«Bauführer/-innen HFP finden zu 100 Prozent einen Job»

Die Baubranche nimmt auch an den Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten mass, um die Karrieremöglichkeiten attraktiver zu gestalten. Für den Schweizerischen Baumeisterverband ist klar: Die wichtigsten Berufsabschlüsse der Berufskarriere bleiben Baupraktiker/-in, Maurer/-in, Vorarbeiter/-in, Baupolier/-in, Bauführer/-in und Baumeister/-in. Der Berufsabschluss des Bauführers wird neu über eine eidgenössische höhere Fachprüfung erworben.

Roland, warum lohnt sich eine Weiterbildung zum/zur Bauführer/-in HFP?
Roland Lohri, Lehrgangsleitung Bauproduktion an der Baukaderschule St.Gallen: Bauführer/-innen sind sehr gesucht. Eine Ausbildung zum/zur Bauführer/-in ist verbunden mit der einhundertprozentigen Garantie, einen Job zu finden. Die Aufgaben sind attraktiv und gerade technisch vielseitig. Man arbeitet sowohl im Team als auch sehr selbstständig. Bauführer/-innen übernehmen Verantwortung und gehen die Extrameile. Dadurch haben sie innerhalb des Unternehmens enorme Aufstiegsmöglichkeiten.
Wer wird ab Januar 2025 an der Weiterbildung Bauführung HFP teilnehmen können?
Alle, die die Kriterien für die Höhere Fachprüfung erfüllen werden. Zu einer Höheren Fachprüfung wird zugelassen, wer über die für die Funktion relevante Berufserfahrung im Bauhauptgewerbe verfügt. Das heisst: Zur Prüfung darf, wer einen EFZ- oder Maturitätsabschluss und vier Jahre Berufspraxis im Bauhauptgewerbe vorweist. Von den vier Jahren Berufspraxis müssen zwei als Bauführer/-in geleistet worden sein.
Auch zugelassen für die Prüfung ist, wer über einen Tertiär-Abschluss wie den Bauvorarbeiter oder Baupolier verfügt. Zusätzlich müssen in diesem Szenario zwei Jahre Berufspraxis im Bauhauptgewerbe, wovon zwei Jahre in Bauführertätigkeit, vorgewiesen werden.
Bedeuten diese Anpassung, dass ich nicht zwingend schrittweise die Karriereleiter hochklettern muss? Bis anhin war der Weg zum Bauführer über die Weiterbildungen Bauvorarbeiter und Baupolier vorgegeben.
Ja, künftig kann man auf direktem Weg Bauführer/-in werden, wenn das Kriterium mit der Berufserfahrung erfüllt ist. Ich traue es den Maurern, Zimmermännern und Schreinern zu, die zweijährige Weiterbildung Bauführung HFP zu meistern. Ich bin aus einem bestimmten Grund aber skeptisch.
Weshalb?
Das Wissen eines Vorarbeiters und eines Baupoliers wird im Lehrgang Bauführung HFP vorausgesetzt. Bauvorarbeiter/-innen behandeln im Unterricht Themen wie Baustellenlogistik, Ressourcenplanung und Arbeitssicherheit. Auch der Tief- und Betonbau sowie Normen und Verträge werden unterrichtet. Der Fokus liegt auch auf der Personalführung und der Kommunikation.
Bei uns an der Baukaderschule St.Gallen ist die Ausbildung zum Berufsbildner Bestandteil der einjährigen, berufsbegleitenden Weiterbildung. All diese Kompetenzen werden im wiederum einjährigen und berufsbegleitenden Lehrgang Baupolier/-in mit eidgenössischem Fachausweis vertieft. Alles wird komplexer.

Wo liegen denn die Schwerpunkte bei der Weiterbildung Bauführung HFP?
Neu werden noch viel stärker die Sozial- und Selbstkompetenzen gefördert. Die Anzahl dieser Lektionen wird um gut 40 Prozent aufgestockt. Der Schweizer Baumeisterverband will dem sozialen Umgang noch mehr Rechnung tragen, weil Bauführer/-innen Mitarbeitende führen und mit Bauleiter/-innen regelmässig kommunizieren. Dafür fallen Fächer wie Englisch, Baustelleneinrichtung sowie Geologie und Grundbau weg. Das bedeutet, sehr viel bauspezifisches Fachwissen wird vorausgesetzt.
Gibt es einen Unterschied, weil die Abschlussprüfung nicht mehr bei uns an der Baukaderschule St.Gallen stattfinden wird?
Nein. Da wir gemäss Lehrplan unterrichten werden unsere Absolvierenden wie gewohnt gut auf die eidgenössische Prüfung vorbereitet sein. Die Prüfung wird neu noch zwei Tage dauern und es wird keine Diplomarbeit mehr geben. Es wird sein, wie bis anhin: Wer bei uns den Unterricht besucht, wird gut für die Höhere Fachprüfung HFP vorbereitet sein.
Die Bauführer/-innen der Baukaderschule St.Gallen sind erstmals 2027 an der Höheren Fachprüfung. Wie wichtig sind BIM-Kenntnisse, um auf dem Bau Karriere zu machen?
Die digitale Transformation wird die Baubranche noch weiter verändern. Immer mehr Bauunternehmungen erwarten von ihren Mitarbeitenden, dass sie neue Technologien anwenden können. In unserem Unterricht werden Bauführer/-innen entsprechend geschult, beispielsweise verfügen sie über Anwenderkenntnisse in der Umsetzung der Bauplanung mit digitalen Modellen wie BIM und bezüglich Daten aus digitalen Modellen. Die genauen Lehrpläne sind unter der Adresse baumeister.ch/masterplan-qp-hbb aufgeschaltet.
Berufsbild Bauführung HFP
Als Bauführer/-in organisierst, leitest und überwachst du die Baustelle. Bauführer/-innen gehören wie die Baumeister/-innen zum höheren Kader. Die Arbeit verlagert sich im Wesentlichen von der Baustelle ins Büro. Sie wird aber nicht etwa leichter oder bequemer, im Gegenteil. Die Aufgaben sind umfangreicher und noch anspruchsvoller.
Zu deren Aufgaben gehören auch die ganze Vorbereitung und Planung der Arbeiten. Vor allem besteht die Arbeit aus Controlling. Konkret: Du überwachst den Arbeitsprozess, das heisst die Termine, die geleisteten Stunde und den Materialverbrauch.
Du beschäftigst dich mit den Finanzen: Du erstellst Nachkalkulationen und überprüfst die Richtigkeit von Zahlungseingängen. Als Bauführer/-in kontrollierst du, ob die Vorschriften zur Arbeitssicherheit eingehalten und die Anforderungen an die Qualität erfüllt werden.