Die Gastro-Fachkräfte jubeln im Team

Eigentlich sind es sich die Fachkräfte der Gastroberufe gewohnt, dass sie ihren Gästen ein unvergessliches Erlebnis bereiten. An der Lehrabschlussfeier waren sie selbst als Gast eingeladen. Der Anlass in der Olma-Halle bot Festreden als Vorspeise, Ehrungen als Hauptgang und einen Apéro Riche als Dessert. Der Gruss aus der Küche war eine ganz spezielle Laudatio.
Zur Lehrabschlussfeier luden das GBS St.Gallen, die Gastro Stadt St.Gallen, die Interessengemeinschaft Gastro-Lehrlingsfeier IGL und die Hotel & Gastroformation SG AI AR FL. Seine Begrüssungsrede richtete René Rechsteiner an 900 Gäste. «Es herrscht ein tolles Ambiente hier in der Olma-Halle 9.1 A», bemerkte der Präsident der Gastro Stadt St.Gallen.
Der Tag der Lehrabschlussfeier sei ein Wendepunkt im Leben der jungen Erwachsenen, sagte René Rechsteiner. «Ihr könnt voller Stolz auf eure leidenschaftliche und harte Arbeit zurückblicken», fuhr er fort. Gefeiert wurden nicht nur die individuellen Erfolge, sondern auch das starke Zusammengehörigkeitsgefühl. René Rechsteiner verwies darauf, dass das Team in der Gastronomie eine entscheidende Rolle spielt: «Ihr habt gelernt, Hand in Hand zu arbeiten, euch gegenseitig zu unterstützen und gemeinsam Höchstleistungen zu erbringen.»
Während der Ausbildung wurden nicht nur technische Fertigkeiten vermittelt. Die jungen Fachkräfte lernten, unter Druck zu arbeiten, Veränderungen flexibel anzunehmen und in turbulenten Situationen die Ruhe zu bewahren. «Ihr wisst jetzt, wie wichtig es ist, den Gästen ein unvergessliches Erlebnis zu bieten. Ihr verzaubert mit eurem Engagement, eurer Kreativität und eurem Lächeln», so René Rechsteiner abschliessend.

«Sie sind alle unersetzbar – im direkten Kontakt mit den Gästen und in der Küche», sagte Daniel Kehl, Rektor GBS St.Gallen. Seine Festrede hätte er auch mit der Hilfe von Künstlicher Intelligenz schreiben lassen können. ChatGPT hätte ihm innert wenigen Sekunden einen passablen Text mit einem Blick zurück und in die Zukunft geliefert. Daniel Kehl entschied sich bewusst dagegen, denn «all das was ChatGPT kann, ersetzt und würdigt in keiner Weise, was sie täglich leisten.» Die Arbeit der Restaurantfachmänner/-frauen EFZ, Restaurantangestellten/-innen EBA, Hotelfachmänner/-frauen EFZ und der Köche/-innen EFZ sei durch den persönlichen Kontakt geprägt.
Daniel Kehl nahm diese persönliche Komponente auf und berichtete aus seinem Privatleben. Er erzählte von seiner bevorzugten Pizzeria abseits der Hauptverkehrsachse in Diepoldsau. Mittlerweile führen die beiden Söhne des Pizzaiolos das gut besuchte Restaurant. Beide sah er aufwachsen und mit beiden hat die Familie Kehl ein freundschaftliches Verhältnis. «Wir sind Teil einer grossen Familie», sagte Daniel Kehl.
Die Lebensgeschichte einer Restaurantfachkraft im Restaurant Natura in Helsinki kennt Daniel Kehl ebenfalls. Ein dreistündiger Aufenthalt reichte aus, um diese Vertrautheit zu schaffen.
Die Erzählung über Ralph ist nicht weniger spannend. «Ich staune immer wieder, wie der Freund aus meiner Jugend heute einen wunderbaren Wein kreiert und damit erfolgreich ist», so Daniel Kehl. Um die Wein Berneck GmbH zu gründen, habe es Mut gebraucht. Mut als Zutat für den Erfolg. Die Pizzeria in Diepoldsau punktet derweil mit dem Heimatgefühl, das sie bei ihren Gästen auslöst. Im Natura fühlt man sich wohl, weil in kurzer Zeit eine Beziehung entsteht. «All diese persönlichen Elemente zeichnen ihren Erfolg auch in Zukunft aus», sprach Daniel Kehl zu den Lehrabschlussgänger/-innen.

Den Restaurantsfachkräften Nia Steinmüller und Gianluca Peter war es gegönnt, die Laudatio in der Olma-Halle zu halten. Sie entschieden sich für einen Rückblick, der sich reimt und mit einigen Insidern gespickt ist.
Also das wars jetzt?
Dafür haben wir drei Jahre lang die Schulbank besetzt?
So viel gelernt,
sich ab und zu über die Tests beschwert.
Doch wir sind ja nicht doof.
Von unseren Berufskunde-Lehrpersonen lernten wir: Aus der Rindsfiletspitze macht man das Stroganoff.
Dank unseren ABU-Lehrpersonen wissen wir auch, wie man schwierige Wörter schreibt.
Doch liebe ÜK-Leiter/-innen bitte kein Neid.
Denn auch vom ÜK wissen wir alle Bescheid.
Die beste Geschichte war die vom Tee.
Den wir Refas wissen nun die Arbeiter bei Lipton sehen Schnee
genau so selten wie guten Tee.
Ab und zu ein Apéro, natürlich zum üben, zu viel.
Doch das alles nur fürs grosse Ziel!
In der Küche mussten sie sich mit den Köchen rumschlagen.
Doch statt verzagen,
gab es köstliches Essen.
Und natürlich auch etwas Theorie nicht zu vergessen!
Auch unsere Hofas sind heute hier, die nicht nur einen Bereich abdecken
sondern ab und zu die Leute auschecken.
Sich um saubere Zimmer bemühen
und dafür mit dem Mittelchen rumsprühen.
Insgesamt ist also klar
Die Schule war wunderbar.
Ein ganz anderer Teil unserer Lehrer stellen die Betriebe da.
So viele Gesichter die man täglich sah.
Den Kollegen würde man am liebsten grillieren,
den Lehrmeister ab und zu filetieren
und den ein oder anderen Gast völlig vom Erdboden stornieren.
Doch egal wie oft wir noch hören «ach du arbeitest in der Gastro – da sind ja alle verrückt», wir haben’s nun gerafft.
Wir haben diese Lehre geschafft.
Nicht nur an uns, sondern auch an unsere Lehrpersonen, Ausbildner/-innen und ÜK-Leiter/-innen einen grossen Dank.
Und wer es noch nicht kapiert: dies ist nun das Zeichen für jede und jeden, die/der heute Abend noch nicht die Gläser schwank.
Wir können stolz auf uns sein
Denn wir haben so viel kapiert.
Und wegen uns ist noch keine Lehrperson krepiert.
Wir Nia & Peterli wünschen euch viel Spass am heutigen Abend.

Niklas Schiess gehört zu den 16 Lernenden, die mit einem Social Skills Award ausgezeichnet wurden. «Ich fühle mich geehrt. Dabei habe ich mich während der Berufsschule so gegeben, wie ich bin», sagt der Koch des Restaurants Militärkantine. Er habe nicht versucht, zusätzlich freundlich zu sein.
Mit dem Social Skills Award ehrt die Stiftung Emil Nüesch Lernende, die sich durch ihre hohe Sozialkompetenz auszeichnen. Gewählt werden die Preisträger/-innen von der Klasse. Dieser Aspekt macht die Auszeichnung für Liesa Graf besonders: «Es ist eine extreme Anerkennung. Letztlich geht es aber auch in der Berufsschule nur als Team.» Die Restaurantfachfrau übernahm an der Gastronomiemesse in Luzern die Rolle des Chef de Service. Die REF3a gewann mit einer starken Leistung das Battle of Zagg (mehr dazu).
Luzia Fässler und Liesa Graf besuchten dieselbe Klasse. Sie seien zu einer Familie zusammengewachsen, sagt Luzia Fässler. «Wir haben uns bei Schwierigkeiten geholfen und es oft lustig gehabt», blickt sie zurück. Die Preisträger/-innen zeichnen sich durch ihre Kommunikation sowie Team-, Konflikt- und Kritik-fähigkeit aus. Für künftige Bewerbungsverfahren ist das mit je 250 Franken dotierte Diplom Social Skills Award wertvoll.
Die Preisträger/-innen:
- Dimitros Kotsivos, Koch
- Oktay Yildiz, Koch
- Bettina Saliba, Köchin
- Niklas Schiess, Koch
- Svenja Tanner, Köchin
- Fabian Beusch, Koch
- Vanessa Jann, Küchenangestellte
- Andrenny Hafner, Küchenangesteller
- Dawa Sikhang, Küchenangestelle
- Linnea Konzett, Küchenangestellte
- Jennifer Bauer, Restaurantangestellte
- Zenat Berhe, Restaurantangestellter
- Luzia Fässler, Restaurantfachfrau
- Liesa Graf, Restaurantfachfrau
- Sara Hohl, Restaurantfachfrau
- Lorena Kehl, Restaurantfachfrau

Eltern, die das Handy zücken und Mitarbeitende, die lautstark jubeln – die Lehrabschlussfeier der Gastroberufe war reich an Emotionen. Für den würdigen Rahmen sorgten auch zwei Linien auf der Bühne. Auf der ersten Linie besammelten sich jeweils alle Lernende aus der Klasse, um dann einzeln einen Schritt nach vorne zu machen. Auf der zweiten Linie durften sie ihr Lehrabschlusszeugnis entgegennehmen und für den Fotografen posieren. «Nehmen sie Haltung an», sagte Fachlehrperson Daniel Züllig scherzhaft zu einem Lernenden, der bereits in die RS eingerückt ist.
Daniel Züllig führte gemeinsam mit Lehrerkollege Martin Erlacher durch den Mehrgänger. Sie vergassen nicht, den Ausbildungsbetrieben und den Sponsoren dieser Feier herzlich zu danken. Ebenso waren die beiden für die zusätzlichen Ehrungen von herausragenden Vertiefungsarbeiten und den besten Noten verantwortlich. Der Applaus war den Lernenden gewiss. «Klatschen ist gut für die Durchblutung. Sie sind hier im richtigen Fitnessprogramm», bemerkte Martin Erlacher in Richtung Publikum.
Auf der Bühne begrüssten die beiden Moderatoren auch noch das erfolgreiche Kochteam Culinary Creators und Markus Schmid. Er vertritt die Schweiz nach seinem Erfolg an den SwissSkills an den WorldSkills in Lyon. Der Weltmeistertitel in diesem Herbst wäre die Krönung – und eine ideale Gelegenheit, um auf sein Projekt Lehrbegleiter aufmerksam zu machen. «Wir fördern die regionale Küche und vernetzen die verschiedenen Berufe Koch/Köchin, Metzger/-in und Servicefachkraft», erklärt Markus Schmid. Nach seinem Auftritt wurde bei weitem nicht das letzte Mal geklatscht. Viel Applaus erntete zurecht auch die Band Tont.

Aus dem Fachkräftemangel ergeben sich grosse Karrierechancen. Diese Überzeugung vertreten ausgewiesene Könner ihres Fachs. «Bewirbt euch. Bei uns könnt ihr nicht nur arbeiten, wenn ihr empfohlen werdet. Wir nehmen jede Bewerbung gerne entgegen», ermunterte Loris Lorenzo, Restaurant Manager des Einstein Gourmet.
Die Gastronomen unterstützen sich bei der Suche nach geeignetem Personal auch gegenseitig. Als in seinem Team kein Platz frei war, leitete Loris Lorenzo die Interessenten/-innen an Silvio Germann weiter. Der Küchenchef des Restaurants Mammertsberg legt Wert auf Mitarbeitende, die im Team an einem Strang ziehen. «Für mich sind die Motivation und die Leidenschaft ein wichtiges Kriterium», erklärte Silvio Germann.
Elif Oskan empfahl den Lehrabgänger/-innen, Entscheidungen auch aus dem Bauch heraus zu treffen. Die Besitzerin des Restaurants Gül in Zürich und Jurymitglied von Masterchef verwies darauf, dass Spontanität eine wichtige Eigenschaft in der Gastronomie ist. «Extrem viel im Leben geschieht spontan. Hört aufs Herz», sagte Elif Oskan.

Ein solches Fest verdient eine würdige Einladung, einen würdigen Auftritt. Diesem Wettbewerb stellen sich Jahr für Jahr die Polygrafen/-innen EFZ im dritten Ausbildungsjahr. Entstanden sind so Einladungen und Visuals für die Coiffeure/-innen oder Elektroberufe. Für die Gastronomen hat sich Silvana Schambron ins Zeug gelegt. Ihr Design fand sich auch auf den Powerpoint-Folien und sogar auf den Kleidern der Moderatoren wieder.
Die beiden Fachlehrpersonen Daniel Züllig und Martin Erlacher trugen Massanfertigungen vom Couture-Lehratelier des GBS St.Gallen. Die Bekleidungsgestalter/-innen überzeugten mit viel Liebe zum Detail.
Ein herzliches Dankeschön gilt auch allen Sponsoren, die diese Lehrabschlussfeier ermöglicht haben. Applaus verdient auch das OK-Team:
- Max Gsell (OK-Leitung)
- René Rechsteiner (OK-Leitung)
- Daniel Bösch
- Martin Erlacher
- Corinne Früh
- Roland Fuchs
- Susanne Scheiwiller
- Daniel Züllig
