Auf Fotoreportage in Apulien
Mit Bildserien über Tiere hat Selina Slamanig während ihres Fotografie-Studiums an der Schule für Gestaltung St.Gallen gleich mehrmals überzeugt. Die gelernte Polygrafin verrät, weshalb sie für ihre Diplomarbeit nach Apulien reiste und weshalb sie jetzt selber unterrichtet.
Über eine halbe Million streunende Hunde soll es in Italien geben. Diese Schätzung hat die italienische Tierschutzorganisation Ente Nazionale Protezione Animali E.N.P.A. abgegeben. Selina Slamanig hat diese Statistik für ihre Diplomarbeit im Rahmen des Studiums Fotografie HF recherchiert und sich nach Apulien aufgemacht. «Für diese Region habe ich mich entschieden, weil viele nicht wissen, dass es neben Griechenland oder Rumänien auch in unserem Nachbarland Italien ein grosses Problem mit Streunern gibt», erklärt Selina Slamanig.
Zwei Wochen lang hat sie die angetroffenen Szenerien in Apulien beobachtet und dokumentiert. Sie macht sichtbar, wie nachdenklich die Situation von Hundertausenden Hunden in einem Nachbarland der Schweiz ist.
In ihrem Hinterkopf behielt sie dabei das vorgegebene Thema Hybrid. «Ich habe mich zuerst gefragt, in welchem Spielraum wir uns bewegen dürfen. Schlussendlich habe ich mich auf Strassenhunde fokussiert, die meistens Mischlinge sind und so ideal ins Thema passen», erklärt sie. Mit ihrer Bildserie macht Selina Slamanig auch auf ein italienisches Gesetz aufmerksam, das Tierheimen einen bestimmten Geldbetrag pro Tag und pro Hund zuspricht: «Dadurch ist es aber auch ein lukratives Geschäft, die streunenden Hunde einzusammeln und zu stapeln, nur um dann das Geld privat einzusacken.»
Im Schnee unterwegs
Es war nicht das erste Mal, dass Selina Slamanig mit ihrer Bildserie die Notengeber/-innen überzeugte. Für das Zwischendiplom im dritten Semester mit dem vorgegebenen Thema «Das Tier. Die Region. Wir.» begleitete sie eine Rettungshundestaffel in die Berge und fotografierte Lawinensuchhunde beim Üben für den Ernstfall.
Während des Studiums hat sie rasch bemerkt, dass ihr solche Reportagen mehr zusagen. Theorie und Praxis wurden ihr für verschiedenste Richtungen vermittelt. «Im Ausschlussverfahren bin ich zum Schluss gekommen, dass mir Fotoreportagen liegen», so Selina Slamanig. Dass sie für die Fotoreportage in Apulien zwei Wochen aufwendete, überrascht nicht. Das perfekte Bild lässt sich bei einer Reportage nicht planen. Das nötige Geschick, den perfekten Augenblick einzufangen, lässt sich aber erlernen – im Lehrgang Fotografie HF an der Schule für Gestaltung St.Gallen.
Berufsschule und Höhere Fachschule gemeistert
Der Kreis im beruflichen Werdegang von Selina Slamanig schliesst sich somit fürs Erste. Im Sommer 2015 durfte sie an der Schule für Gestaltung St.Gallen das Lehrabschlusszeugnis als Polygrafin EFZ entgegennehmen. Ausserdem schloss sie parallel die Gestalterische Berufsmatura ab. Acht Jahre später nahm sie an derselben Bildungsstätte erneut an einer Abschlussfeier teil. Neu schmückt das Diplom der berufsbegleitenden HF-Weiterbildung Fotografie ihren Lebenslauf
Es war nie ihr Ziel, hauptberuflich als Fotografin zu arbeiten. Dafür gefällt ihr der Job als Polygrafin bei der AVD Goldach AG zu gut. Die Fotografie ist eine willkommene Ergänzung – auch deshalb, weil ein Abschluss auf HF-Stufe für ihre neue Herausforderung als Berufsschullehrerin Voraussetzung ist. Seit diesem Sommer unterrichtet sie an der Schule für Gestaltung St.Gallen angehende Polygrafen/-innen EFZ in Photoshop und freut sich, ihr Fachwissen und die Begeisterung für den Beruf mit dem Nachwuchs teilen zu dürfen.
«Aus- und Weiterbildung lohnt sich»
Von ihrem erst kürzlich abgeschlossenen Studium weiss Selina Slamanig nur zu gut, dass der Balanceakt zwischen Schule, Beruf und Freizeit herausfordernd ist. «Wenn man zusätzlich zum Studium zu 85 Prozent arbeitstätig ist, bleibt nicht mehr viel Freizeit. Denn neben den zwei Schultagen ist auch viel Selbststudium in Form von fotografischen Projektarbeiten zu leisten. Es lohnt sich aber, diese Zeit in die Aus- und Weiterbildung zu investieren», sagt Selina Slamanig. Ihr Werdegang, geprägt von einer stetigen Weiterentwicklung, ist der beste Beweis dafür.