Was mit einem 3D-Drucker alles möglich ist
Die SpaceX-Rakete von Elon Musk stammt aus einem 3D-Drucker. Die Formel 1 nutzt die Technologie längst nicht mehr, um nur Prototypen herzustellen. Auch die Medizin oder das Bauwesen loten die Möglichkeiten des 3D-Drucks aus. «Drucken lässt sich fast alles», sagt Sven Brugger. Der Industrial Designer führt durch den Kurs «3D-Druck-Package». Er sagt: «3D-Druck ist Teil der vierten industriellen Revolution.»
Wer sich noch nicht mit den Möglichkeiten des 3D-Drucks befasst hat oder die Leidenschaft intensivieren will, der oder die ist bei Sven Brugger goldrichtig. Seine Faszination ist ansteckend. «3D-Druck verändert die Art und Weise, wie wir als Ingenieure*innen Teile konstruieren», erklärt er. Klassische Teile können in eine Gussform gegossen oder gestanzt werden. Ein 3D-Drucker erlaubt Formen, die bis anhin unmöglich waren. «Eine Spritzgussmaschine ist für Hinterschnitte und hochkomplexe Formen nicht geeignet. Der 3D-Drucker kann das.» Dadurch war es zum Beispiel einem Ärzteteam in Dubai möglich, im August einem Patienten 3D-gedruckte Schädelknochen aus Titan zu transplantieren.
Während seines Studiums an der Schule für Gestaltung St.Gallen zum Industrial Designer hat sich Sven Brugger noch intensiver mit den Möglichkeiten des 3D-Drucks befassen können. Was ihn besonders beeindruckt? Er sagt: «Jedes Teil, das ich auf dem Rechner zeichne, halte ich schon am nächsten Tag frisch gedruckt in den Händen. Dafür habe ich keine Werkstatt und keinen Arbeitsaufwand gebraucht. Der 3D-Druck macht es möglich, dass digitale Produkte zu physischen Produkten werden.»
Ein 3D-Drucker für jedes Portemonnaie
Der allererste 3D-Drucker nahm seinen Betrieb bereits in den 70er Jahren in Japan auf, ein sogenannter SLA-Drucker. SLA steht für eines der drei mittlerweile geläufigsten 3D-Druckverfahren mit flüssigem Kunstharz, der Stereolithografie. Heute hat Sven Brugger in seiner eigenen Firma «Schwung und Kante Design» und seinem Atelier «Kollektiv.SG» zehn 3D-Drucker in Betrieb, die unter anderem auch Teile aus Carbonverbundstoffen und Gummi (Polyurethan) anfertigen.
Kostete ein 3D-Drucker im Jahr 2012 noch gegen die 30'000 Franken, ist er heute für wenige hunderte Franken erhältlich. In den Kosten des Kurses «3D-Druck-Package» von Sven Brugger an der Schule für Gestaltung St.Gallen ist der «Creality Ender 3» enthalten. Die Teilnehmenden bauen ihren eigenen 3D-Drucker und lernen diesen von Grund auf kennen. Sie drucken funktionale Teile, Skulpturen oder Prototypen. Ausserdem zeigt Sven Brugger, wie die Druckergebnisse mit dem Slicerprogramm Cura optimiert werden.
Essen und Waffen per Knopfdruck?
An der Zeichennacht im November wurde Sven Brugger von den Workshop-Teilnehmenden öfters gefragt, ob sich mit einem 3D-Drucker tatsächlich Lebensmittel herstellen lassen. «Das ist ein Teil des 3D-Druck-Phänomens, den ich nicht begreife. Das Essen muss so vorproduziert sein, dass dieses Material anschliessend von einem 3D-Drucker weiterverarbeitet werden kann», erklärt Sven Brugger. Optisch mache ihn dieses Essen nicht wirklich an. Zudem sei es einfacher und schneller, solche Lebensmittel, zum Beispiel Schokolade, mittels Gussform zu produzieren.
Und inwiefern ist die Herstellung von Waffen möglich? Dass sich jemand aus dem Darknet eine entsprechende Anleitung besorgt, könne nicht verhindert werden. Jede und jeder kann sich aber auch in einer Metallwerkstatt eine Waffe zusammenbauen. Sven Brugger möchte die Gedanken lieber auf eine andere, wichtigere Thematik lenken: «Wenn deswegen 3D-Drucker verboten werden, dann verschwinden die Innovationen. Die meisten Prototypen entstehen unkompliziert und kostengünstig dank diesen Geräten.»
In 30 Minuten zum Kugelschreiber
Der Ablauf bei einem 3D-Druck ist dabei immer derselbe: Zuerst wird mit dem CAD-Programm das herzustellende Teil gezeichnet. Das Slicerprogramm teilt das Produkt in Schichten auf, damit der 3D-Drucker diese erkennt. Anschliessend wird eine G-Code-Datei erstellt, denn die kann von einem 3D-Drucker verarbeitet werden. «In nur 30 Minuten habe ich beispielsweise meinen eigenen Kugelschreiber gedruckt», sagt Sven Brugger. Er wird mit den unendlichen Möglichkeiten des 3D-Drucks wieder in seinem Kurs faszinieren.