Haare schneiden im glücklichsten Land der Welt
Lorena Schlegel und Foteini Maria Mylona schwärmen von ihrem Aufenthalt im finnischen Porvoo. Das GBS St.Gallen fördert den internationalen Lernenden-Austausch. Das Mobility-Programm «move on» umfasst insgesamt 15 Partnerschulen in ganz Europa (Mehr Infos: karin.haltner@gbsssg.ch). «Diese Chance muss man unbedingt nutzen. Du profitierst enorm», sind sich Loreno und Foteini einig.
Äteritsiputeritsipuolilautatsijänkä. So heisst ein Ort mit 35 Buchstaben in Lappland. Diesen Fun Fact präsentierte Lorena während ihres Vortrags über den dreiwöchigen Aufenthalt im finnischen Porvoo. Gemeinsam mit Foteini nahm sie am Austauschprogramm «move on» teil. Wie diese Anekdote zeigt, vertieften sich die beiden Coiffeusen auch mit den kulturellen Gegebenheiten Finnlands.
Beide besuchten die Schule Careeria und arbeitete in mehreren Coiffeur-Salons. «In Porvoo bediente ich auch während der Schulzeit Kunden», erklärt Foteini. Sie habe neue Techniken beim Schneiden kennengelernt und ausprobiert. «In der letzten Woche lernte ich sogar eine neue Aufsteckfrisur-Technik.»
Lorena ihrerseits war noch nie für so viele Mèches verantwortlich. «Die Finnen wählen häufig einen dunkleren Farbton. Und ich dachte, wir Schweizer*innen hätten feine Haare, aber diejenigen der Finnen*innen sind noch feiner», berichtet Lorena.
Finnische Kälte? Wie der Wind am Bodensee
Sowohl Lorena als auch Foteini schätzen es, dass sie in den Salons mehrheitlich selber arbeiteten und dadurch wertvolle Erfahrungen sammelten. Im Beauty Salon der Schule durften sie sogar frei wählen, welche Tätigkeit sie am jeweiligen Tag bevorzugen. «Und im Hair & Beauty Emotions verwenden sie pflanzliche Farben. Darin kannte ich mich noch nicht aus», so Lorena.
Vor ihrer Abreise Anfang Februar wurde die angehende Coiffeuse öfters auf die Kälte im hohen Norden hingewiesen. Jetzt weiss es Lorena besser: «Daran gewöhnst du dich. Es ist eine trockene Kälte, die aushaltbar ist. Es ist so, wie wenn es am Bodensee windet.» Viele Spaziergänge hat sie trotz Schnee und Minustemperaturen unternommen. Sie war unter anderem am Meer und schlenderte durch die Altstadt.
Am liebsten geblieben
Einen Abstecher ins 50 Kilometer nordöstlich gelegene Helsinki haben sich die beiden auch nicht entgehen lassen. Über ihren Aufenthalt in Finnland sagt Foteini: «Ich fühlte mich sehr wohl und passte mich schnell der finnischen Kultur an.» Am Programm «move on» würde sie gerne nochmals teilnehmen. «Man profitiert in so vielen Bereichen», sagt sie.
Lorena ist gleicher Meinung und empfiehlt den dreiwöchigen Aufenthalt in Porvoo weiter. «Es ist wirklich cool. Am liebsten wäre ich dort geblieben.» Sie verschweigt nicht, dass der Unterricht am GBS St.Gallen gleichzeitig weiterläuft und das Versäumte nachgeholt werden muss. Das sei eine intensive Zeit.
Fun Facts
Lorena konnte ihren Mitschülerinnen auch mitteilen, dass der finanzielle Zustupf der Schule grösstenteils reiche, um die Kosten zudecken. Da half es auch, dass das Essen in der Schule gratis war, weil der/die finnische Steuerzahler*in dafür aufkommt. Sowieso teilte Lorena mit ihrer Klasse während des Vortrags viele Informationen «über das glücklichste Land der Welt»:
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Gemäss dem World Happiness Reports 2023 leben in Finnland die glücklichsten Menschen der Welt.
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Beim Arbeitsplatz und in der Schule spricht man sich mit dem Vornamen an. Das sei auch besser so, findet Lorena. Die finnischen Nachnamen seien sehr lange und schwierig.
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Auf vielen Häusern befindet sich neben dem Kamin eine Leiter. Das hat einen einfachen Grund, wie Lorena erklärt: «So kann man die Leiter hochklettern und den Kamin vom Schnee befreien.»
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Die Finnen konsumieren pro Person 12 Kilo Kaffee im Jahr. Das ist der höchste Wert in Europa. «Sie trinken aber auch ganz viel Milch, sogar in der Schulmensa zum Mittagessen», berichtet Lorena.
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Finnen sind zwar sehr gastfreundlich, aber keine Fans von Smalltalk. Sprechpausen werden nicht als peinlich empfunden.
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Finnland war das erste europäische Land, das Frauen im Jahr 1906 das Wahlrecht verlieh.
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In Porvoo leben 50'600 Einwohner. Es wird Finnisch und Schwedisch gesprochen. Auf Schwedisch heisst Porvoo Borga.
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Finnland erstreckt sich zwar auf einer Fläche von ca. 340'000 Quadratkilometer, hat aber im Vergleich zur Schweiz nur 5,5 Millionen Einwohner. Einen grossen Teil des Landes machen Wälder und Seen aus. In Finnland sind hauptsächlich die Baumsorten Birken, Kiefer und Fichte anzutreffen und nur Kanada verfügt über noch mehr Seen.
Für Lorena und Foteini ist der dreiwöchige Aufenthalt im finnischen Porvoo mehr als ein neuer Einblick in den Beruf. Er ist in allen Bereichen eine Horizonterweiterung.