Erinnerungschaos? Dieser Interactive Media Designer schafft endlich Ordnung
Für seine Diplomarbeit an der Schule für Gestaltung St.Gallen hat Mike Frischknecht vom schweizerischen Verband der dipl. Absolventen/-innen Höherer Fachschulen (ODEC) einen Anerkennungspreis erhalten. Die fiktive App souly∞ des Interactive Media Designers soll ein Ort sein, an dem Erinnerungen lebendig werden. Ein digitales Archiv, in dem Videos, Sprachaufnahmen, Texte und Notizen hinterlassen werden.
Pianistin Clara wohnt in Bern und ist 43 Jahre alt. Sie nutzt regelmässig die neue App souly∞, um neue Melodien aufzuzeichnen. Besonders wertvoll findet Clara an der App, dass sie ihre Demo-Aufnahmen zusammen mit Fotos und den zugehörigen Orten automatisch sortiert. «Clara plant, einige ihrer Werke erst posthum zu veröffentlichen, um deren langfristige Erinnerung zu sichern», beschreibt Mike Frischknecht die Persona in seiner Diplomarbeit weiter. Zusätzlich beruhigte es sie, dass die Verwaltung ihrer Online-Konten nach ihrem Tod geregelt sei.
Anhand von Clara beschreibt Mike Frischknecht nicht nur das Bedürfnis seiner Zielgruppe klar. Er fasst auch sein Bestreben zusammen, das er mit der Abschlussarbeit im Lehrgang Interactive Media Design HF verfolgt: Ein digitales Erbe schaffen, das über den Tod hinausreicht. Eine virtuelle Verbindung zu unseren Liebsten, die Zeit und Raum überwindet.
Kreativ ausgetobt
In einer Welt, die zunehmend von digitaler Kommunikation geprägt ist, steht die Frage im Raum, wie wir unsere digitalen Fussabdrücke für die Zukunft sichern können. Mike Frischknecht skizziert in seiner Diplomarbeit eine mögliche Antwort und sagt: «Ich durfte mich kreativ total austoben. Es gab weder Vorgaben noch Marktkonkurrenten, die einschränkten.»
Mike Frischknecht durfte bei seiner Arbeitgeberin galledia group ag bereits nach zwei Semestern innerhalb des Konzerns zur Multi Digital in Buchs SG wechseln. Er konnte und kann im Job das anwenden, was er in der Schule jeweils am Freitag und Samstag lernte. Sein Rat an zukünftige Studierende der Schule für Gestaltung St.Gallen: «Denkt von Anfang an möglichst gross, denn im weiteren Verlauf kannst du dein Vorhaben immer noch redimensionieren. Gib dich nicht mit der erstbesten Idee zufrieden, sondern spinne sie immer weiter.» Es helfe, Personen aus dem eigenen Umfeld von der Idee zu begeistern. In solchen Gesprächen erhielt Mike Frischknecht zusätzliche Inputs: «Mein Mentor, meine Mitstudierenden und meine Kollegen haben meine Ideen jeweils gepusht.»
In Bezug auf die App souly∞ inspirierte ihn auch das Zitat «Ich will einen Fussabdruck von mir, stärker als die Zeit.» aus dem Song Komet von Udo Lindenberg und Apache 207.
Der digitale Nachlass wird geregelt
Die einzelnen Entwicklungsschritte der App hat Mike Frischknecht in seiner Diplomarbeit festgehalten: Von der Definition der Zielgruppe und Persona über das Festlegen der Typografie bis hin zur User Journey und dem Prototyping. Die zuvor skizzierten Wireframes der App hielten das Vorhaben fest, den gesamten Smartphone-Bildschirm für eine maximale Übersichtlichkeit zu nutzen. Den Usern soll das Gefühl vermittelt werden, in eine virtuelle Galaxie von Erinnerungen einzutauchen und darin stöbern zu können.
Der Mehrwert der App liegt nicht nur im Archivieren digitaler Inhalte, sondern auch in der Möglichkeit, diese mithilfe künstlicher Intelligenz automatisiert zu kuratieren. Während existierende Apps meist nur einfache Nachrufe oder digitale Grabsteine bieten, ermöglicht Mike Frischknechts Anwendung den Nutzern, zu Lebzeiten festzulegen, wer nach ihrem Ableben Zugang zu ausgewählten Erinnerungen erhalten soll. Dies ist eine Weiterentwicklung in der Art und Weise, wie wir mit dem digitalen Nachlass umgehen.
Mit diesem Abschlussprojekt im Rahmen seiner HF-Weiterbildung möchte Mike Frischknecht nicht nur eine Lücke im digitalen Erbe schliessen, sondern auch eine Plattform schaffen, die es Menschen ermöglicht, ihre Lebensgeschichten mit einer emotionalen Tiefe zu teilen. Er kann diesen Mehrwert bieten, weil ihn das berufsbegleitende Studium vertieft in die Welt der Interactive Media Designer/-innen eintauchen liess. Wertvoll sei auch das entstandene Netzwerk aus den Dozierenden und Mitstudierenden. Mike Frischknecht begründet: «Wir haben voneinander profitiert. Wir tauschten uns über Stellenangebote aus oder darüber, wie die anderen Betriebe mit Herausforderungen oder neuen Trends wie der Künstlichen Intelligenz umgehen.»
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