Wow-Effekt: Die Aula als Punktwolke

Eine Planungsgrundlage fehlt häufig beim Umbau von Gebäuden. Darum gilt es vorgängig, das gesamte Gebäude zu vermessen. Welche Möglichkeiten es dafür gibt, zeigten Pascal Maurer (Vermflex GmbH) und Gregor Vogt (Vogeba GmbH) am BIM-Frühstücksgespräch der Baukaderschule St.Gallen. Beide Varianten liefern Ergebnisse in rekordverdächtiger Geschwindigkeit.

Gleich beide Referenten versetzten die Gäste in der Aula im Riethüsli ins Staunen. «Das ist schon mit den heutigen Möglichkeiten machbar?!» oder «Das wäre doch auch was für uns.» bekam der Sitznachbar zu hören. Wie an den vorangegangenen drei BIM-Frühstücksgesprächen gelang es, Impulse zu setzen. Geomatiker Pascal Maurer schaffte dies, in dem er den mobilen Laserscanner BLK 2GO mit seinem iPad verknüpfte und live demonstrierte.
«Mehr als ein Knopfdruck ist nicht mehr nötig, um in der heutigen Zeit 3D-Daten schnell und vollumfänglich aufzunehmen», erklärte Pascal Maurer.
Der Spezialist von der Vermflex GmbH machte mit dem Laserscanner ein paar Schritte in der Aula und verwandelte seine von ihm gezogene grüne Linie in eine Punktwolke. Diese Punktewolke besteht aus Millionen von einzelnen Punkten beziehungsweise X-, Y- und Z-Koordinaten. «Diese Methode erlaubt eine kostengünstige und detaillierte Aufnahme vom Gebäude – innert weniger Minuten. So entstehen auch Aufnahmen von einem gesamten Einfamilienhaus, weil ich mehrere Standorte zu einem Modell verknüpfen kann», erklärt Pascal Maurer.
Vorteile und Nachteile
Die Aula wurde zusätzlich mit einem stationären Gerät, einem 360-Grad-Laserscanner, vermessen. Die Genauigkeit der Geräte lässt es zu, zum Beispiel die Distanz von der Fensterfront zum Rednerpult millimetergenau zu bestimmen. «Erstellt wird ein digitaler Zwilling und die exakten Masse können dann in aller Ruhe im Büro bestimmt werden», so Pascal Maurer.
Mit Hilfe der Punktewolke werden in einem zweiten Schritt die 2-dimensionalen Zeichnungen wie Grundrisse, Schnitte und Ansichten erstellt, sowie das 3D-Modell gezeichnet. Dies sei der klassische Ablauf, sagt Gregor Vogt. Der diplomierte Baumeister und Inhaber der Vogeba GmbH erklärt: «Vom Laserscan über die Punktwolke zur Verarbeitung im CAD-Programm – das bringt tolle Visualisierungen und die Unterlagen können durchgängig genutzt werden. Aber es sind für die einzelnen Schritte diverse Programme nötig und das erfordert grosses Know-how.»

«Für uns Baumeister mehr als ausreichend»
Gregor Vogt nimmt seine Lösung aus dem Hosensack. Mit seinem iPhone und der darauf installierten App ist er ebenfalls in der Lage, Räume zu vermessen und 3D-Modelle zu erstellen. «Mein Ziel ist damit erreicht: Ich habe auf der Baustelle einen minimalen Aufwand und einen maximalen Ertrag», so Gregor Vogt. Für die App sei kein Vorwissen nötig. Die Handhabung ist einfach und die Erfassung der Daten geht rasch. Zu beachten ist, dass ein 3D-Modell und kein BIM-Modell entsteht. Gregor Vogt erklärt: «Generiert werden reine Oberflächen. Für eine grobe Visualisierung und fürs Erstellen von Offerten ist das für uns Baumeister mehr als ausreichend.»
Mit Gregor Vogts Ausführungen ging das vierte BIM-Frühstücksgespräch diesen Frühling zu Ende. Nach den Sommerferien lädt die Baukaderschule St.Gallen wieder in ihre drei BIM-Kurse:
Genauigkeit, die begeistert
Dieser Fokus auf Building Information Modeling erachtet Pascal Maurer als wichtig. Vor wenigen Jahren sei BIM ein Fachwort gewesen, über das die wenigsten Bescheid wussten. Heute wächst das Wissen über BIM rasant und die technischen Hilfsmittel werden vorzu weiterentwickelt. «Es gibt bereits Laserscanner, die an einer Drohne befestigt sind, um ein Modell von einem Gelände aufzunehmen. Künftig wird noch sehr viel mehr möglich sein. Diese Genauigkeit begeistert», sagt Pascal Maurer.
Auch Gregor Vogt erwartet neue Produkte auf dem Markt und geht stark davon aus, dass die von ihm präsentierten App dereinst für Laserscanning brauchbar ist. Ein weiterer Beleg dafür, dass BIM definitiv ein Trendbegriff ist, mit dem sich die Baubranche lieber früher als später auseinandersetzt.