So gehst du mit Betonelementen auf der Baustelle richtig um

Wie werden Betonelemente produziert? Wie wird ein KMU wirtschaftlich geführt? Antworten darauf erhielten die Baupolierklassen während der Besichtigung des Betonelementwerks Paluselli Elementbau AG in Diepoldsau. Geschäftsführer Lorenz Hutter hat ein grosses Anliegen an die Baupoliere/-innen der Baukaderschule St.Gallen.
Aus Beton wird mehr gemacht als man denkt. Bestes Beispiel dafür ist der rote Platz direkt vor der Baukaderschule St.Gallen. Hier ist das Betonelementwerk Paluselli verantwortlich für die Fassadenelemente des Raiffeisen-Gebäudes und für die kunstvollen Sitzgelegenheiten aus Beton. Jährlich stellt die Firma Paluselli an ihrem Standort in Diepoldsau rund 1000 Kubikmeter Beton her. Die Baupoliere durften sich das Betonelementwerk vor Ort anschauen und wurden von Geschäftsführer Lorenz Hutter zu den Silos, in den Steuerungsraum und zum Herzstück, dem Betonmischer, geführt.
Die Sorgfalt ist im 1929 gegründeten Unternehmen oberstes Gebot. «Die Elementbauer gehen behutsam mit ihrem Endprodukt um und ihr auf der Baustelle bitte mit Verstand», so Hutter an die Studierenden gerichtet. Neu gelieferte Sichtbetonelemente sollen besser nicht mit schmutzigen Händen angefasst werden. Hutter hat auch schon miterlebt, dass Arbeiter auf die neuen Fassadenelemente gestanden sind. «Und legt die Elemente nicht direkt auf Holz», bittet Hutter. Er gibt den Tipp, Stapelfix für den Raum zwischen den aufgestapelten Elementen zu verwenden. So kann die Luft besser zirkulieren und die Betonoberfläche nimmt keine Holzabdrücke an.
Von der Bauvorarbeiterschule zum Geschäftsführer
Vom einfachen Elementhersteller entwickelte sich die Firma Paluselli im Jahr 1985 zum Spezialisten für Beton und Elementtechnik. Produziert werden Betonelemente aller Art gemäss dem Plan des Architekten: Treppen, Liftschächte, Balkone und Balkonplatten, Dachränder, Fassaden, Fensterbänke oder Stützmauern. Immer zu beachten ist, dass verkehrt herum betoniert wird. «Eine Treppe betonieren wir auf dem Kopf. Wir müssen spiegelverkehrt denken. Bei diesem Arbeitsprozess verbirgt sich eine Fehlerquelle», schildert Hutter.
Dass Hutter heute die Geschicke des KMU leitet, verdankt er seinen Weiterbildungen an der Baukaderschule St.Gallen. Von der Bauvorarbeiter- über die Baupolier- bis zur Bauführerschule kletterte er die Karriereleiter stufenweise nach oben. «Als gelernter Maurer und Hochbauzeichner wollte ich wissen, wie Baupoliere und Bauführer ticken. Die vielen Bekanntschaften und die Einblicke haben mich geprägt, besonders die Themen Statik und Schalungstechnik», erklärt Hutter. Er unterstützt die Baukaderschule St.Gallen mittlerweile auch als Prüfungsexperte.
Beeindruckt von der Arbeitsweise
An zwei Vormittagen nahm sich Lorenz Hutter Zeit, um die beiden Baupolierklassen durch den Betrieb in Diepoldsau zu führen. Diese Auftrittskompetenz hat er sich mitunter durch viele Vorträge während seiner Weiterbildungszeit angeeignet. Die Studierenden hörten ihm gerne zu und nahmen mit, wie gut bei der Auftragsabwicklung das Zusammenspiel zwischen Architekten, Bauherren und den Paluselli-Mitarbeitenden funktionieren muss.
Baupolier Reto Jenni lobt die Arbeitsweise: «Am meisten Eindruck macht mir, wie viel Wert sie auf Qualität legen. Sie investieren in eine Arbeit lieber mehr Zeit und liefern diese dann passend ab, weil es andersrum mehr Aufwand verursachen und Geld kosten würde.» Diese Qualität wird auch zehnmal jährlich geprüft. Weil zum Beispiel Treppen als sicherheitsrelevantes Bauteil gelten, muss das Betonelementwerk Paluselli zertifiziert sein. Geprüft werden jeweils die drei Betonsorten NPK C (Hochbau), NPK G (Tiefbau) und der am meisten verwendete SCC Beton (selbstverdichtender Beton). Die SIA-Norm SN EN 206 definiert bezüglich Zementgehalt, Druckfestigkeit und Wasserzementwert.
Eine Spezialwoche in der Ostschweiz und in Bern
Die Besichtigung in Diepoldsau war Bestandteil der Sonderwoche für den Lehrgang Baupolier/-in 2023 bis 2025. Als idealer Start in die Ausbildung wurden zustäzlich die Baustellen der neuen Olma-Halle in St.Gallen und der Kebag Enova in Zuchwil SO besucht. Abgerundet wurde die Woche mit zwei Übernachtungen in Bern sowie dem Aufenthalt im Seiplpark Ropetech und bei den Kraftwerke Oberhasli AG in Innetkirchen BE.
Lehrgangsleiter Roland Lohri sagt über das Programm: «Es steht unter dem Motto Persönlichkeitsbildung für Baukader. Die Klasse wächst zusammen und nach dieser Woche ist die Stimmung jeweils eindeutig familiärer.» Die Studierenden organisieren ihre Anreise selbst, lernen sich auch bei einem geselligen Ausgang im Berner Nachtleben besser kennen und lassen sich durch die Einblicke in die verschiedenen Unternehmen wie der Paluselli Elementbau AG inspirieren.