Carrosserielackierer/-innen geben präzise Vollgas
Mit diesen Fahrzeugen möchte man am liebsten eine Ausfahrt unternehmen. Die Carrosserielackierer/-innen EFZ im letzten Ausbildungsjahr präsentieren ihr Camaro-Modell. Die Projektarbeit ist ein Musterbeispiel dafür, wie die vier Schlüsselkompetenzen Kreativität, Kollaboration, kritisches Denken und Kommunikation am GBS St.Gallen unterrichtet werden.
Kreativität: Das am GBS St.Gallen gelebte 4K-Modell bereitet Lernende darauf vor, einer schnelllebigen und globalisierten Welt erfolgreich zu sein. Unter Kreativität geht es nicht nur um Kunst oder Design, sondern auch um das Denken ausserhalb der gewohnten Muster. Wie können innovative Lösungen gefunden werden? Gioia hat sich beispielsweise als einzige dafür entschieden, Licht in ihr Modell einzubauen. Einige haben Spoiler angebracht, andere ein besonders schönes Signet entworfen und dieses mit Folie aufgeklebt.
Tristan seinerseits hat besonders viel Liebe fürs Detail. Er platzierte das Camaro-Logo und hat sein Modell soweit ausgearbeitet, dass er noch ein Elektromotörchen einbauen kann. «Im Detail liegt der Teufel begraben», sagt Peter Schubiger, Vorstandsmitglied carrosserie-suisse Ostschweiz und Fachbereichsleiter Carrosserielackierer/-in EFZ am GBS St.Gallen. Letztendlich werde die Arbeit anhand der Genauigkeit beurteilt. «Der Laie sieht das nicht, aber dem Profi fällt auf, wenn an einer Stelle nicht messerscharf lackiert wurde», so Peter Schubiger.
Kollaboration: Seit August 2023 erstreckte sich diese Projektarbeit über drei Lernorte: Ausbildungsbetrieb, Berufsfachschule und ÜK. Die Lernenden arbeiten mit verschiedenen Protagonisten zusammen, um ihr Ziel zu erreichen. «Sie lernen zu planen, ihre Zeit einzuteilen und zu kommunizieren. Das Projekt fördert nicht nur ihr berufliches Fachwissen, sondern auch ihre Fach-, Methoden- und Sozialkompetenz», erklärt Peter Schubiger.
Kommunikation: Eine ehrliche und exakte Kommunikation erwartet sowohl die Kundschaft als auch die Schadensversicherung von den Carrosserielackierer/-innen. Deshalb dokumentierten die Lernenden ihre Arbeitsprozesse mit Bildern und Text. Sie hielten ihre Gedanken und Vorgehensweise fest. Zum Beispiel musste ein Loch in der Heckscheibe der Kunststoff-Carrosserie repariert werden. Felice hat das Loch mit dem Stabschleifer V-förmig ausgeschliffen. In ihrer Dokumentation erklärt sie: «Um das Loch habe ich mit der Excenterschleifmaschine und Schleifpapier P180 die Oberfläche angeschliffen, damit der Kunststoffkleber haften kann.»
Kritisches Denken: Die Lernenden hinterfragten ihre Arbeitsprozesse laufend. In der Arbeitsdokumentation hielten sie fest, welches Werkzeug und welches Material verwendet wurde und sich bewährte. Sie schätzten vor einer Aufgabe den Zeitaufwand und verglichen diesen mit der tatsächlich benötigten Zeit. So betrachtet ist die Projektarbeit auch eine Standortbestimmung, ob man mit zeitlichem Druck umgehen kann.
Losgelöst von jeder Last durften die Lernenden die Projektarbeit-Feier bei der Larag AG in Wil geniessen. Die Juroren waren sich einig, dass Felice Garnier (Max Heidegger AG, Triesen FL) und Tristan Surberg (Amag Auto und Motoren AG, Buchs SG) die besten Arbeiten ablieferten. Neben den beiden Erstplatzierten hat es Lea Thoma (Fahrwerk und Motorentechnik, Jona) auf den dritten Platz geschafft. Dank der Sponsoren erhielten die Podestplätze eine Spritzpistole und alle Teilnehmenden ein Erinnerungsgeschenk.