Zeichennacht 2024: Die pure Lust am Zeichnen
Kreativ starteten die Besuchenden der Zeichennacht ins Wochenende. Sie entdeckten ungeahnte Talente und das vielfältige Angebot an Kunst- und Designkursen der Schule für Gestaltung St.Gallen. Zwei neue Kursleiterinnen weckten mit ihren Workshops die Neugier.
Nein, im Schulzimmer der Schule für Gestaltung St.Gallen fand keine Fitnesslektion statt. Zu Beginn ihres Workshops ermutigte Alicia Velázquez die Teilnehmenden, sich zu bewegen. Körper und Geist wurden durch einfache Übungen aufgelockert, um Platz für kreative und spontane Ideen zu schaffen.
Die erfahrene Designerin, die unter anderem in New York, London und Shanghai tätig war, erklärt: «Beim Zeichnen geht es um Technik und Lust. Ziel ist es, den Prozess zu geniessen und die Hand einfach machen zu lassen.» Sie empfiehlt, nicht einer vorgefertigten Idee zu folgen, sondern intuitiv aus dem Bauch heraus zu zeichnen. Wie das gelingt, zeigt sie in ihrem Kurs «Freies Zeichnen».
Blind zeichnen
Auch Regula Baumer holte ihre Workshop-Teilnehmenden aus ihrer Komfortzone. Eine Übung bestand darin, sich gegenseitig blind zu porträtieren. Mit einem Zeichenbrett, Skizzenpapier und einem Bleistift tasteten die Besuchenden das Gesicht ihres Gegenübers nur mit den Augen ab. Währenddessen zeichneten sie synchron auf das Papier, ohne den Stift abzusetzen.
Raisa, eine Oberstufenschülerin, hatte sichtlich Spass an der Aufgabe, bei der sie nie aufs Blatt schauen durfte. «Es war lustig, aber ich hatte ein besseres Ergebnis erwartet», sagt sie lachend. Sie war mit ihrer Kollegin Lia gekommen, um herauszufinden, was eine Schule für Gestaltung alles anbietet. Lia überlegt, sich für den Gestalterischen Vorkurs für Jugendliche anzumelden: «Ich zeichne gerne und kann dabei meine Fantasie ausleben.»
Kreative Tonkunst
Fantasievoll war auch ein weiterer Posten von Regula Baumers Workshop: Stadt – Land – Fluss, aber statt zu schreiben wurde gezeichnet. Kathrin Lettner, Prorektorin Schule für Gestaltung St.Gallen Weiterbildung, vergleicht die Zeichennacht mit einem Geschenk und sagt: «Alles, was man verschenkt, sollte persönlich ausprobiert und geschätzt werden. Deshalb ist die Zeichennacht ideal – sie bietet einen Einblick in unser vielfältiges Angebot an Kunst- und Designkursen.»
Selbst besucht Kathrin Lettner derzeit den neuen Kurs «Keramische Vielfalt» von Momoko Berthold. «So kann ich der Kundschaft aus erster Hand Empfehlungen geben.»
Momoko Berthold begeistert sich für die Stimmung in ihrem kürzlich gestarteten Kurs. Alle seien willkommen, um die Welt der Keramik zu entdecken. «Es braucht keine Vorkenntnisse. Der Kurs ist perfekt für Einsteiger und widmet sich den Grundlagen wie der Auswahl des Tons und der passenden Modelliertechnik», schildert die Kursleiterin. Dabei entstehen Gebrauchsgegenstände wie Tassen, Schalen oder Blumentöpfe, aber auch kleine Skulpturen.
Im Zeichennacht-Workshop «3D-Druck» von Sven Brugger wurden währenddessen im Stundentakt neue Schlüsselanhänger mit dem Logo des GBS St.Gallen gedruckt. Und im Workshop «Urban Sketching» von Laura Sutter wurde unter anderem das Manifest der urbanen Zeichner-Szene thematisiert.
Warme Atmosphäre
Fleissig beobachtet und skizziert wurde auch in den Workshops «Akt, Figur und Portrait». Von Kursleiter Karl Fürer erhielt Zeichennacht-Teilnehmer Dragan den Tipp, zu einem Reisskohle-Stift zu wechseln. Reisskohle ist mit zusätzlichen Pigmenten angereicherte Kohle, die mit Ton zu unterschiedlich harten Kreiden gepresst wird.
Dragan findet die Zeichennacht, die kostenlos ist und ohne Anmeldung besucht werden darf, ein sehr grosszügiger Anlass. «Es macht Spass hier. Gerade beim Portraitzeichnen hat man nie ausgelernt und ist immer wieder etwas unzufrieden mit dem Ergebnis», sagt er.
Momoko Berthold nahm vor ein paar Jahren selbst an der Zeichennacht teil, jetzt leitet sie ihren eigenen Kurs. «Die Zeichennacht gefällt mir wegen ihrer kreativen und äusserst warmen Atmosphäre», lobt sie. Diese besondere Atmosphäre zieht sich auch durch die regulären Kunst- und Designkurse der Schule für Gestaltung St.Gallen – über mehrere Lektionen und Tage hinweg.