Metall macht glücklich – und unternehmerisches Denken Spass
Berufskunde und Allgemeinbildenden Unterricht vereinen – das geht, wie die GBS-Lehrpersonen Christoph Hensch und Driton Ukgjini mit den Metallbauer/-innen im dritten Ausbildungsjahr beweisen. Entstanden sind handgemachte Geschäftsideen fürs Velo, das Büro und den Esstisch daheim.
«Nie wieder nach dem Schlüssel suchen!» In etwa diesen Gedanken müssen die angehenden Metallbauer/-innen gehabt haben. Viele von ihnen haben als Geschäftsidee Gadgets entworfen, mit denen die verschiedenen Schlüssel griffbereit und übersichtlich aufbewahrt werden.
Erfreulich: Für Marketingmassnahmen und fürs Design wurde ebenfalls viel Aufwand betrieben. Das entspricht dem Geist des ABU-Projektunterrichts «Unternehmerisches Denken und Handeln». ABU-Lehrer Christoph Hensch und Berufskunde-Lehrer Driton Ukgjini haben es geschafft, innert wenigen Wochen die beiden Fächer zu kombinieren und den Lernenden neue Kompetenzen zu vermitteln.
Christoph Hensch zieht ein positives Fazit: «Ihr habt grosse Fortschritte darin erzielt, wie Unternehmer/-innen zu denken und zu handeln. Ihr habt bewiesen, dass ihr Widerstände annehmt und Lösungen sucht. Ihr richtet den Blick nach vorne und solche Mitarbeitenden sind in der Arbeitswelt gefragt.»
Präsentieren an der HSG
Beurteilt wurden die Produkte von einer Jury, in der Driton Ukgjini, Mario Della Costanza (Leiter ABU am GBS St.Gallen) und Tobias Lenggenhager von der gleichnamigen Metallverarbeitungsfirma in Häggenschwil SG sassen. Dabei war es nicht der Anspruch, in den nächsten Monaten ein Start-up zu gründen. Christoph Hensch verweist auf die Möglichkeit, dass die Lernenden ihre Geschäftsidee während der Vertiefungsarbeit VA im letzten Ausbildungsjahr weiterentwickeln.
Investieren würde die Jury zum Beispiel in den faltbaren Flaschenhalter der Gruppe Hera Metallbau. «Der lässt sich auch am Velo anbringen», bewirbt Mike. Für ihn war die abschliessende Präsentation in den Räumlichkeiten der HSG insofern speziell, weil er hier mit seinem Ausbildungsbetrieb Vettiger Metallbau die Umfassungszargen bei den Liften montierte. «Ich will nach der Lehre noch vier bis fünf Jahre auf dem Beruf arbeiten und mich dann weiterbilden», sagt Mike. Wahrscheinlich nicht an der HSG, sondern an der Baukaderschule St.Gallen. Dort gibt es das berufsbegleitende Studium zum/zur Metallbau Produktions- und Montageleiter/-in mit eidgenössischem Fachausweis.
Kein Produkt aus dem 3D-Drucker
Bereits die Kickoff-Veranstaltung führten Christoph Hensch und Driton Ukgjini im Square durch, dem Learning Center der HSG. Also an jenem Standort, wo eine Lern- und Lehrkultur für innovative Geschäftsideen schon besteht. Die Gruppe JEL Visions um Lino, Julian und Elia liess sich davon inspirieren. «Als wir durch das Gebäude liefen, haben wir bemerkt, wie die Studierenden ihre Schlüssel, ihr Portemonnaie und ihr Handy auf dem Tisch ausbreiten», erklärt Elia.
Die Lösung für einen aufgeräumten Arbeitsplatz: Eine Ablage für alle Utensilien, inklusive Ladekabel-Zugang. «Wir haben bewusst Stahl verwendet, damit unser Produkt stabil steht. Ausserdem legen wir Wert darauf, dass es nicht so aussieht, als ob es aus einem 3D-Drucker kommt. Es ist handgemacht», sagt Elia.
Ein Nussknacker als Erbstück
Damit punktete die Gruppe bei Tobias Lenggenhager. Er lobte die Swissness und attestierte dem Prototyp einen hohen Detailierungsgrad. «Nahezu serientauglich», so der Unternehmer. Er war auch vom Nussknacker von Luca, Claudio, Christian und Joanne beeindruckt. Ein selbsterklärendes Produkt, das besonders ältere Personen unterstützt, die an Parkinson und Arthrose leiden. «Und ihr wisst ja: Metall macht glücklich. Wenn ihr es schafft, euren Nussknacker als Erbstück zu vermarkten, das von Generation zu Generation vererbt wird, investiere ich gerne in eure Idee», so Tobias Lenggenhager.
Driton Ukgjini fragte nach, ob das Gewinde des Nussknackers im Verlaufe der Zeit gewartet werden müsse. Schlagfertig entgegnete Luca, dass auch ein Fläschchen Schmieröl mitverkauft werden könne. Nach dem Jury-Urteil gestand Luca, dass er eine gewisse Anlaufzeit benötigte, um bei der Präsentation zu performen. «Ich habe mir bereits im Vorfeld Gedanken über die Fragen der Jury gemacht», verrät er seinen Trick.
Die Faszination Metall
Auf alle Präsentationen bezogen lobte Driton Ukgjini: «Ihr könnt stolz auf euch sein!» Während dem Projekt «Unternehmerisches Denken und Handeln» habe er mehr als Coach denn als Berufskunde-Lehrperson gewirkt. Diese Entwicklung freut Leiter ABU Mario Della Costanza. An die Lernenden gerichtet sagte er: «Wäre ich Unternehmer, würde ich viele von euch einstellen. Ihr macht die richtigen Überlegungen und geht die Aufgabe mit der erfolgsversprechenden Art und Weise an.»
Ein weiteres Beispiel diesbezüglich ist der auseinanderziehbare Handyhalter der Gruppe Exactley. Michi und Levin entwarfen einen Halter für die Hosentasche, der auf die Baustelle mitgenommen werden kann. Levin schildert: «Ein herkömmlicher Handyhalter ist immer gebogen. Statt mit einem solchen Winkel zu arbeiten, entscheiden wir uns für einen simplen Schnitt ins Blech.» Dadurch lassen sich die Teile praktisch zusammenstecken.
Levin ist fasziniert davon, mit den einzelnen Teilen zu arbeiten. Besonders das Schweissen gefällt ihm. «Es ist schön, deine finale Arbeit zu sehen. Du hast als Metallbauer immer ein Produkt, egal ob Fenster, Türen oder Geländer», sagt Levin. Für ihn steht fest, dass er sich gleich nach der Lehre fürs Studium zum/zur Metallbau Produktions- und Montageleiter/-in mit eidgenössischem Fachausweis anmeldet.
Das Projekt UDH kurz erklärt
Ein Bedürfnis erkennen und daraus das passende Angebot ableiten, ist der Kern des Projekts «Unternehmerisches Denken und Handeln an Berufsfachschulen der Schweiz». Alle Berufslernenden sollen die Chance haben, sich unternehmerische Kompetenzen anzueignen. Ziel ist die systematische Verankerung von unternehmerischem Denken und Handeln (UDH) in der beruflichen Grundbildung. Die UDH-Modelle werden durch das Lernprogramm myidea.ch vermittelt.
Die praktische Umsetzung von UDH wird am GBS St.Gallen zurzeit vom Leiter ABU Mario Della Costanza zusammen mit allen ABU-Lehrpersonen herausgearbeitet. Ab dem Schuljahr 24/25 sollen die myidea-Inhalte integrativer Bestandteil im Allgemeinbildenden Unterricht bei EFZ-Ausbildungen sein.
Mehr Infos über das Schweizerische Zentrum für Unternehmerisches Denken und Handeln gibt es hier.