Ein neues Duo mischt den Interactive Media Design HF auf

Mit Andrea Foenander und Roland Müller haben zwei bekannte Gesichter die Leitung des Lehrgangs Interactive Media Design HF übernommen und freuen sich, ihre Erfahrungen mit den Studierenden auszutauschen.
Andrea und Roland, ihr kennt die Schule für Gestaltung St.Gallen auch aus der Sicht der Studierenden. Was habt ihr aus euren Weiterbildungen bei uns mitgenommen, das eure Studierenden unbedingt auch erleben sollen?
Roland: Für mich ist es ganz klar die durch den Lehrgang gewonnene Zeit für die intensive Arbeit an eigenen, kundenunabhängigen Projekten.
Andrea: Stimmt, das kann man im Berufsleben nie mehr so intensiv tun wie während so einer Weiterbildung.
Roland: Im Alltag ist es oftmals schwierig, sich so tief mit einem Projekt auseinanderzusetzen. Während des Studiums aber hast du die Möglichkeit, deinen Horizont sehr stark zu erweitern. Wenn du zum Beispiel noch nie mit Code gearbeitet hast, erfährst du in den Modulen, was Code für die Gestaltung tun kann. Oder wenn du mehr über interaktive Kampagnen lernen willst, stehen Dir alle Türen zur weiteren Erprobung offen! Im Idealfall fühlen sich die beiden Studientage unseres berufsbegleitenden HF-Lehrgangs wie in einem inspirierenden Team einer Interactive Media-Agentur an. Praxisnah, fast real.
Andrea: Zusätzlich zur Vielfalt der Themen profitieren die Studierenden natürlich auch von den unterschiedlichen Dozierenden. Einige kommen aus Deutschland, andere arbeiten selbstständig oder sind in renommierten Agenturen tätig. Zu sehen, wie es die Profis machen ist sehr inspirierend und hinterlässt viele bleibende Eindrücke.
Warum habt ihr euch entschieden, die Lehrgangsleitung von Rosa Maria Ventre und Alex Huldi per 1. November 2024 zu übernehmen?
Roland: Da wir seit Beginn dieses Lehrgangs dabei sind, sprach uns diese Herausforderung sofort an. Wir kennen zum einen die bisherige Lehrgangsleitung mit Alex und Rosa sowie die Lehrpersonen gut. Zudem bin ich seit Herbst 2019 selbst auch als Dozent tätig und dadurch auch in den unterschiedlichen Klassenverbänden unterwegs.
Andrea: Ja, wir haben den allerersten Lehrgang Interactive Media Design an der Schule für Gestaltung St.Gallen besucht. Von 2015 bis 2018 haben wir uns zur/zum Dipl. Gestalter/-in HF, Fachrichtung Kommunikationsdesign, Vertiefung Interactive Media Design, weitergebildet. In der Rolle als Präsidentin der HF Subkommission Interactive Media Design habe ich mir ausserdem, wenn auch nur für kurze Zeit, für die Weiterentwicklung des Lehrgangs eingesetzt.
Roland: Das Schöne ist, dass der HF-Lehrgang Interactive Media Design sehr fundiert entwickelt wurde – damals noch von Jana Nobel und Alex – und wir ihn deshalb nicht neu erfinden müssen. Vielmehr können wir dank unserer neuen Position aktiv an der inhaltlichen Weiterentwicklung mitarbeiten und diese spannende Weiterbildungsmöglichkeit gegen aussen verstärkt präsentieren.
Andrea: Wir haben grosse Lust, uns den Stundenplan genauer anzuschauen. Wie können wir die Fächer so am Puls der Zeit gestalten, damit die Weiterbildung für unsere Studierende in nichts, was in der Welt des Interactive Media Designs passiert, nachsteht?
Ihr führt im Duett eure eigene Agentur iD visuelle Kommunikation GmbH. Was bringt ihr euren Studierenden bei: Wie gelingt eine langfristige Kundenbeziehung?
Roland: Kommunikation ist entscheidend. Eine klare, offene, frühzeitige Kommunikation ist genauso wichtig wie dem Gegenüber richtig zuzuhören. Es geht darum, Wünsche zu verstehen, unter gestalterischen Gesichtspunkten zu interpretieren und professionell umzusetzen. Langfristige Kundenbindung erreicht man, indem man stets sein Bestes gibt. Mit dem, wie wir als Gestaltende auftreten und wie wir unsere Ideen entwickeln, eröffnen wir uns die Chance eine langfristige Kundenbeziehung aufzubauen und zu pflegen.
Andrea: Unser Ziel ist es, immer ein «Mü» mehr zu geben. Der «Mü»ller sitzt ja auch immer mit am Tisch (lacht). Eine gute Kundenbeziehung bedeutet auch, gut ansprechbar zu sein. Wir möchten postwendend reagieren. Und sei es nur mit einem kleinen Wink, dass wir uns der Sache schnellstmöglich annehmen.
Roland: Deshalb ist diese Lehrgangsleitung in Co-Leitung so wertvoll. Unsere Studierenden und Dozierenden haben immer eine Ansprechperson. Dabei halten wir uns gegenseitig den Rücken bei administrativen Aufgaben, während den eigenen Unterrichtszeiten und bei der Arbeit in der Agentur frei.
Was sind für euch die Vorteile einer Co-Lehrgangsleitung?
Andrea: Wir sind ein eingespieltes Team und haben Ende 2004 gemeinsam unsere «iD!» gegründet. Wir wissen genau, wo die jeweiligen Stärken liegen und wer deshalb welche Aufgaben übernimmt.
Roland: Die «iD!» war übrigens Andreas interne Diplomarbeit für den Typografischen Gestalter EFA – den wir von 2002 bis 2004 an der Schule für Gestaltung St.Gallen gemacht haben. Seitdem leben wir unsere gemeinsame Leidenschaft für die Gestaltung analoger und digitaler Erlebnisse in diesem, uns selbständig gesetzten Rahmen, aus.
Andrea: Unsere Kundschaft staunt immer wieder aufs Neue, welchen grossen Wert typografische Gestaltung im analogen und digitalen Raum hat.
An welchen Erfahrungen aus eurem Alltag bei der «iD!» lasst ihr eure Studierenden teilhaben?
Roland: Im Unterricht lasse ich die Studierenden natürlich immer wie automatisch an meinem Alltag teilhaben, indem ich Beispiele und die dabei gemachten Erfahrungen teile. Sei es bei den Interactive Media Designer/-innen HF und auch in der Fachklasse Grafik, wo ich auch unterschiedliche Module unterrichten darf. Wir unterrichten das, was wir seit Jahren leben und begleiten das mit vielen Alltagsgeschichten. Interaktive Designkonzepte, Typografische Gestaltung, visuelle Kommunikation, texten, programmieren und kreatives Coden sind unser tägliches Brot.
Andrea: Wir beherrschen dank unserem Tun in der eigenen Agentur den gesamten Gestaltungsweg: von der Konzeptarbeit über die Gestaltungsaufgaben und die Realisation bis hin zu den finanziellen Rahmenbedingungen.
Unsere Studierenden profitieren auch vom Netzwerk der Schule für Gestaltung St.Gallen. Wie haben euch diese Bekanntschaften genutzt?
Andrea: Wir profitieren immer wieder von den Kontakten, die wir während des Studiums geknüpft haben. Networking war einer der vielen Gründe, das Studium zu beginnen, da die langjährige Selbständigkeit immer wieder von frischem Wind profitiert. Erst kürzlich haben wir für eine iD!-Kundin zusammen mit einem ehemaligen Dozenten für Film und Audio ein Videoprojekt realisiert. Wir waren für das Konzept verantwortlich und dieses wurde von ihm dank der mittlerweile freundschaftlichen Zusammenarbeit professionell gefilmt, geschnitten und vertont.
Roland: Beruflich hat uns dieses Netzwerk in der Zwischenzeit immer wieder Türen geöffnet. Seien es meine beiden Dozentenanstellungen und nun auch diese Lehrgangsleitung. Wir können uns bei anderen Kreativschaffenden Rat holen, uns durch ihr Schaffen weiterhin inspirieren lassen und pflegen auch den Kontakt zu ehemaligen Studierenden. Solch ein Netzwerk aufzubauen braucht seine Zeit, aber es lohnt sich auf jeden Fall, persönlich und langfristig.
Unser Lehrgang Interactive Media Design HF fördert kreatives und kritisches Denken sowie die Fähigkeit, technologische Neuerungen früh zu erkennen und zu integrieren. Wie macht ihr euch mit den neusten Tools vertraut?
Roland: Das ist ein kontinuierlicher Prozess und integriert sich ungefragt und wie von allein in den Alltag, wenn man in der digitalen Mediengestaltung arbeitet. Wenn du dir das Leben erleichtern und gleichzeitig einen hohen Qualitätsanspruch halten willst, bleibt dir gar nichts anderes übrig, als dich tagtäglich mit den neusten Technologien auseinandersetzen. Und das macht Spass und den gestaltenden Beruf abwechslungsreich. Am Schluss geht es aber einfach darum, zu verstehen, wie du Technologie gezielt und für dich und deine Aufgabe intelligent nutzen kannst. Nicht darum, jedem «Trend» hinterher zu rennen. Es gibt immer mehrere Tools, die eine Aufgabe interessant lösen können – da gilt es, das passende für die eigenen Bedürfnisse auszuwählen. Im Studium haben unsere Studierenden die Zeit, all diese Möglichkeiten zu erkunden, dabei ihre eigenen Erfahrungen zu machen und die rasanten Entwicklungen aktiv mitzuverfolgen.
Andrea: Wir halten es bei der «iD!» so, dass wir das, was wir gerne machen auch gerne «von Hand» erledigen, während Sachen, die wir einfach nur mühsam finden sehr gerne an ein intelligentes Tool delegieren. Und wie das geht, lehrt das Leben und der Interactive Media Design HF...
