«Ein Lob an die experimentierfreudigen Lehrpersonen»
1 Schule mit 7 Standorten an 10 Adressen: Lehrpersonen aus Freiburg und Hamburg lernten das GBS St.Gallen während ihres Besuchs kennen. Angetroffen haben sie auskunftsfreudige Lernende und Lehrpersonen, die in offenen Lernräumen nach dem Blended-Learning-Ansatz unterrichten. «Die Herzlichkeit war überall spürbar», sagt Renate Storm, Schulleiterin an der Walther-Rathenau-Gewerbeschule in Freiburg.
Mehr GBS St.Gallen geht fast nicht. Die Gäste der Beruflichen Schule für Medien und Kommunikation Hamburg (BMK Hamburg) und der Walther-Rathenau-Gewerbeschule in Freiburg besuchten die Brückenangebote, diverse Berufskundeunterrichte und die Sozialberatung KSD. Sie schauten auch im Robotik-Labor und bei den «WinterSpring»-Teilnehmenden in der IoT-Werkstatt vorbei.
Lehrperson Tanja Hesse (BMK Hamburg) bilanziert: «Die Lernenden denken sehr frei und vermitteln einen selbstorganisierten Eindruck. Ich habe während dem Besuch viele Ideen gesammelt.» Zum Beispiel zeigte GBS-Lehrerin Selina Slamanig, wie die Polygrafen/-innen im zweiten Ausbildungsjahr die Lernplattform Moodle nutzen. Die auf verschiedene Lernpfade aufgeteilte Aufgabe lautete, die Abläufe im eigenen Lehrbetrieb vorzustellen.
Coaching im Unterricht
Der Unterricht war so gestaltet, dass die Lernenden die Lektionen auch dafür nutzen konnten, um im Betrieb die Auskunftsperson zu treffen. Die über Moodle gestellte Aufgabe kann flexibel orts- und zeitunabhängig gelöst werden. «Nach einem theoretischen Input meinerseits können alle in ihrem eigenen Tempo und mit der eigenen Lernstrategie arbeiten. Trotzdem bin ich hier, um sie zu unterstützen», erklärt Selina Slamanig ihre leicht veränderte Rolle von der Lehrperson zum Coach.
Die Bereitschaft, moderne Unterrichtsformen zu testen und vorzu umzusetzen, gewichtet Renate Storm hoch. Die Schulleiterin an der Walther-Rathenau-Gewerbeschule in Freiburg macht ein tolles Kompliment: «Ein Lob auf die Lehrpersonen, die so experimentierfreudig unterrichten. In vielen Ecken am GBS St.Gallen ist ein Aufbruch erkennbar.»
Offene Lernräume inspirieren
Ein Aufbruch ist auch in der räumlichen Ausgestaltung ersichtlich. Unter anderem die Bemühungen, zeitgemässe Lernräume an den Standorten des GBS St.Gallen zu ermöglichen, hat die Gäste aus Deutschland beeindruckt. Als Beispiele am Standort Riethüsli konnten etwa die Arenen im Zimmer H.414 und im offenen Lernraum der Schule für Gestaltung St.Gallen gezeigt werden. GBS-Rektor Daniel Kehl informierte darüber, dass der Wunsch nach Austauschmöglichkeiten und modernen Unterrichtsformen auch den Neubau prägen wird.
Lennart Hoffmann von der Schulleitung der BMK in Hamburg liess sich von den offenen Lernräumen der Schule für Gestaltung inspirieren: «Die Kreativität im Raum ist spürbar. Unser Gebäude ist zwar noch nicht so alt wie eures, aber auch wir werden die Klassenräume öffnen.»
An der IMS-T wird auch debattiert
Lehrerin Leonie Feldbusch will sich ebenfalls überlegen, welche räumlichen Möglichkeiten sie an der Walther-Rathenau-Gewerbeschule in Freiburg vorfindet und wie der Fokus noch stärker auf selbstorientiertes Lernen gelegt werden kann. Die gelernte Informatikerin schaute bei den Schülern der Informatikmittelschule mit Berufsmaturität (IMS-T) vorbei. «Die Life Skills in den Unterricht einzubauen, ist ein spannender Ansatz», sagt sie.
GBS-Lehrperson Elvira Befort widmete die Life-Skills-Lektionen dem Abstimmungssonntag. Die Schüler informierten sich über die Renteninitiative, welche die Finanzierung der AHV mit der Erhöhung des Rentenalters nachhaltig sichern will. «Warum sollten Sie sich jetzt schon über die AHV Gedanken machen?», fragte Elvira Befort in die Runde.
Die Schüler lernen im Fach Life Skills unter anderem, eine eigene Meinung zu bilden und ihre Standpunkte zu begründen. «Anschliessend werden wir eine klasseninterne Debatte zur Renteninitiative halten. Die Schüler sammeln jetzt Argumente und nehmen später eine Meinung ein», erklärte Elvira Befort den Gästen aus Deutschland. Diese hätten die Diskussionen bestimmt gerne noch mitverfolgt, aber der nächste Input in einem Klassenzimmer am GBS St.Gallen liess nicht lange auf sich warten.