Nachhaltigkeit: Den Worten Taten folgen lassen
Die Fachfrauen und Fachmänner Betriebsunterhalt EFZ haben die Nachhaltigkeitsbemühungen ihres Lehrbetriebs kritisch unter die Lupe genommen. Dabei haben sie eigene Vorschläge ausgearbeitet und präsentiert. Sie seien die Experten, um solche Massnahmen vorzuschlagen, sagt Mattia, Lernender im zweiten Ausbildungsjahr.
Die Toilette spült, ohne dass sie genutzt wird. Alessandro wurde vom Sensor erfasst, während er das Video für die Projektarbeit aufnimmt. Er nimmt seine Klasse mit auf einen Videorundgang durch seinen Lehrbetrieb. Dabei zeigt er auf, wie das Unternehmen seine Nachhaltigkeit verbessern könnte und damit ökologisch bessere oder billigere Lösungen möglich werden. Er schlägt vor, auf den Sensor zu verzichten und in den Toiletten einen manuellen Spülkasten zu installieren.
Es sind solche Überlegungen, die von unternehmerischem Denken und Handeln zeugen. Solche Massnahmen erhofften sich Berufskunde-Lehrerin Sandra Stadler und ABU-Lehrer Christoph Hensch, als sie die beiden Fächer kombinierten und den Auftrag «Konzept betriebliche Nachhaltigkeit» erteilten. Die Fachfrauen und Fachmänner Betriebsunterhalt EFZ untersuchten in der Gruppenarbeit die Aspekte Energie-, Wasser-, und Wertstoffkreislauf.
Viele sinnvolle Vorschläge
Vorgeschlagen werden von den Lernenden im zweiten Ausbildungsjahr Optimierungen in allen drei Bereichen. Hier einige willkürlich ausgewählten Beispiele:
- Brian will alle Leuchtstoffröhren durch LED ersetzen.
- Leon schlägt vor, die Wasserhähne mit Mischdüsen zu versehen, um die Wassermenge zu reduzieren.
- Samir will einen prominenteren Standort für die Müllcontainer, damit die Trennung von Glas, Pet und Papier eher gelingt.
- Jordan hat sich mit UV-Schutzfolien für die Fenster befasst. Diese dunkeln den Innenraum leicht ab und wehren Sonnenstrahlen ab, ohne dass die elektrischen Storen zum Einsatz kommen.
- Für Elektroautos als Firmenfahrzeuge setzt sich Enes ein und Joel will die Ölheizung durch eine Luftwasser-Wärmepumpe ersetzen.
Es mache Sinn, als Fachmann/-frau Betriebsunterhalt den eigenen Betrieb zu hinterfragen, sagt Mattia. «Wir sind die Fachleute und kennen uns in der Nachhaltigkeit-Thematik aus», erklärt er. Mattia macht sich für eine Photovoltaikanlage stark. Auf den Dächern seines Lehrbetriebs hat er eine ausreichende Fläche ausgemacht, um Sonnenenergie zu nutzen.
Für die eigene Idee einstehen
Kevin hat sich vorgenommen, einen Beitrag gegen Food Waste zu leisten. Er empfiehlt seinem Lehrbetrieb, dass sich die Mitarbeitenden bereits im Intranet für ein Mittagsmenü entscheiden sollen. «Der Koch kann dadurch die Essensmenge besser kalkulieren. Auch dürfen die Mitarbeitenden der Küche einen Menüvorschlag für die nächste Woche melden», erklärt Kevin seine Idee. Das Intranet bietet den zusätzlichen Vorteil, dass die Kommunikation papierlos erfolgt.
Während der Projektarbeit erkannte Kevin, dass seine Meinung im Betrieb gefragt ist: «Wir Mitarbeitenden haben die Fähigkeit, etwas zu verändern.» Es helfe, wenn man für seine Idee einsteht.
Der innere Antrieb zur Veränderung
Hilfreich ist es auch, wenn der Grund für eine Massnahme gut kommuniziert wird. Deshalb orientierten sich die Lernenden am Wirkungsmodell Golden Circle von Simon Sinek. Sie gaben zuerst eine klare und deutliche Antwort darauf, warum die Mitarbeitenden etwas tun sollen und was sie letztlich davon haben. Ohne diese entscheidende Antwort würde der innere Antrieb zur Veränderung fehlen.
«Nur glückliche Mitarbeitende sind gute Mitarbeitende», erklärt Chenoa von welchem Grundsatz er seine Idee ableitete. In seinem Lehrbetrieb erhält er bei der Reinigung Unterstützung von Menschen mit einer kognitiven Beeinträchtigung. Um die Arbeitseinteilung effizienter zu gestalten, will er mit einer Skills-Tabelle arbeiten. Chenoa führt aus: «Wer kann was? Wer muss worin geschult werden? Wir kürzen die Planungsphase und haben Mitarbeitende, die besser ausgebildet und motivierter sind.»
Chenoa schätzte wie viele aus seiner Klasse besonders die jeweiligen Betriebsbesichtigungen innerhalb der Gruppen. Er habe unterschiedliche Herangehensweisen kennengelernt. Abschliessend bringt Kevin die Nachhaltigkeitsbestrebungen auf den Punkt: «Taten sind schwerer als Worte. Ich kann noch lange über Massnahmen reden. Beginnen wir jetzt lieber damit.»
Das Projekt UDH kurz erklärt
Ein Bedürfnis erkennen und daraus das passende Angebot ableiten, ist der Kern des Projekts «Unternehmerisches Denken und Handeln an Berufsfachschulen der Schweiz». Alle Berufslernenden sollen die Chance haben, sich unternehmerische Kompetenzen anzueignen. Ziel ist die systematische Verankerung von unternehmerischem Denken und Handeln (UDH) in der beruflichen Grundbildung. Die UDH-Modelle werden durch das Lernprogramm myidea.ch vermittelt.
Die praktische Umsetzung von UDH wird am GBS St.Gallen zurzeit vom Leiter ABU Mario Della Costanza zusammen mit allen ABU-Lehrpersonen herausgearbeitet. Ab dem Schuljahr 24/25 sollen die myidea-Inhalte integrativer Bestandteil im Allgemeinbildenden Unterricht bei EFZ-Ausbildungen sein.
Mehr Infos über das Schweizerische Zentrum für Unternehmerisches Denken und Handeln gibt es hier.