht an der Baukaderschule St.Gallen die Kompetenzen im Bereich der erneuerbaren Energien. Die Wahl der richtigen Heizmethode spielt nicht nur eine Rolle für den Komfort, sondern auch für die Umwelt. Sanitär-, Heizungs-, und Lüftungs- planer/installateure beispielsweise haben in ihrem Berufsalltag wenig Berührungspunkte mit einer Photovoltaikanlage. Während der Weiterbildung bei uns erfahren sie mehr darüber, wissen über deren Anwendung Bescheid und können im Berufsalltag auf Augenhöhe mitdiskutieren.
Welches interessante Projekt hast du erst kürzlich in deinem Berufsalltag umgesetzt?
Neben der konventionellen Dimensionierung von Betonkernaktivierungssystemen für Büro- und Wohngebäude habe ich auch bereits anspruchsvolle Anwendungen realisiert, wie die Temperierung von Museumsbauten. In solchen Projekten ist es entscheidend, dass die Temperatur in den Ausstellungsräumen stabil bleibt. Eine mechanische Lüftungsanlage reagiert schnell auf mögliche Schwankungen, etwa durch den Eintritt vieler Besucher, während die thermische Aktivierung von Wänden und Decken die notwendige thermische Stabilität sicherstellt. Des Weiteren habe ich in letzter Zeit Energiepfahlanlagen dimensioniert und sie in Kombination mit der Betonkernaktivierung in den Decken integriert.

Was ist der Vorteil, wenn Energiepfahlanlagen in Kombination mit der Betonkernaktivierung in Decken integriert werden?
Dadurch entstehen hoch energieoptimierte Systeme, die durch Free Cooling nicht nur den thermischen Komfort im Büro gewährleisten, sondern die Kälteenergie nahezu kostenlos liefern. Der Einsatz von Energiepfählen war notwendig, da keine Erdsonden gebohrt werden durften. Da es sich um statisch beanspruchte Pfähle handelte, war eine enge Zusammenarbeit mit dem Bauingenieur erforderlich. In einem weiteren Projekt habe ich eine LKW-Einfahrtsrampe so dimensioniert, dass sie eisfrei bleibt. Die dafür benötigte Energie konnte dabei effizient aus der industriellen Abwärme gewonnen werden.
Du bist selbst gelernte Gebäudetechnikplanerin Fachrichtung Heizung und hast die Berufsschule am GBS St.Gallen an der Kirchgasse besucht. Was ist der Mehrwert eines HF-Studiums in Gebäudetechnik für Gebäudetechnikplaner/-innen EFZ, Heizungsinstallateure/-innen EFZ, Kältesystemmonteure/-innen und Sanitärinstallateure/-innen EFZ?
Sie können ihr Berufsfeld erweitern und die Projektleitung sowie die Fachkoordination HLKSE übernehmen. Dadurch, dass wir in unserem HF-Lehrgang Kompetenzen in den Fächern Heizung, Lüftung, Klima, Kälte und Elektro vermitteln, vergrössern sie ihren Tätigkeitsbereich. Sie sind nicht mehr länger «nur» auf ihrem Lehrberuf Spezialistinnen und Spezialisten. Sie erweitern auch ihr rechtliches Wissen und stärken ihre Rolle im Projektmanagement.
Seit 2017 unterrichtest du bei uns das Fach Gebäudetechnik und leitest seit mittlerweile einem Jahr den Lehrgang Dipl. Gebäudetechniker/-in HF. Was macht dein Nebenjob als Dozentin aus?
An der Baukaderschule St.Gallen ist der Schnittpunkt zwischen Theorie und Praxis wichtig. Durch meine Weiterbildung bringe ich genau das Wissen in der HLKS-Branche mit. Ich kann meine Erfahrungen aus dem Berufsleben direkt weitergebenen und bin im Austausch mit den Studierenden. Ausserdem ist der Lehrgang Dipl. Gebäudetechniker/-in HF hierin St.Gallen umso spannender, weil er mit demjenigen der Bauplaner/-innen Architektur und Ingenieurbau kombiniert ist. Bei den allgemeinen Fächern werden die drei Klassen gemeinsam unterrichtet. Da werden zwischen den Gebäudetechniker/-innen und den Bauplaner/-innen interessante Inputs ausgetauscht.
Wie wird der von dir erwähnte Praxisbezug im Unterrichtszimmer konkret hergestellt?
Der Lehrgang umfasst etwas mehr als 200 Lektionen pro Semester. Die Dozierenden stellen den Praxisbezug einerseits in den Aufgabenstellungen her, andererseits berichten sie von ihren eigenen Erfahrungen und gehen auf aktuelle Fragen aus dem Berufsalltag der Studierenden ein. Die Kompetenznachweise sind ausserdem sehr praxisnah, beispielsweise muss eine Heizungsanlage geplant werden. Eine solche Aufgabe betrifft dann mehrheitlich das Selbststudium. Neben dem Präsenzunterricht wird mit einem Aufwand von zirka 200 Stunden pro Semester für Vor- und Nachbearbeitung der Lektionen, Praxis- / Transferaufgaben und selbstorganisiertes Lernen gerechnet. Bestandteil der Weiterbildung ist zudem die Durchführung von je einer Projektwoche im ersten und sechsten Semester.
Du sprichst die Kompetenznachweise an, die neu nicht mehr benotet werden. Die Bewertung erfolgt notenfrei durch «bestanden» oder «nicht bestanden».
Ich finde das ein sehr gutes Konzept. In den bisher zwei durchgeführten Semestern hat es sich bewährt. Die Studierenden müssen nicht wie bei einer Prüfung am Tag X bereit sein. Sie haben über einen etwas längeren Zeitraum die Möglichkeit, einen Nachweis ihrer Kompetenzen zu erbringen. Wenn die Aufgabe lautet, innert zwei Wochen unter anderem eine Sanitärbatterie zu zeichnen, dann ist eine selbstständige Arbeitseinteilung und eine individuelle Lösung möglich. Und am Ende heisst es «bestanden» oder «nicht bestanden.» Eine Schule ohne Noten trägt dazu bei, dass Studenten sich nicht nur auf das Erreichen einer guten Note konzentrieren, sondern auch auf den Lernprozess selbst. Auf diese Weise rückt die Lernmotivation in den Vordergrund.
Jetzt anmelden: Dipl. Gebäudetechniker/-in HF
Als Dipl. Gebäudetechniker/-in HF befasst du dich mit der administrativen und räumlichen Koordination von Haustechnikprojekten – sowohl im Neubau als auch im Erneuerungs-/Renovationsbau. Du vertrittst das Projektteam gegenüber der Gesamtleitung und der Bauherrschaft.
Die berufsbegleitende Weiterbildung dauert sechs Semester, anschliessend folgt die Diplomarbeit.
Wöchentlich werden 13 Lektionen durchgeführt. Dienstagabend (4 Lektionen) und am Freitag ganztags (9 Lektionen) als Präsenzunterricht vor Ort in St.Gallen. Situativ werden einzelne Abende online unterrichtet.
Im Rahmen dieses Lehrgangs können folgende zusätzliche Abschlüsse erlangt werden:
- buildingSMART (im Fach Digitale Transformation)
- IPMA-Zertifizierung (im Fach Projektmanagement)
- Berufsbildner/-in BB40