Typobiografie – die Würdigung eines ganz Grossen
Jost Hochuli ist Typodesigner, Buchgestalter, Grafiker und wurde vielfach ausgezeichnet. Im Juni ist der langjährige Dozent der Schule für Gestaltung St.Gallen 90 Jahre alt geworden. Jetzt wurde er im Rahmen der Tÿpo St. Gallen in einer vollbesetzten Aula am GBS-Standort Riethüsli mit Reden seiner Weggefährten/-innen gewürdigt. Mit einer schöneren Feier hätte das neuste Buch mit Jost Hochuli, Typobiografie, nicht lanciert werden können.
«Er ist eine Institution in St.Gallen», schreibt das Kulturmagazin Saiten. Jost Hochuli habe Generationen von jungen Berufskollegen/-innen inspiriert und geprägt. Sein Werk «Das Detail in der Typografie» ist für viele Fachleute die Typografie-Bibel schlechthin. Wenig überraschend kommt das in über zehn Sprachen übersetzte Fachbuch auch heute noch im Studium Visuelle Gestaltung HF zum Einsatz.
Kathrin Lettner, Abteilungsleiterin der Schule für Gestaltung St.Gallen, sagte zur Eröffnung der Feierlichkeiten in der Aula: «Jost, ich verbeuge mich vor deinem typografischen Werk. Vor deiner Art, wie du Generationen inspiriert hast und inspirierst. Ich freue mich, dass du immer wieder zu uns an die Schule für Gestaltung St.Gallen kommst.»
«Immer eine Freude, hier zu unterrichten»
Von 1980 bis 1996 war Jost Hochuli nebenamtlicher Lehrer für Schrift an der Schule für Gestaltung in St.Gallen sowie Leiter des berufsbegleitenden Weiterbildungskurses Typografischer Gestalter. Bescheiden wie er ist, bezeichnet er sich heute als 17. Rad am Wagen. «Ich war nur einen Tag pro Woche hier. Die Schüler/-innen hatten ein hohes Niveau und waren liebenswürdig. Ich habe mich immer gefreut, hier zu unterrichten und wünsche allen Lehrpersonen solche Klassen», erinnert sich Jost Hochuli gerne zurück.
Roland Stieger, Co-Lehrgangsleiter Visuelle Gestaltung HF, kennt Jost Hochuli seit Jahren und war einer seiner Schüler im Lehrgang Typografischer Gestalter. In den vergangenen Jahren lud er Jost Hochuli häufig in den Unterricht an die Schule für Gestaltung St.Gallen ein. «Jost machen seine Neugierde und seine Offenheit für Neues aus», bewundert Roland Stieger.
In vier Fremdsprachen, darunter Koreanisch
Im Foyer der Schule für Gestaltung waren einige von Hochulis Arbeiten zu bestaunen. Wer noch vertiefter in sein reiches Arbeitsleben eintauchen und mehr über seine Vorbilder wissen will, kann im neuen Werk Typobiografie schmökern. Dieses feierte am Starttag der Tÿpo St.Gallen Vernissage und beinhaltet unter anderem 200 Abbildungen aus 60 Jahren Arbeit.
Das Buch erscheint durch die Verlagsgenossenschaft St.Gallen VGS, die 1979 von Hochuli mitgegründet wurde (damals unter dem Namen Verlagsgemeinschaft St.Gallen). Heute gehören mit Roland Stieger und Rupert Kalkofen zwei VGS-Verwaltungsratsmitglieder den Typobiografie-Herausgebern an. Die dritte im Bunde ist Doris Überschlag.
Das St.Galler Tagblatt würdigt in einem aktuellen Artikel: «Wie sehr Hochulis Schaffen international auf Interesse stösst, zeigt die Tatsache, dass die 200 Seiten umfassende Publikation Typobiografie auch auf Italienisch, Französisch, Englisch und Koreanisch erscheint.»
Die Bedeutung der regionalen Typografie
Kay Jun doziert in Südkorea Grafikdesigntheorie und reiste eigens für die Geburtstagsfeier und Vernissage von Jost Hochuli nach St.Gallen. Sie erklärte den Anwesenden: «Jost hat mich geprägt. Obwohl er mich nie direkt unterrichtete, hat mich seine Typografie in den letzten zehn Jahren beeinflusst.» Bei einer Recherche entdeckte sie, dass nicht nur ein Josef Müller-Brockmann oder Richard Paul Lohse den Schweizer Typografie-Stil prägten. «Da war auch ein Jost Hochuli, den man immer mit dem Ort St.Gallen verband», so Kay Jun. Jost Hochuli habe ihr die Möglichkeiten und Bedeutung der regionalen und lokalen Typografie aufgezeigt.
Die Allegra – Jost Hochulis Lebenswerk
Wenig überraschend ist die Typobiografie mehrheitlich in der Schrift gesetzt, die als Jost Hochulis Lebenswerk bezeichnet werden darf: Allegra. Für die Sans Serif erhielt er 2012 von der Stadt St.Gallen den Anerkennungspreis.
Wertschätzung brandete Jost Hochuli in der Aula entgegen. Der Gefeierte selbst nahm den Anlass so, wie man ihn kennt: eher zurückhaltend und ruhig. Ein glücklicher Jost Hochuli zum Abschluss: «Ich danke allen Freunden, ehemaligen Schüler/-innen und Workshop-Teilnehmer/-innen, die heute gekommen sind. Meiner Frau Ursula möchte ich für ihre grosse Unterstützung danken.»
90 Jahre Jost Hochuli – die Feierlichkeiten gehen weiter
Ausstellung
Die kleine Ausstellung über das Schaffen von Jost Hochuli ist vom 14. November 2023 bis 6. Januar 2024 in der Bibliothek Hauptpost, St.Gallen, in Zusammenarbeit mit der Kantonsbibliothek Vadiana, zu sehen. Susanne Uhl, Leiterin der Kantonsbibliothek Vadiana, sagt: «Neulich erst wurde ich im privaten Rahmen gefragt, was Bibliotheken denn von Nachlässen hätten. Von dem Beispiel Jost Hochulis ausgehend, kann ich nur sagen: Sie bereichern unseren Möglichkeitsraum.»
Vorlesungsreihe
Die Vorlesungsreihe zu Ehren von Jost Hochuli findet im Rahmen der Öffentlichen Vorlesungen der Universität St. Gallen vom 14. November bis 19. Dezember 2023 statt (jeweils von 18:15 bis 19:45 Uhr im Raum für Literatur).
Zum Programm.
Die Vorträge werden auf Youtube gestreamt.
